Die drei Ausrufezeichen 41 - Im Bann des Flamenco
vorsichtig weitere Stapel von Papieren und Stiftebehälter hoch. Darunter war überall eine makellose hochglanzpolierte Oberfläche zu sehen.
»Ich passe ziemlich auf«, erklärte der Pfarrer. »Der Schreibtisch ist ein altes Erbstück, das mir sehr viel bedeutet.«
»Es sieht so aus, als hätte jemand einen Gegenstand, der scharfe Kanten hat, unvorsichtig über den Tisch gezogen«, sagte Franzi. »Wenn Sie das nicht waren, Señor Delgado …«
»Dann war es der Täter«, vollendete Marie Franzis Satz. »Jemand hat die Reliquienschatulle in höchster Eile über den Tisch gezogen. Wahrscheinlich im Vorbeigehen einfach über die Kante in einen daruntergehaltenen Behälter gewischt.«
»Genau«, sagte Franzi. »Monika Sales könnte das getan haben, kurz bevor sie mit Ihnen, Señor Delgado, das Büro verlassen hat und sie zusammen in die Bibliothek gegangen sind.«
»Sie hatte eine große Tasche dabei!«, murmelte der Pfarrer.
Kim legte den Stift in ihr Notizheft und sagte: »Ich weiß nicht. Etwas kommt mir dabei komisch vor. Wenn jemand schnell und unbeobachtet einen Gegenstand nehmen will, dann zieht er ihn doch nicht erst x-mal vorher auf der Stelle herum, an der er liegt. Und diese Linien verlaufen in einem total chaotischen Zickzack.«
»Da hast du allerdings recht.« Franzi sah enttäuscht aus. »Aber was bedeuten dann diese Linien?«
Die drei !!! sahen sich ratlos an.
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Franzi räusperte sich. »Außerdem frage ich mich gerade, was diese eine Linie an der Decke da zu bedeuten hat. Hinter dir, Kim.«
Überrascht sah Kim nach oben. »Was meinst du?« Sie runzelte die Stirn. »Ich kann nichts sehen.«
»Ich sehe im Deckenverputz eine dünne, viertelkreisförmige Einkerbung. Genau in der Ecke.«
Der Pfarrer blickte Franzi erstaunt an. »Du hast aber einen scharfen Blick.«
»Da ist eine Geheimtür in der Holzvertäfelung, richtig?«, fragte Franzi gespannt.
»Ich verstehe nur Bahnhof«, sagte Marie. »Wie kommst du da jetzt drauf?«
Der Pfarrer ging langsam zu der Ecke mit den Holzpaneelen. »Du hast eine ausgesprochen gute Beobachtungsgabe! Diese Schleifspur war mir noch gar nicht aufgefallen.«
Er trat mit dem Fuß auf eine Bodenleiste und drückte gleichzeitig auf eine Holzkassette in Augenhöhe. Es knackte. Dann schwang ein Teil der Verkleidung wie eine Tür auf. Die äußere Kante am oberen Abschluss schrammte etwas an der Decke vorbei.
»Mein persönlicher Geheimgang«, sagte der Pfarrer stolz. »Der ist bis jetzt noch niemandem aufgefallen. Aber vielleicht muss ich den Putz ausbessern lassen und die Türkante abschleifen, damit das auch so bleibt.«
Die drei !!! waren neugierig hinter den Pfarrer getreten.
»Wo führt der Gang denn hin?«, wollte Kim wissen. »Und wofür brauchen Sie einen Geheimgang?«
Antonio Delgado zwinkerte Kim zu. »Den habe ich sozusagen übernommen. Er führt in die Krypta unter der Kathedrale und wieder hinauf. Man kommt in einer hohlen Säule an und gelangt durch eine Wendeltreppe direkt in den Altarraum. Das Gebäude, in dem unsere Pfarrräume heute untergebracht sind, ist im Mittelalter an die Kathedrale angebaut worden. Wahrscheinlich hat man bereits damals diese Verbindung zur Kathedrale geschaffen. Als Fluchtweg in Kriegszeiten. Oder einfach als Abkürzung. Ich weiß es nicht.« Der Pfarrer lächelte verschämt. »Seit ich den Gang zufällig entdeckt habe, nutze ich ihn gerne, wenn ich spät dran bin, um schneller zum Gottesdienst zu kommen.«
Franzi zupfte an einem ihrer Zöpfe. »Wie haben Sie ihn denn entdeckt?«
»Wie gesagt, das war purer Zufall. Ich habe vor vielen Jahren in einem heißen Sommer, als die Fliegenplage so groß war, eines der lästigen Insekten, nun ja, erschlagen. Mit einer gerollten Zeitung.« Antonio Delgado rückte seine Brille zurecht. »Ich traf dabei genau die Kassette, während ich mit dem Fuß auf der Leiste stand. Und da öffnete sich die Tür.«
»Wahnsinn«, rief Marie. »So kann man also auch auf einen Geheimgang stoßen.«
Der Pfarrer nickte. »Das war schon ein großer Zufall. Allerdings dürfte die Chance, einen Geheimgang zu entdecken, in der Altstadt von Cuenca ziemlich hoch sein.«
Die drei !!! sahen den Pfarrer erstaunt an.
»Warum das denn?«, wollte Kim sofort wissen.
»Dieser Teil von Cuenca ist von einem ganzen System unterirdischer oder verborgener Gänge durchzogen. Angefangen bei den alten Wasserleitungen der Römer und später der Araber …«
»Da haben wir auch schon einen Teil
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