Die drei Ausrufezeichen 41 - Im Bann des Flamenco
hergezogen habe. Der Jutebeutel ist fast von allein rausgerutscht. Und mit ihm eine Mappe.«
»Du hast Nerven wie Drahtseile«, sagte Franzi bewundernd. »Und? Was war in der Mappe drin?«
»Ein Stapel Unterlagen und Fotos. Allerdings konnte ich nur das oberste Blatt und einen Teil des zweiten sehen.« Kim zupfte an der Serviette. »Es waren Fotos: von einer wertvoll aussehenden Figur aus Gold oder so obendrauf und darunter von einem Ölgemälde. Von dem Gemälde konnte ich nur einen Ausschnitt und ein Stück des Rahmens erkennen. Aber ganz unten standen ein paar Angaben. Wahrscheinlich zum Titel des Bilds und dem Maler. Ich habe sie notiert.« Kim schob die Serviette in die Tischmitte. »Wenn ihr mich fragt, dann ist Monika Sales eine Diebin, die Kunstgegenstände auf dem Schwarzmarkt verkauft. Der Mann, der ihr die Mappe übergeben hat, ist bestimmt ein reicher Auftraggeber, für den sie die abgebildeten Kunstwerke beschafft.«
Franzi und Marie waren für einen Moment sprachlos. Marie fasste sich als Erste wieder. »Dann hat Monika garantiert auch die wertvolle Reliquie für diesen Mann gestohlen! War denn auch ein Foto von der Kapsel dabei?«
Kim schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht, ich konnte ja nicht die gesamten Unterlagen untersuchen. Ich habe nur das hier.« Kim tippte auf die Serviette.
Franzi und Marie beugten sich vor. Auf dem Papier waren große, eilig hingeworfene Krakel zu sehen.
»Hm«, machte Marie. »Das kann ich echt nicht entziffern.«
Kim sah beleidigt drein. »Entschuldige, aber ich hatte nicht viel Zeit und musste auf meinem Knie unter dem Tisch schreiben. Und diese spanischen Wörter mit den komischen Strichen über manchen Buchstaben sind echt kompliziert.«
Marie hob beschwichtigend die Arme. »So habe ich das doch nicht gemeint! Du hast einen super Job gemacht, ehrlich.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann das nur beim besten Willen nicht lesen. Du etwa?«
»Ja, klar. Der Titel des Bildes lautet »›Hech… ‹ , ähm, die nächsten Buchstaben kann ich leider nicht mehr lesen, und dann › …Flamenco‹.« Kim seufzte. »Der Maler heißt jedenfalls Tonio Auras. Dann war da noch eine Jahreszahl: 1968.«
»Das ist doch perfekt«, rief Franzi. »Wir können die Stichworte im Internet abfragen. Dabei kommt bestimmt etwas heraus, das uns weiterbringt.«
»Ja, das ist eine gute Idee, lass uns das gleich nach der Tatortbesichtigung machen.« Kim wuschelte sich durch die kurzen braunen Haare. »Ich habe das Gefühl, dass ich diese Worte schon mal irgendwo gesehen habe«, murmelte sie. »Aber ich komme einfach nicht drauf, wo.« Sie winkte dem Kellner. »Jetzt gehen wir erst mal zu unserem Termin mit Antonio Delgado.«
»Ich habe auch wirklich nichts mehr angefasst!«, rief der Pfarrer gleich bei der Begrüßung.
Kim nickte. »Das ist gut«, sagte sie etwas lahm. Sie warf ihren Freundinnen einen Blick zu. Viele Spuren würde es sowieso nicht mehr geben.
»Wir untersuchen direkt den Schreibtisch, danach sehen wir uns den Raum insgesamt an«, erklärte Kim dem Pfarrer. »Vielleicht finden wir Faserspuren, Haare oder etwas anderes Auffälliges.«
Delgado nickte beeindruckt.
Die drei !!! machten sich an die Arbeit.
»Wo lag die Reliquienkapsel denn, als Sie sie zum letzten Mal gesehen haben?«, fragte Franzi.
Der Pfarrer überlegte: »Das war hier.« Er sprang auf und lief zur linken Seite des mächtigen Eichenholztischs. »Ich habe die Kapsel aus dem Wandtresor geholt und hier vorne hingelegt.« Delgado zeigte auf einen Stapel mit Hochzeitsurkunden.
Kim zog überrascht die Augenbraue hoch. »Sie haben die Reliquie auf diesen Stapel gelegt?«
»Nein, natürlich nicht, er lag vorher irgendwo anders. Ich habe ihn nur später, als ich überall nach der Kapsel suchte, dorthin verschoben.«
»Darf ich«, fragte Kim und zeigte auf die Papiere.
»Natürlich.«
Sie hob den Stapel hoch. »Was ist denn das?«, rief sie überrascht.
An der Stelle, die der Urkundenstapel verdeckt hatte, durchzog ein unregelmäßiges Muster aus feinen und hellen Linien die Tischplatte: Kratzspuren.
Der Pfarrer rieb sich verwirrt die Stirn. »Die sind mir noch gar nicht aufgefallen. Ich hatte unter die Kapsel extra ein Tuch gelegt, damit so etwas nicht passiert.« Er wies auf ein kleines Stück Samt, das in einer Schale mit Stiften lag. »Ich habe es auf dem Boden gefunden. Ich hatte euch ja davon erzählt.«
Kim nickte. »Richtig.« Sie notierte sich etwas in ihr Detektivbuch.
Franzi hob
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