Die drei !!!, 20, Beutejagd am Geistersee
sich noch keinen Millimeter bewegt, seit Franzi und Marie hereingekommen waren.
»Alles in Ordnung?«, fragte Franzi.
»Klar«, brachte Vicky hervor, aber es klang nicht besonders überzeugend. Vielleicht war sie einfach überarbeitet. Sie hatte offensichtlich einen harten Tag gehabt.
»Wir haben gute Neuigkeiten«, berichtete Marie. »Hier, sieh dir das an, dann geht’s dir bestimmt gleich besser.« Sie zog die Karte hervor, doch Vicky machte keine Anstalten, sie zu nehmen.
»Das ist eine Schatzkarte«, erzählte Franzi eifrig. »Damit finden wir das Gold garantiert!«
In diesem Moment bewegte sich der lange Vorhang, und eine Gestalt tauchte hinter dem blau-weiß gestreiften Stoff auf. Karl Niemann!
»Herzlichen Dank.« Er grinste höhnisch, während er der völlig verblüfften Marie die Karte aus der Hand nahm. »Gute Arbeit, ihr beiden. Nur werdet ihr von dem Gold leider nichts haben. Weil ich den Schatz nämlich heben werde. Ich allein!« Er verpasste Vicky einen Stoß in den Rücken, so dass sie zu Franzi und Marie taumelte. Sie schien sich vor Angst kaum auf den Beinen halten zu können. Franzi fing sie auf, bevor sie hinfallen konnte. »War nett, ein bisschen mit dir über alte Zeiten zu plaudern, liebe Nichte.« Karl Niemann warf Vicky eine Kusshand zu. »Als Familie muss man schließlich zusammenhalten, nicht wahr?«
Vicky stiegen Tränen in die Augen. Sie zitterte wie Espenlaub in Franzis Armen.
Franzi merkte, wie die Wut in ihr hochstieg. »Hat dieser Kerl dir was getan?«, zischte sie.
Vicky schüttelte den Kopf. »Nein, mir geht es gut. Tut mir leid, dass ich euch in die Falle gelockt habe, aber er hat mich dazu gezwungen. Ich hab’ noch versucht, euch zu warnen, doch es hat nichts genützt …«
»Mach’ dir keine Vorwürfe«, sagte Marie. »Du kannst nichts dafür.«
Karl Niemann warf einen schnellen Blick auf die Karte. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Perfekt!«, murmelte er. »Das wird ein Kinderspiel. Bald bin ich mit dem Gold über alle Berge, und dann beginnt endlich das Luxusleben. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie lange ich darauf gewartet habe!« Die durch die Schatzkarte ausgelöste Hochstimmung schien ihn gesprächig zu machen. Das mussten sie ausnutzen!
»Sie hatten die Beute ursprünglich in der Gartenlaube versteckt, stimmt’s?«, fragte Franzi. Gleichzeitig überlegte sie, wie weit es bis zur Haustür war. Würde ihnen die Flucht gelingen, wenn sie gleichzeitig losrannten? Nein, das war zu riskant. Franzi selbst war schnell, sie würde es vielleichtschaffen. Um Marie machte sie sich auch keine Sorgen. Aber Vicky war viel zu geschwächt und zittrig. Und es kam natürlich überhaupt nicht infrage, sie allein bei diesem Verbrecher zurückzulassen.
»Kluges Kind!« Karl steckte die Karte ein. Er ließ die Mädchen nicht aus den Augen. »Aber in der Laube war das Gold nicht mehr. Peter hatte es längst woanders hingebracht. Ich hab’ nur der Gründlichkeit halber dort zuerst nachgesehen.«
»Sie wussten also, dass das Gold nicht mehr in der Laube war?«, hakte Franzi nach.
»Ja, Peter hat es mir vor Jahren in einem Brief mitgeteilt, den er mir ins Gefängnis geschickt hat«, antwortete Karl Niemann. »Das war kurz vor seinem Tod. Angeblich fand er das Versteck im Gartenhaus zu unsicher.« Karl lachte höhnisch. »So ein Unsinn! Natürlich wollte er mich übers Ohr hauen, das war mir sofort klar. Er behauptete, das Gold in der alten Knopffabrik versteckt zu haben, die sich früher in der Nähe von Alt Schiertal befand. Die Fabrik wurde beim Bau des Stausees gesprengt.«
»Und das Gold?«, fragt Marie gespannt.
»Ist angeblich bei der Sprengung zerstört worden.« Karl schnaubte empört. »Peter hat tatsächlich gedacht, ich würde ihm diesen Mist abkaufen. Für wie blöd hat er mich eigentlich gehalten? Er wollte die ganze Beute für sich, das war total offensichtlich.« Karl grinste Vicky zu, die völlig apathisch ins Leere starrte. »Dein Vater war ein echter Verlierer. Alles, was er angefangen hat, ist schiefgegangen. Sei froh, dass du ihn los bist …«
Plötzlich erwachte Vicky aus ihrer Erstarrung. Flammende Röte schoss ihr ins Gesicht. »Du mieser Kerl! Ich werdenicht zulassen, dass du so über meinen Vater sprichst!« Ehe Franzi sie aufhalten konnte, stürzte Vicky auf ihren Onkel zu und trommelte mit den Fäusten auf ihn ein.
Karl Niemann war im ersten Moment so überrascht, dass er sich nicht wehrte. Aber nach einer
Weitere Kostenlose Bücher