Die drei !!!, 17, Gefährliche Fracht
üppig.
Maries Gesichtszüge entgleisten. »Ich … äh … fürchte, so viel Geld habe ich gar nicht dabei …«
»Nein?« Herr Keller runzelte die Stirn. »Ihr Mann hat Sie nicht über die Preise und unsere Zahlungsmodalitäten aufgeklärt?«
Marie lächelte gequält. »Äh ... nein. Es soll ja eine Überraschung für ihn sein ... Hihi … Er weiß gar nicht, dass ich hier bin. Was machen wir denn da?« Ihre Hände wurden feucht, und sie rutschte nervös auf ihrem Sessel herum. Mist! Sie durfte sich jetzt bloß nicht anmerken lassen, wie überfordert sie mit der Situation war.
»Gibt es ein Problem, das Geld zu besorgen?«, fragte Herr Keller. Sein zuvorkommendes Lächeln wurde schmaler, und seine Wangenknochen traten stärker hervor.
»Nein, g…gar nicht …«, sagte Marie. Jetzt fing sie auch noch an zu stottern! So dämlich hatte sie sich schon lange nicht mehr angestellt.
Sie überlegte gerade fieberhaft, wie sie aus dieser Zwickmühle am besten wieder herauskam, als Paolo plötzlich einen spitzen Schrei ausstieß, blitzschnell von der Schulter seines Herrchens herunterkletterte und mit einem Satz zu ihr hinübersprang. Bevor sie sich wehren konnte, saß er auf ihrem Kopf und zerrte ihr den Hut herunter.
»Nein, nicht!«, rief Marie, doch Paolos Klauen ließen nicht locker. Mit einem Ruck zog er ihr die rote Perücke vom Kopf, packte seine Beute und schleppte sie kreischend davon.
Herr Keller ließ ihn seelenruhig gewähren. Langsam stand er auf und baute sich drohend vor Marie auf. »Sie sind gar nicht Frau Haverland, stimmt’s? Was für ein Spiel spielen Sie hier eigentlich?«
»Gar keins!«, sagte Marie, während sie mit zitternden Fingern ihre zerzausten blonden Haare ordnete.
Herr Keller lachte höhnisch. »Sie lügen! Jetzt aber raus mit der Wahrheit! Warum spionieren Sie hier herum, und wer hat Sie beauftragt?«
»Niemand!« Marie wich einen Schritt zurück, stolperte aber über einen Sessel, der im Weg stand.
Sofort nutzte Herr Keller ihre unglückliche Lage aus und packte sie unsanft am Arm. »Ich lasse mich nicht für dumm verkaufen!«
»Natürlich nicht«, flüsterte Marie. Verzweifelt versuchte sie, sich aus seinem Griff zu befreien, aber er war wesentlich stärker als sie.
Da breitete sich ein teuflisches Lächeln auf Herrn Kellers Gesicht aus. Er schnippte mit den Fingern, und schon fing Paolo wieder an zu kreischen. Er ließ die rote Perücke fallen, drehte sich um und stürzte auf Marie zu. Plötzlich schien alles in Zeitlupe abzulaufen. Marie sah, wie das Äffchen sich duckte und zum Sprung ansetzte. Höher, immer höher schraubte sich Paolo in die Luft. Er kam näher und näher, flog direkt auf Maries Gesicht zu. Marie riss den Mund auf und wollte schreien, aber sie brachte keinen einzigen Ton heraus.
Jetzt war das Äffchen nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt. Sie konnte seine blitzenden Augen sehen, seine Zähnchen und die linke Pfote mit den scharfen Krallen, die sich nach ihrer rechten Wange streckten.
Endlich konnte Marie doch schreien: »Neeeeiiin!«
Ihr Schrei beendete die Zeitlupe. Plötzlich ging alles rasend schnell. Die Tür wurde aufgerissen, die Empfangsdame kam mit erschrockenem Gesichtsausdruck herein und fragte: »Was ist denn hier los?«
Paolo erschrak so heftig über die laute Störung, dass er mitten im Sprung stoppte und nur noch Maries Haare streifte. Herr Keller lockerte für eine Sekunde seinen Griff, Marie riss sich los. Sie stolperte, stieß ihr Wasserglas um, stürzte auf die offene Tür zu und rempelte die Empfangsdame an. Ihr war alles egal. Hauptsache, sie kam hier raus. In ihren Ohren gellte ein erneuter Schrei des Äffchens, dann bellte auch noch irgendwo ein Hund. Marie rannte panisch den Flur entlang, hechtete zur Tür und stolperte die Stufen hinunter. Auf der letzten Stufe knickte sie mit ihren Highheels um. Ein Absatz brach ab. Marie fiel hin, rappelte sich mühsam wieder hoch, humpelte weiter. Endlich war sie an der frischen Luft, endlich auf der Straße. Sie riss sich den kaputten Schuh vom Fuß, den anderen auch und rannte barfuß den Gehsteig entlang, bis sie Seitenstechen bekam und kurz verschnaufen musste. Panisch drehte sie sich um, immer noch die Angst im Nacken, dass sich gleich der Affe auf sie stürzen würde. Aber da war zum Glück niemand. Kein Affe, kein Herr Keller und keine Empfangsdame.
Marie lehnte sich keuchend gegen eine Hauswand. Ihr Mantel war am Saum aufgerissen. In ihrer Netzstrumpfhose klaffte ein riesiges
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