Die Drei Ausrufezeichen - Vampire in der Nacht
verboten! Ben und Lukas, ich beschalle euch mit Knutschgeräuschen lauter als ein Presslufthammer, wenn ihr dieses Tagebuch auch nur mit dem kleinen Finger berührt! Finger weg wenn ihr euer Gehör behalten wollt.
Er ist einfach gegangen. Einfach so! Hat sich umgedreht und ist gegangen. Michi hat mich stehen lassen, obwohl er gesehen hat, dass ich kurz vorm Weinen war. Jetzt weine ich! Alleine! Ohne Michi! Und warum weine ich? Weil er so eiskalt war, richtig abweisend. So kenne ich ihn gar nicht. Wo ist nur mein Michi hin? Der liebe, süße Michi, in den ich mich Hals über Kopf verliebt habe? Er versteht mich überhaupt nicht mehr. Und das Schlimmste ist, ich verstehe ihn auch nicht mehr. Zukunft! Altersvorsorge! Was denkt der sich? Dass ich jetzt schon meine ganze Zukunft plane? Ich bin 13 Jahre alt. 13!!! Nicht 23... Himmel! Der Kerl tickt grad nicht ganz richtig. Und ich weiß echt nicht weiter. Bin einfach nur traurig... und enttäuscht!!!
Bevor Kim sich so richtig in ihre Traurigkeit hineinsteigern konnte, von der sie noch nicht mal wusste, woher sie wirklich kam, griff sie zum Telefon und wählte Maries Nummer. Wenn jemand ein Zaubermittel gegen Liebeskummer wusste, dann Marie, hoffte Kim. Die hatte sich schon so oft in den Falschen verliebt, dass sie ihr bestimmt einen Rat geben konnte, wie Herzschmerzen am besten und schnellsten vergingen. Doch Marie hatte gerade ganz andere Sorgen.
»Kim, Kim! Gut, dass du anrufst. Ich drehe gleich durch! Jetzt ist Tessa mit Sack und Pack hier eingezogen.«
Kim fiel fast das Telefon aus der Hand. »Bitte? Das ging ja schnell.«
»Schnell? Das ging mehr als schnell. So fix, wie die ihre Reisetaschen hier raufgeschleppt hat, reist noch nicht einmal das Licht. Einstein muss einen Rechenfehler gemacht haben!«
»Aber ... ich verstehe das nicht. Hat dein Dad vorher gar nicht mit dir gesprochen?«, fragte Kim.
»Ach, er hat nur irgendetwas von Wasserrohrbruch bei Tessa gefaselt. Wegen der Kälte. Oder dem Tauwetter? Oder ... wegen was auch immer. Auf jeden Fall ist Tessas Wohnung überflutet, und bis der Schaden behoben ist, wohnt sie bei uns.«
Kim tat Marie leid. »Das ist aber auch gemein! Dass Tessa überhaupt wie aus dem Nichts aufgetaucht ist und sich jetzt auch noch so dreist in euer Leben schummelt! Wasserrohrbruch – Wer’s glaubt! Und wie lange kann so etwas dauern?«, fragte Kim. »Das kann sich ewig hinziehen!«, stöhnte Marie. »Bei Altbauten dauert immer alles ewig, hat mein Vater gesagt. Schöner Mist, jetzt sitzen mir Tessa und ihre Tochter Lina jeden Morgen schon beim Frühstück gegenüber. »Jippie, ich freue mich schon auf das Patchwork-Familien-Frühstück am Sonntag.« Die Ironie in Maries Stimme war nicht zu überhören. »Zwei Bleichnasen ohne Humor und ohne Geschmack stürzen sich auf Körnerbrötchen und Quittengelee aus dem Bioladen. Toll! Lina?«, hakte Kim nach.
»Ja, Lina. Die zwölfjährige Tochter von Tessa. Hat noch nie von unserer Lieblingsband, den Boyzzzz, gehört und weiß auch nicht, dass Quark und Gurken eben nicht nur aufs Brötchen gehören.«
Kim musste kichern. Sie stellte sich in Gedanken vor, wie Marie der armen Lina einen stundenlangen Vortrag über Schönheitspflege und No-Gos beim Styling gab.
»Das ist nicht lustig!«, beharrte Marie.
»Nö, nicht so richtig«, lenkte Kim ein. »Aber du wirst es überleben.« »Und was wirst du nicht überleben? Du hast doch einen Grund, warum du so spät noch mal anrufst. Neue Beweise im Fall Vampirfledermäuse? Hat dich eine gebissen und jetzt schäumst du dank Tollwut über?«
Kim berichtete Marie, dass sie zwar wirklich am Überschäumen war, aber nicht wegen der Tollwut — wegen Michiwut traf es eher.
»Der Doofkopf!«, war Maries knapper Kommentar, nachdem Kim sich ihren Kummer von der Seele geredet und ausgeweint hatte. Viel mehr fiel ihr wirklich nicht ein. »Ich verstehe die Jungs nicht, Kim. Irgendwie scheinen deren Gehirne anders zu funktionieren als unsere. Versuch gar nicht erst dahinterzukommen, warum ein Junge dieses oder jenes macht. Sie sind halt einfach nur bescheuert!«, waren Maries abschließende Sätze.
Seufzend legte Kim auf. Vielleicht hat Marie recht, sagte sie sich selbst. Ich grübele einfach nicht mehr drüber nach. Unzufrieden verzog Kim sich ins Bad. Ihr Vorsatz hielt nicht lange. Sie putzte mindestens 13 Minuten lang ihre Zähne. Und als sie sich ins Bett kuschelte, glühte nicht nur ihr Hirn vom vielen Denken, sondern auch ihr Zahnfleisch nahm ihr
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