Die drei !!! Bd. 34 - Brandgefährlich!
behauptete er, sie ließe sich von Enno anbaggern. Was für ein Heuchler! Franzi ballte die Fäuste. Die Tränen, die sie die ganze Zeit zurückgehalten hatte, liefen nun über ihr Gesicht. Sie wurde von einem Weinkrampf geschüttelt, der so heftig war, dass ihre Beine zu zittern begannen. Franzi blieb stehen und lehnte sich gegen einen Baum. Sie schluchzte laut. Zum Glück war niemand in der Nähe, der sie hören konnte. Sie war ganz allein.
Was Felipe jetzt wohl machte? Ob er vor lauter Wut spontan abgereist war? Nein, so spät gingen bestimmt keine Züge mehr. Außerdem musste er ja Mago morgen bei seiner Zaubershow helfen. Danach hatten sie eigentlich zusammen feiern wollen. Franzi hatte sich so auf dieses Wochenende gefreut! Sie hatte sich die Zeit mit Felipe auf Sylt so romantisch und schön vorgestellt – und jetzt wurde die Reise zu einem einzigen Albtraum. Ob sie überhaupt noch ein Paar sein würden, wenn sie nach Hause zurückkehrten? Franzi versuchte, wütend auf Felipe zu sein, ihn zu hassen, ihn aus ihrem Herzen zu verbannen. Aber es klappte nicht. Franzi hatte das Gefühl, überhaupt kein Herz mehr zu haben. Stattdessen klaffte ein schmerzendes, schwarzes Loch in ihrer Brust. Ihr Herz hatte Felipe mitgenommen, als er voller Zorn fortgegangen war.
Es dauerte eine Weile, bis Franzi ihren Weg fortsetzen konnte. Doch irgendwann waren alle Tränen geweint. Franzi zog ein Taschentuch aus ihrer Jackentasche und putzte sich die Nase. Sie fühlte sich müde und leer, aber auch etwas leichter als vorher. Es hatte gut getan, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Der Schmerz wütete nun nicht mehr ganz so wild in ihrer Brust.
Franzi stieß sich von dem Baumstamm ab, der ihr Halt gegeben hatte, schulterte Ennos Rucksack und ging weiter. Als sie sich dem Ortskern näherte, wurden die Straßen wieder belebter. Aus den Restaurants und Kneipen drangen fröhliches Stimmengewirr und der Geruch nach Grünkohl auf die Straße.
Franzi bog noch ein paar Mal ab, bis sie vor dem Backsteinhaus von Ennos Großeltern stand. Im Wohnzimmer brannte Licht, aber es war niemand zu sehen. Franzi klingelte und kurze Zeit später öffnete Frau Claussen die Tür. »Ja, bitte?«, fragte sie freundlich. »Enno hat seinen Rucksack an der Biike vergessen.« Franzi hielt den Rucksack hoch. »Ich wollte ihn nur schnell zurückbringen.«
»O, das ist aber nett!« Frau Claussen lächelte. »Komm doch herein und wärm dich ein bisschen auf.« Franzi war tatsächlich ziemlich durchgefroren, darum folgte sie Ennos Großmutter in die Küche, wo ein großer Topf auf dem Herd stand und leise vor sich hin blubberte. »Ist Enno schon wieder zu Hause?«
Frau Claussen schüttelte den Kopf, während sie den Deckel vom Topf nahm und zu rühren begann. Sofort breitete sich intensiver Grünkohlgeruch in der Küche aus. »Nein, Enno und sein Großvater sind noch unterwegs. Aber sie kommen bestimmt jeden Moment.« Doch die Augen der alten Dame sagten etwas anderes. Sie blickten so traurig, als würde sie ihre Worte selbst nicht glauben.
»Was war denn vorhin an der Biike eigentlich los?«, fragte Franzi vorsichtig.
Frau Claussen rührte heftiger. »Der Grünkohl darf nicht anbrennen«, erklärte sie. »Sonst schmeckt er nicht mehr.« Offenbar wollte Ennos Großmutter vom Thema ablenken, aber Franzi beschloss, diesmal nicht so schnell nachzugeben. »Warum ist Ihr Mann so wütend auf Ubbo Hansen?« »Ach, das sind alte Geschichten«, murmelte Frau Claussen, ohne Franzi anzusehen. »Es bringt nichts, sie immer wieder aufzuwärmen. Irgendwann muss man die Vergangenheit ruhen lassen, um weiterleben zu können. Aber Heino schafft das nicht. Er kann nicht vergeben, darum wird er allmählich von seinem Kummer und seinem Hass zerfressen.« Franzi verstand kein Wort. »Worum ging es denn bei dem Streit zwischen Ihrem Mann und Herrn Hansen?« Frau Claussen legte den Deckel wieder auf den Topf und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Sie tat so, als hätte sie Franzis Frage nicht gehört. »Bist du so lieb und bringst den Rucksack in Ennos Zimmer? Es ist oben, die erste Tür rechts. Enno wird sehr froh sein, dass sein Rucksack nicht gestohlen worden ist.«
Franzi nickte und ging hinaus. Sie spürte, dass Ennos Großmutter einen Moment allein sein wollte. Als Franzi die Treppe hinaufstieg, meinte sie, unterdrücktes Schluchzen aus der Küche zu hören. Frau Claussen tat ihr furchtbar leid. Es war, als würde ein dunkler Schatten auf der ganzen Familie liegen.
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