Die drei !!! Bd. 34 - Brandgefährlich!
musste unbedingt mehr über das schreckliche Unglück erfahren. Mit zitternden Fingern griff sie nach einem weiteren Zeitungsartikel, der ebenfalls in der Dose lag. Es war nur eine kurze Notiz.
Prozess beendet
Westerländer Rettungsschwimmer freigesprochen
Der Rettungsschwimmer Ubbo H. aus Westerland wurde heute nach nur zwei Prozesstagen vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Ubbo H. hatte vor drei Monaten vergeblich versucht, den zwölfjährigen Ulrich C. zu retten, der beim Baden in eine starke Strömung geraten und ertrunken war. Der Richter erklärte in der Urteilsbegründung, Ubbo H. habe bei der Rettungsaktion vorbildlichen Einsatz gezeigt. Der Verunglückte sei jedoch durch die Strömung schon zu weit hinausgezogen worden, sodass Ubbo H. ihn nicht mehr erreichen konnte. Ob sich der Junge durch zu weites Hinausschwimmen selbst in Gefahr gebracht hatte, konnte nicht abschließend geklärt werden. Der Anwalt der Familie des Verunglückten kündigte an, Berufung einlegen zu wollen.
Auf dem kleinen Foto, das sich unterhalb des Artikels befand, war ein durchtrainierter Mann mit muskulösem Oberkörper in roter Badehose und weißem T-Shirt zu sehen. Franzi musste zweimal hinschauen, bevor sie Ubbo Hansen erkannte. Auf dem Bild war er ein paar Jahre jünger, hatte noch keinen Bart und kürzere, lässig mit Gel gestylte Haare. Er strahlte unbeschwert in die Kamera.
Franzi kombinierte blitzschnell. Ubbo Hansen hatte früher offenbar als Rettungsschwimmer am Westerländer Strand gearbeitet. Er war im Dienst gewesen, als Ulrich Claussen ertrank. Vor Gericht war er freigesprochen worden, aber die Claussens schienen nach wie vor von seiner Schuld überzeugt zu sein.
Jetzt wurde Franzi alles klar. Endlich verstand sie, warum die Stimmung so eisig geworden war, als sie die Pension Seemöwe erwähnt hatte. Ennos Großvater hasste Ubbo Hansen immer noch. Er gab ihm die Schuld am Tod seines Enkels und konnte ihm nicht verzeihen. Deshalb hatte er Ubbos Hand an der Biike ausgeschlagen. Was für eine tragische Geschichte! Völlig unvermittelt blitzte eine schreckliche Erkenntnis in Franzis Kopf auf. Plötzlich wusste sie, wer der Brandstifter sein musste. Heino Claussen! Niemand hatte ein so starkes Motiv wie er. Niemand hasste Ubbo Hansen so abgrundtief. Mit den Brandanschlägen wollte er sich an dem Mann rächen, den er für den Tod seines Enkels verantwortlich machte.
Franzi sog scharf die Luft ein, als ihr noch etwas einfiel. In dieser Sekunde lief Ennos Großvater irgendwo auf der Insel herum, voller Wut und Hass, aufgewühlt nach Ubbo Hansens missglücktem Versöhnungsversuch. Was würde er jetzt tun? Würde er seine Rache vollenden?
Franzi stopfte die Zeitungsausschnitte zurück in die Dose und zog ihr Handy hervor. Sie musste Kim und Marie warnen. Was, wenn sie schon zurück in der Pension waren? Wenn sie nichts ahnend in ihrem Zimmer saßen, während Heino Claussen sein letztes Feuer legte? Mit zitternden Fingern wählte Franzi Maries Nummer, aber ihr Handy war ausgeschaltet. Auch bei Kim meldete sich nur die Mailbox. »Verflixt!«, fluchte Franzi leise. Vermutlich hatten die beiden ihre Handys während der Beschattung von Heinz Lornsen ausgestellt. Warum waren sie ausgerechnet heute so umsichtig gewesen? Franzi durfte keine Zeit verlieren. Sie stürmte die Treppe hinunter und lief aus dem Haus, ohne sich von Ennos Oma zu verabschieden. Frau Claussen rief ihr noch etwas nach, aber Franzi war schon auf der Straße. Ab jetzt zählte jede Sekunde.
Der Feuerteufel schlägt wieder zu
Während Franzi durch die dunklen Straßen rannte, schlich sich ein furchtbarer Gedanke in ihren Kopf: Was, wenn sie zu spät kam? Wenn sie gleich um die Ecke bog und die Pension bereits lichterloh brannte? Sie sah Kim und Marie vor sich, wie sie verzweifelt um Hilfe rufend am Fenster ihres Zimmers standen, hinter sich die lodernden Flammen, die ihnen den Fluchtweg abschnitten, und vor sich als einzigen Ausweg den Sprung in die Tiefe. Auf dem vereisten Boden würden sie sich alle Knochen brechen ...
Franzis Schritte wurden langsamer, die schrecklichen Bilder nahmen ihr die Kraft zum Laufen. Nein, sie durfte nicht daran denken. Entschlossen schüttelte Franzi den Kopf und legte wieder einen Zahn zu. Sie rannte so schnell wie noch nie in ihrem Leben.
In Alt-Westerland waren die Straßen wie ausgestorben. Bei der Kälte war kein Mensch unterwegs, aber die Fenster der meisten Häuser waren noch hell erleuchtet. Überall
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