Die drei !!!, 14, Spuk am See
viel zu früh sterben.« Der Pfarrer machte ein bekümmertes Gesicht. »Nach ihrem Tod wuchs dieser Rosenstrauch auf ihrem Grab, der bis heute jedes Jahr blüht. Aber die Blüten duften nicht.«
»Was?« Kim runzelte die Stirn. »Das gibt’s doch nicht!« Auch Franzi schüttelte ungläubig den Kopf.
Marie beugte sich sofort über den Strauch und sog tief die Luft ein. »Es stimmt! Die Blüten riechen nach gar nichts. Wie merkwürdig …«
»Warum interessiert ihr euch eigentlich so für Antonia Schmidt?«, fragte der Pfarrer. »Nehmt ihr in der Schule gerade Heimatlegenden durch?«
Kim schüttelte den Kopf. »Nein, wir sind nicht von hier. Wir machen über Pfingsten eine Radtour und zelten bei der alten Mühle. Frau Schmidt hat uns den Teich gezeigt und von seiner Geschichte erzählt. Und sie hat auch Antonia Schmidt kurz erwähnt.«
»Tatsächlich! Interessant …« Der Pfarrer sah überrascht aus, und Kim fragte sich, warum. »Wie geht es Isolde denn so? Man sieht sie nur selten im Ort. Sie lebt ziemlich zurückgezogen und kommt seit einigen Jahren leider auch nicht mehr in die Kirche …«
»Frau Schmidt geht’s prima«, sagte Marie schnell. »Alles in Ordnung.«
»Ihr dürft nicht alles glauben, was man im Ort über sie erzählt«, sagte der Pfarrer in vertraulichem Tonfall. »Die Leute redenviel, wenn der Tag lang ist. Angeblich soll sie völlig in der Vergangenheit leben und etwas verrückt sein.«
»Zu uns war sie bisher sehr nett und freundlich«, sagte Kim bestimmt. Es gefiel ihr nicht, dass der Pfarrer Klatsch und Tratsch aus dem Ort weitergab. »Wir müssen jetzt leider los. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
Der Pfarrer nickte den drei !!! zu. »Keine Ursache. Ich find’s schön, wenn sich die jungen Leute für die Vergangenheit interessieren. Das kommt nicht häufig vor. Und Antonia freut sich bestimmt, dass sie in letzter Zeit so viel Besuch kriegt.«
Kim, die schon im Begriff gewesen war zu gehen, drehte sich noch einmal um. »Wieso? Ist noch jemand an Antonias Grab gewesen?«
»Ja, gestern hat mich ein Mann nach dem Grab gefragt«, erzählte der Pfarrer.
Franzi runzelte die Stirn. »Warum denn?«
Pfarrer Wagner zuckte mit den Schultern. »Das kann ich euch nicht sagen. Er stammte nicht aus dem Ort, genau wie ihr. Ich habe ihm das Grab gezeigt, und er hat eine Weile hier gestanden. Dann ist er wieder gegangen.«
»Nochmals vielen Dank«, sagte Marie. »Auf Wiedersehen.« Die drei !!! verließen den Friedhof. Kim war froh, als das eiserne Tor hinter ihnen zuschlug und sie auf der Straße standen. Ein Glück – die Welt der Lebenden hatte sie wieder!
Antonias Geschichte
»Hab ich’s euch nicht gesagt?« Maries Augen blitzten aufgeregt, als die drei !!! durch den Ort in Richtung Marktplatz gingen. »Antonia Schmidt ist kein Hirngespinst. Sie hat tatsächlich gelebt.«
»Ja, aber inzwischen ist sie seit fast vierhundert Jahren tot«, stellte Franzi fest. »Darum kann sie auch nicht mit uns geredet haben.«
»Seht mal, da vorne ist ein Imbiss.« Kim zeigte auf ein kleines Haus mit bunter Markise direkt am Marktplatz. »Sollen wir uns da was zu essen holen?«
Marie zuckte mit den Schultern. »Von mir aus. Auch wenn mir ein richtiges Restaurant lieber wäre.«
»Am besten ein Fünfsternerestaurant mit lauter Spitzenköchen, die alle um dich herumscharwenzeln, was?« Franzi grinste spöttisch. »Also, ich finde den Imbiss völlig in Ordnung.« »Prima.« Kim hatte ein Internetcafé entdeckt, das gleich neben dem Imbiss lag. »Geht schon mal vor und bestellt mir eine große Portion Pommes und eine Currywurst. Ich checke nur schnell meine Mails.«
Eine Viertelstunde später kam Kim mit roten Wangen wieder aus dem Café. Franzi und Marie hatten sich inzwischen an einem freien Tisch vor dem Imbiss niedergelassen. Vor ihnen standen drei Teller mit duftenden Pommes frites und dampfender Currywurst. Kim lief augenblicklich das Wasser im Mund zusammen.
»Na, Post von Michi?«, fragte Franzi.
Kim schüttelte schnell den Kopf. Sie hatte tatsächlich insgeheim gehofft, dass Michi ihr von unterwegs eine Mail geschrieben hatte. Leider war ihr Posteingang abgesehen von einerHandvoll Spam-Mails leer gewesen. Dafür hatte sie etwas anderes entdeckt.
»Ich hab eine Seite gefunden, in der es um Heimatlegenden aus verschiedenen Regionen geht«, erzählte Kim, nachdem sie sich ebenfalls hingesetzt hatte. »Dort gibt es eine ausführlichere Fassung von Antonias Geschichte.« Sie angelte sich ein Stück
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