Die drei ??? - 100 - Toteninsel
sich um. Die Maschine hatte nur vierundzwanzig Plätze, von denen gerade die Hälfte belegt war. Auch die anderen Passagiere sahen ziemlich gerädert aus. Justus überlegte, ob einer von ihnen vielleicht ein Spion war. Rachel Hadden hatte angekündigt, sie weiterhin zu beobachten. Wie weit mochte sie damit gehen? Keiner ihrer Mitreisenden sah irgendwie verdächtig aus. Aber das hatte natürlich nichts zu bedeuten.
»Ich glaube, das ist Ponape«, sagte Bob und wies aus dem Fenster. Unter ihnen war eine große Insel aufgetaucht, die größte bisher. Sie war fast gänzlich von Urwald bedeckt, aber an der Küste waren kleine Siedlungen zu erkennen. Das Flugzeug umrundete die Insel und näherte sich ihr von Norden. Nun lag die Hauptstadt Kolonia direkt vor ihnen. Der Flugplatz lag auf einer kleinen vorgelagerten Insel, die durch eine Brücke mit der Hauptinsel verbunden war. Fünf Minuten später rollte die Maschine nach einer unsanften Landung über die holprige Piste.
Denn viel mehr als eine Piste war es nicht: Der Asphalt war an vielen Stellen aufgerissen und nur notdürftig wieder geflickt worden.
»Um Himmels willen, wo sind wir denn hier gelandet?«, fragte Bob, als er aus dem Flugzeug kletterte. Es gab keinen Shuttlebus oder Ähnliches, aber das war auch nicht nötig: Das Flughafengebäude war nur hundert Meter entfernt. Es hatte etwa die Größe eines kleinen Supermarkts. »Sagtest du nicht, dies sei die Hauptstadt Mikronesiens? Gibt es noch einen anderen Flughafen?«
Justus schüttelte den Kopf. »Das ist der Einzige. Ponape ist die Hauptinsel der Föderierten Staaten von Mikronesien. Und Kolonia ist die Hauptstadt. Eine Hauptstadt mit gerade mal fünftausend Einwohnern.«
Bob schnappte nach Luft. »Das ist ja noch viel kleiner als Rocky Beach! Und das soll die Hauptstadt sein?«
Während sie auf ihr Gepäck warteten, überprüfte Justus sicherheitshalber die möglichen Rückflugzeiten. Der nächste Flieger nach Los Angeles ging in zwei Tagen. Wenn alles klappte, waren sie schon bald wieder zu Hause. Sie verließen den Flughafen und gingen über die Brücke in die Stadt. Kolonia bestand im Wesentlichen aus einer Hauptstraße. Einer Straße aus festgetrampeltem, rotem Lehm. Überall standen kleine, runde Häuser mit spitzen Dächern aus getrocknetem, grauem Gras. Dazwischen einige Backsteingebäude: Hotels, Läden und Touristeninformationen. Und hinter dem kleinen Zipfel Zivilisation, der sich im Norden Ponapes festgesetzt hatte, breitete sich der Dschungel aus: Vulkanberge, die von einer dunkelgrünen Pflanzenpracht übergossen waren. Die Bäume reichten bis in die Stadt hinunter.
»Wow«, sagte Bob.
Es war noch früh am Morgen, trotzdem waren schon viele Menschen unterwegs. Frauen in langen, bunten Gewändern und mit pechschwarzen Haaren gingen an ihnen vorbei und begutachteten die Neuankömmlinge neugierig. Einige Kinder liefen fröhlich auf sie zu, schrien irgendetwas in einer fremden Sprache und rannten weiter.
»Hast du nicht gesagt, dass hier alle Englisch sprechen, Just?«
»Tun sie auch. Aber die mikronesischen Dialekte sind ebenfalls noch verbreitet.« Ein verbeulter Jeep fuhr an ihnen vorbei. Der dunkelhäutige Mann am Steuer mit dem exotisch anmutenden Gesicht grinste sie an und rief: »Kaselehlia!«
Bob lächelte. »Das ist toll. Alle sind nett zu uns. Fast als hätten sie uns erwartet.«
Der Erste Detektiv zuckte die Schultern. »Wir sind die Attraktion des Tages. Mehr als zehn Besucher hat Kolonia wahrscheinlich nicht am Tag.«
»Was hat der Mann da gerufen?«
»Kaselehlia. Das ist der ultimative Begrüßungs-, Abschieds-und Zwischendurchgruß in Mikronesien, passend für jede Tages-und Nachtzeit. In unserem Fall hieß es wohl ›willkommen‹.«
Der magische Kreis
Peter erwachte von einem Geräusch. Ein entferntes Scharren.
Oder war es nur das Rauschen der Bäume gewesen? Als er die Augen aufschlug, war es schon wieder vorbei. Er blinzelte. Die Sonne war gerade erst aufgegangen, doch es war genauso schlagartig hell, wie es am Abend zuvor dunkel geworden war.
Die anderen schliefen noch. Sie hatten sich in der Ruinenanlage auf den moosbewachsenen Steinplatten zusammengerollt und hier die Nacht verbracht. Es war so ziemlich die unbequemste Nacht gewesen, die Peter je erlebt hatte. In ihrem spärlichen Gepäck hatten sie kaum etwas zum Zudecken gefunden und es war schnell kalt geworden. Der Boden war hart. Er hatte Hunger und Durst gehabt. Und jedes Mal, wenn er gerade dabei war,
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