Die drei !!!, 14, Spuk am See
Schuhsohle zeigen lassen!«
»Uns wird schon was einfallen.« Kim legte den Gipsabdruck vorsichtig in eine Plastikdose, die sie im Rucksack verstaute. »Aber jetzt sollten wir erst mal unser Zelt aufbauen. Ich hab keine Lust, heute Nacht unter freiem Himmel zu schlafen.«
Es war später Nachmittag, als die drei !!! zu einem Spaziergang in das Dorf aufbrachen. Das alte Zelt von Franzis Bruder Stefan, das den drei !!! bereits während eines Sommercamps am Meer gute Dienste geleistet hatte, stand an einer geschützten Stelle auf der Wiese neben dem Teich, die Luftmatratzen waren aufgeblasen und die Schlafsäcke ausgerollt.
»Was haltet ihr davon, wenn wir irgendwo was essen gehen?«, fragte Kim, während sie auf einer von weiß getünchten Einfamilienhäusern gesäumten Straße in Richtung Ortskern marschierten. »Ich krieg langsam Hunger.«
»Du hast doch gerade erst deinen restlichen Reiseproviant aufgefuttert.« Franzi schüttelte ungläubig den Kopf. »Du kannst unmöglich schon wieder hungrig sein!«
»Das ist mindestens eine Stunde her«, verteidigte sich Kim. »Außerdem hält so ein lumpiges Brötchen nicht lange vor.« »Seht mal, da vorne!« Marie zeigte auf eine kleine Kirche, die am Ende der Straße auftauchte.
»Eine Kirche, na und?« Kim zuckte mit den Schultern.
»Glaubst du, da gibt’s was zu essen?«
»Quatsch, natürlich nicht.« Marie ging weiter und blieb schließlich vor einem schwarzen, schmiedeeisernen Tor stehen, das zum Kirchhof führte. Dahinter waren sauber geharkte Gräber zu sehen. »Was haltet ihr von einem kleinen Spaziergang über den Friedhof?«
Franzi zog eine Augenbraue hoch. »Willst du mal wieder mitden Geistern der Toten plaudern? Vielleicht hat einer von ihnen ja zufällig gesehen, wer bei Frau Schmidt eingebrochen ist.«
»Sehr witzig.« Marie warf Franzi einen wütenden Blick zu. »Ich wollte nur mal nachschauen, ob hier zufällig eine Antonia Schmidt begraben liegt.«
»Das darf doch nicht wahr sein!«, stöhnte Franzi. »Glaubst du etwa immer noch, dass uns der Geist dieser Antonia um Hilfe gebeten hat? So ein Schwachsinn!«
»Das ist kein Schwachsinn!«, verteidigte sich Marie. »Bloß weil manche Dinge über deinen Horizont gehen, bedeutet das noch lange nicht, dass es sie nicht gibt.«
»Was soll das denn heißen?« Franzi stützte die Hände in die Hüften und sah Marie herausfordernd an. »Hältst du mich etwa für beschränkt?«
Marie zuckte mit den Schultern. »Das hast du gesagt.«
»Schluss jetzt, Leute!«, sagte Kim streng. »Eure ständigen Streitereien gehen mir langsam echt auf die Nerven. Reißt euch mal ein bisschen zusammen, okay? Wir sind hier doch nicht im Kindergarten!« Sie atmete einmal tief durch, dann schlug sie vor: »Von mir aus können wir gerne einen kleinen Spaziergang über den Friedhof machen. Aber nur, wenn wir danach etwas essen gehen.«
Kim marschierte durch das schmiedeeiserne Tor, ohne eine Antwort abzuwarten, und Franzi und Marie folgten ihr ohne Widerrede. Offenbar hatte Kims kleine Strafpredigt gewirkt. Es kam selten vor, dass sie mal etwas lauter wurde. Aber manchmal hatte sie einfach keine Lust mehr, ständig zwischen Franzi und Marie zu vermitteln.
Während Kim über den Friedhof ging, beruhigte sie sich allmählich wieder und sah sich neugierig um. Die meisten Gräber waren neueren Datums. Sie wirkten sehr gepflegt. BlühendeFrühlingsblumen leuchteten Kim entgegen, und es war nirgendwo auch nur ein Fitzelchen Unkraut zu sehen. Kim achtete auf die Namen der Verstorbenen. Es gab mehrere Müllers, aber keine von ihnen hieß Antonia.
»Vielleicht sollten wir weiter hinten schauen«, schlug Marie vor. »Bei den älteren Gräbern.«
»Das bringt doch nichts«, maulte Franzi. »Wahrscheinlich gibt’s hier überhaupt keine Antonia Müller.«
Kim sah auf die Uhr. »Wenn wir das Grab in einer Viertelstunde nicht gefunden haben, brechen wir die Suchaktion ab und gehen was essen, okay?«
Franzi nickte ohne große Begeisterung, und die drei !!! verließen den neueren Teil des Friedhofs. Hinter der Kirche lagen die älteren Gräber im Schatten mehrerer uralter Kastanien. Die meisten Gräber waren offenbar seit Jahren völlig sich selbst überlassen. Von geharkten Wegen und frisch gepflanzten Blumen keine Spur. Efeu rankte sich an den schief stehenden Grabsteinen empor, deren Inschriften größtenteils von dichtem, grünem Moos verdeckt und im Lauf der Zeit verblasst waren. Kim stieg über einen dicken Ast, der mitten auf dem
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