Die Drei Ausrufezeichen - Vampire in der Nacht
dem groben Griff des Jungen, der ihren Kopf festhielt.
»Hey, was habe ich gesagt? Keine Zicken!« Ein erneuter Stoß in die Rippen war alles, was sie als Reaktion erhielt. Der Knebel blieb, wo er war. Marie erging es nicht besser.
Als sie sich im Stollen gegenüberkauerten, waren nicht nur die Hände gefesselt, sondern auch ihre Füße. Sie waren den drei Typen hilflos ausgeliefert. Marie wimmerte leise.
Franzi sauste auf ihren Skates quer durch die Innenstadt zum Polizeipräsidium. Dieses Mal wollte sie sich nicht wieder von Kommissar Peters abwimmeln lassen. Telefonanruf fiel also flach. Sie wich geschickt den Passanten aus, die auf den Fahrradwegen gingen. Und auch die modrigen Laubhaufen, die ebenfalls die Fahrradspuren blockierten, konnten sie nicht stoppen. Wäre ja noch schöner gewesen, dass ein Laubhaufen sie hätte aufhalten können, wenn es schon Robins bittender Blick nicht konnte. Den hatte sie nämlich mir nichts, dir nichts vor der Schlittschuhbahn stehen lassen. Eigendich wollte sie Marie nur kurz übers Handy fragen, ob sie und Kim nachher auch zum Eisläufen kommen würden. Doch nachdem Marie die Bestellung der Schulsachen aufgegeben hatte, schrillten in Franzi sämtliche Alarmglocken. Kim und Marie waren in Gefahr!
»Was für Weihnachtsgebäck magst du am liebsten?«, hatte sie Robin schnell gefragt, weil sie selbst nicht sofort drauf kam, warum sie welches mitbringen sollte. Für andere Fragen hatte sie wirklich nicht mehr den Kopf gehabt. Die Codes »Notenhefte« und »Ordner« zu entschlüsseln war leicht. Daran erinnerte sie sich – Marie und Kim waren im Nordosten der Stadt ... Aber wo genau? Was wollten die zwei heute machen? Ermitteln, schoss es Franzi durch den Kopf. Aber wo? Waren sie bei Hannes? Franzi wünschte, sie hätte besser hingehört. Aber irgendwie drehten sich ihre Gedanken die letzten Tage fast nur um Robin. Sie mochte ihn, und der Gedanke, dass er ein Dieb sein könnte, gefiel ihr gar nicht. Und jetzt hatte er ihr auch noch geholfen. Er war es, der ihr genau sagen konnte, wo sich Kim und Marie befanden. Auf ihre Frage nach seinen liebsten Weihnachtsnaschereien antwortete er prompt: »Dresdner Stollen und Zimtsterne.« Das war Franzis Rettung. Auf zum alten Stollen! Aber nicht ohne Kommissar Peters!
Vor dem Polizeipräsidium bremste Franzi scharf ab, tauschte die Skates gegen ihre Turnschuhe und flitzte zum Büro von Kommissar Peters. Ohne anzuklopfen, stürmte sie hinein, presste ein gehetztes »Keine Zeit, keine Zeit« heraus und berichtete dann im Telegrammstil, an welchem Fall die drei!!! gerade arbeiteten, wie der Stand der Ermittlungen war und warum sie jetzt überhaupt hier war. »Kim und Marie sind in Not! Ganz sicher!«, rief sie und drängte dann zum Aufbruch. Kommissar Peters war sehr aufgebracht. Er hielt ihr auf dem Weg zum Einsatzwagen einen Vortrag darüber, wie leichtsinnig sie sich immer wieder in Gefahr brachten. »Erkennungssatz hin, Erkennungssatz her ... Der nutzt euch nur bedingt etwas. Vor Übergriffen Dritter wird euch das nicht schützen! Hast du mich verstanden, Franzi?«
Franzi nickte. »Können wir jetzt bitte zum Stollen fahren, bevor es zu spät ist?«, bat sie eindringlich.
Zusammen mit seinem Kollegen Polizeimeister Conrad stieg Kommissar Peters vorne in den Wagen ein. Franzi nahm auf der Rückbank Platz. »Anschnallen!«, erinnerte sie der Kommissar.
Franzi rutschte hibbelig auf der Rückbank hin und her, soweit der Sicherheitsgurt es zuließ. Endlich erreichten sie den Hügel, in dem sich das alte Bergwerk befand.
»Du bleibst im Wagen!«, befahl ihr Kommissar Peters.
»Das hier kann unter Umständen gefährlich werden. Polizeiarbeit ist kein Kinderspiel«, mahnte Polizeimeister Conrad und stieg aus. Mit gezückten Pistolen schritten die beiden auf den Stollen zu.
»Ich glaube, er hat die Tür nicht richtig verriegelt«, wisperte Franzi hoffnungsfroh. Umständlich krabbelte sie vom Rücksitz nach vorne und testete die Türen. Hätten die beiden Polizisten die Kindersicherung auch bei den vorderen Türen betätigt, hätte Franzi keine andere Wahl gehabt, als tatenlos auf der Rückbank sitzen zu bleiben und zu versauern. Aber so nutzte Franzi die Gelegenheit! Sie öffnete die Beifahrertür, stieg geduckt aus dem Wagen und schlich ebenfalls in Richtung Stollen. Aus sicherer Entfernung konnte sie sehen, wie Kommissar Peters im Stolleneingang verschwand, dicht gefolgt von seinem Kollegen. Franzi sprintete los. Oben angekommen versteckte
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