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Die drei ??? - 100 - Toteninsel

Die drei ??? - 100 - Toteninsel

Titel: Die drei ??? - 100 - Toteninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Marx
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vorm Ablegen von Bord gegangen war? Er kam in dieser Frage einfach nicht weiter. Fest stand, dass er seine Skinny-Norris-Rolle am besten durchhielt, indem er sich so wenig wie möglich an Deck blicken ließ. Das machte ihn für alle anderen zwar noch undurchsichtiger, aber wenigstens konnte er so unangenehmen Fragen ausweichen. Doch er hielt die Enge der Kabine schon jetzt nicht mehr aus. Außerdem war ihm permanent leicht übel.
    Da oben waren der freie Himmel, die warme Sonne und die frische Seeluft. Und er versteckte sich in der winzigen Kabine.
    Peter stand auf und öffnete das Bullauge. Aber die salzige Luft, die hereinströmte, vergrößerte noch seine Lust, an Deck zu gehen. »Ach, was soll's.« Er verließ die Kabine und kletterte über die Stahltreppe an Deck der ›Explorer‹. Juan hatte gerade Brückenwache. Umso besser. Mr Schwartz schlief wahrscheinlich, da er die Nachtwache übernommen hatte. Und Mrs Svenson und Mr Olin saßen in Liegestühlen und sonnten sich im Windschatten des Brückenhäuschens. Peter wollte sich einfach nur an die Reling stellen und aufs endlose Meer hinaussehen, aber Dr. Svenson hatte ihn sofort entdeckt.
    »He, Skinner! Sieht man dich auch mal hier oben. Setz dich doch zu uns!«
    »Ich wollte eigentlich nur...«
    »Nun komm schon her!«
    Er hatte wohl keine Wahl. Widerwillig griff er nach einem an die Wand gelehnten Liegestuhl, klappte ihn auseinander und setzte sich.
    Maria Svenson richtete sich auf. »Was treibst du denn die ganze Zeit? Versteckst du dich vor uns?«
    »Ich war müde«, log Peter.
    »Ich habe von dem Gespräch gestern Morgen gehört. Wenn es um Juan geht - du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Er ist ein alter Pessimist, der niemanden richtig leiden kann, außer sich selbst.«
    »Wenn überhaupt«, brummte Olin und blinzelte unter seiner Sonnenbrille hervor.
    »Nimm's nicht persönlich, was er gesagt hat.«
    »Ist schon okay.« Peter blickte durch die Stahlstreben der Reling. Wasser, so weit das Auge reichte. Die See war recht ruhig, trotzdem schaukelte das Schiff beständig auf und ab. Die
    ›Explorer‹ schnitt eine schnurgerade, weiß schäumende Linie in den Pazifik. Nirgendwo war Land zu sehen, kein einziges Schiff weit und breit, als wären sie völlig allein auf dem größten Ozean der Erde. Und Peter war allein unter Fremden, die ihn für einen anderen hielten. Er fühlte sich plötzlich sehr einsam und klein.
    Vielleicht hätte er doch besser unter Deck bleiben sollen. »Wie siehst du das, Skinner?«
    »Bitte?«
    Dr. Svenson lachte. »Du scheinst wirklich noch müde zu sein.
    Wir sprachen gerade über den Fluch von Makatao. Glaubst du daran?«
    »Ich weiß nicht«, gestand Peter. »Ich habe davon zu wenig Ahnung.«
    »Ein Mythologieexperte ist er also auch nicht«, sagte Svenson zu Mr Olin. »Aber dafür haben wir ja Sie.« Sie lachte.
    »Ihnen wird das Lachen schon noch vergehen«, prophezeite Olin, jedoch ohne eine Spur schlechter Laune. »Die Mikronesier wissen, warum sie keinen Fuß auf Makatao setzen.«
    »Aber wenn es dort Ruinen gibt, müssen sie doch dort gewesen sein«, sagte Peter und bereute sogleich seinen Einwurf.
    Hatte er schon zu viel von sich preisgegeben?
    Aber Olin antwortete bereitwillig: »Schlauer Einwand. Aber als die Grabanlage gebaut wurde, gab es schließlich noch keine Toten, die dort begraben waren. Die Mikronesier haben aus Makatao praktisch einen riesigen Friedhof gemacht. Du musst wissen, ihre Religion beruht nicht auf dem Glauben an Götter wie bei den meisten anderen Urvölkern. Sie verehren ihre Ahnen. Im ganzen ozeanischen Raum ist der Ahnenkult noch heute weit verbreitet. Die Toten zu ehren und ihre Ruhe nicht zu stören, ist das oberste Gebot dieses Volkes gewesen. Wer dagegen verstößt, ist selbst dem Tod geweiht.«
    Dr. Svenson lachte spöttisch. »Das mag ja ihr Glauben sein.
    Aber am Ende ist es doch nur Glaube. Um nicht zu sagen Aberglaube.«
    »Oh nein, es ist mehr als das. Als die Spanier Mikronesien im sechzehnten Jahrhundert besiedelten, wollten sie auch auf Makatao Fuß fassen. Die Ureinwohner versuchten sie davon abzuhalten. Vergeblich. Aber wie sich herausstellte, lernten die Spanier ihre Lektion auch von allein sehr schnell. Das Schiff, das losgeschickt worden war, um eine Siedlung auf Makatao zu errichten, kehrte nie wieder zurück. Als schließlich ein Suchtrupp losgeschickt wurde, um nach dem Rechten zu sehen, lag das Schiff noch immer vor Anker. Von der Besatzung fehlte jedoch jede

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