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Die drei !!!, 17, Gefährliche Fracht

Die drei !!!, 17, Gefährliche Fracht

Titel: Die drei !!!, 17, Gefährliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Wich
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sich die Tierbörse nicht vorgestellt. Das Geschäft mit exotischen Tieren schien ja sehr einträglich zu sein. Vor der letzten Tür hielt die Empfangsdame an und klopfte.
    »Herein!«, rief eine sonore Männerstimme.
    Herr Keller, ein schlanker blonder Mann um die vierzig mit ausgeprägten Wangenknochen, stand von seinem riesigen Schreibtisch auf und kam Marie lächelnd entgegen. »Frau Haverland, wie schön, Sie persönlich kennenzulernen! Was darf ich Ihnen anbieten? Tee? Kaffee?«
    Marie klimperte mit ihren sorgfältig getuschten Wimpern. »Ein Glas Wasser genügt vollkommen. Zimmertemperatur, bitte.«
    »Sehr gerne«, sagte die Empfangsdame, ging zu einer kleinen Bar und brachte ein Tablett mit einer Wasserkaraffe und geschliffenen Gläsern. Nachdem sie eingeschenkt hatte, zog sie sich lautlos zurück.
    Herr Keller führte Marie zu einer Sitzgruppe aus schwarzem Leder. Er trug einen teuren Anzug und silberne Manschettenknöpfe, alles Ton in Ton in Dunkelblau. Nur auf seiner rechten Schulter war ein ungewöhnlicher orangefarbener Farbklecks. Erst als er sich hinsetzte, erkannte Marie, dass der Farbklecks kein Muster war, sondern ein lebendiges Tier, genauer gesagt ein winziger Affe, nur etwa 30 Zentimeter groß.
    Herr Keller hatte ihren überraschten Blick bemerkt. »Ich hoffe, mein kleiner Freund stört Sie nicht?«
    »Nein, nein!«, versicherte Marie.
    »Das ist Paolo«, sagte Herr Keller, während er dem Äffchen zärtlich über den Kopf strich. »Ein Rotrücken-Totenkopfaffe aus Costa Rica. Sehr selten und sehr begehrt. Es gibt nur noch ganz wenige Exemplare davon.« Paolo streckte seine winzige Pfote aus und lauste die Haare seines Herrchens.
    »Lass das!«, rief Herr Keller, lachte aber dabei.
    Marie musste auch lachen. Das Äffchen mit dem leuchtend orangefarbenen Rücken und dem langen Schwanz war einfach zu süß. Doch als sie daran dachte, dass es bestimmt vom Aussterben bedroht war, wurde sie schnell wieder ernst.
    »Inzwischen weiß ich, was ich meinem Mann schenken möchte«, begann sie mit dem geschäftlichen Teil des Gesprächs. »Noch so einen kleinen Brauen-Glattstirnkaiman, damit unsere Florentine nicht so einsam ist. Außerdem ist mein Schatzi ganz vernarrt in das Tierchen.«
    Herr Keller nickte. »Das kann ich gut verstehen. Ich besorge Ihnen sehr gerne ein weiteres Exemplar. Wir haben große Erfahrung in der Beschaffung, auch bei Engpässen, aber das wissen Sie ja bestimmt von Ihrem Mann.«
    Marie nickte, während sie mit abgespreiztem kleinen Finger an ihrem Wasserglas nippte.
    »Es dürfte auch nicht allzu lange dauern«, sagte Herr Keller. »Von unseren Kurieren aus dem Amazonasgebiet bekommen wir regelmäßig neue Lieferungen herein. Um die lästigen Zollbestimmungen brauchen Sie sich nicht zu kümmern, Frau Haverland, das erledigen selbstverständlich wir.« Er zwinkerte ihr zu wie einer vertrauten Komplizin. »Die Deutschen sind da leider furchtbar pingelig und wollen tausend Papiere vorgelegt bekommen. Als ob es sich um gefährliche Drogen handeln würde, dabei führen wir doch nur süße kleine Tiere ein, nicht wahr, Paolo?«
    Das Totenkopfäffchen fiepte und kletterte blitzschnell von Herrn Kellers rechter zur linken Schulter. Dann stellte es sich auf die Hinterbeine und machte Männchen.
    Für einen kurzen Moment konnte Marie verstehen, dass Herr Haverland und Sina so verrückt nach exotischen Tieren waren. Doch dann machte sie sich bewusst, wie sehr die Tiere hier leiden mussten. Sie wurden brutal aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen und danach unter katastrophalen Bedingungen in kleinen Wohnzimmern gehalten. Marie wollte lieber nicht genau wissen, wie viele dieser Tiere innerhalb kürzester Zeit starben.
    Marie merkte, wie sie richtig wütend wurde. Es kostete sie große Mühe, Herrn Keller das alles nicht ins Gesicht zu schleudern. Stattdessen setzte sie wieder ihr naives Lächeln auf und flötete: »Ja, den ganzen Wirbel verstehe ich auch nicht. Mein Mann ist sooo lieb zu seinen Tieren, die haben es sooo gut bei uns!«
    »Das glaube ich Ihnen sofort«, sagte Herr Keller. »Dann darf ich also die Bestellung aufnehmen? Sehr schön! Ich drucke Ihnen gleich die Rechnung aus. Es ist doch in Ordnung für Sie, wenn wir Vorauskasse machen? Das ist bei uns so üblich, genauso wie die Barzahlung. Der Betrag wäre dann insgesamt … warten Sie …« Er nannte eine Summe, die weit über Maries monatliches Taschengeld hinausging, und das war dank ihres großzügigen Vaters mehr als

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