Die drei !!! Bd. 34 - Brandgefährlich!
waren, war Ubbo Hansens Blick schwer zu entschlüsseln. Es lag eine starke Entschlossenheit darin, aber auch etwas anderes, das Franzi nicht richtig deuten konnte. Ein schlechtes Gewissen vielleicht? Aber weswegen? Ubbo Hansen streckte die Hand aus. »Es hat doch jetzt lange genug gedauert, findest du nicht? Lass uns das Kriegsbeil endlich begraben, Heino.«
Herr Claussen starrte seinen Gegenüber an, ohne irgendetwas zu sagen. Sein Blick war voller Verachtung. Dann spuckte er Ubbo Hansen vor die Füße, drehte sich um und ging davon. Ennos Gesicht war leichenblass geworden. Er zitterte am ganzen Körper. Doch von einer Sekunde auf die andere kam Leben in ihn. »Opa!«, rief er und stürzte dabei seinem Großvater hinterher.
Frau Claussen stieß einen wimmernden Laut aus. Ihr Mund war schmerzvoll verzogen und ihr faltiges Gesicht wirkte viel älter als sonst. Sie sah aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen.
Franzi überlegte gerade, wie sie die alte Dame trösten könnte, da ertönte heiseres Lachen hinter ihnen. Heinz Lornsen lehnte am Tresen und lachte so sehr, dass sein ganzer Körper bebte. Dann hob er seine halb leere Bierflasche hoch und prostete Ubbo Hansen spöttisch zu.
»Vergiss es!«, rief er immer noch lachend. »Schuld verjährt nicht.«
Ubbo Hansen bedachte seinen Nachbarn mit einem bitterbösen Blick und verschwand ohne ein weiteres Wort in der Nacht.
Ennos Großmutter schluchzte kurz auf. Dann straffte sie die Schultern. »Ich muss mich um den Grünkohl kümmern«, murmelte sie. »Der Grünkohl muss auf dem Tisch stehen, wenn Heino und Enno nach Hause kommen.« »Können wir etwas für Sie tun, Frau Claussen?«, fragte Marie vorsichtig.
Ennos Großmutter schüttelte den Kopf. »Vielen Dank, ich komme schon zurecht.« Sie eilte davon und die drei !!! blieben ratlos zurück.
Ennos Geheimnis
»Kapiert ihr, was da gerade los was?« Franzi kratzte sich verwirrt unter ihrer Mütze.
Marie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Aber Frau Claussen war ganz schön durch den Wind.« »Enno auch«, stellte Kim fest. »Und sein Großvater ist fast geplatzt vor Wut.«
»Weswegen er und Ubbo Hansen sich wohl gestritten haben?«, überlegte Franzi laut.
»Es muss etwas ziemlich Heftiges gewesen sein«, vermutete Marie.
Die drei !!! waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie fast nicht mitbekommen hätten, wie sich Heinz Lornsen auf den Heimweg machte.
»Achtung!«, zischte Kim und nickte zum Getränkestand hinüber, wo der Verdächtige gerade seinen letzten Schluck Bier trank, die leere Flasche auf die Theke knallte und mit unsicheren Schritten Richtung Ort wankte.
»Hinterher!« Franzi wollte sofort losstürmen, stolperte jedoch über etwas, das am Boden lag. »Verflixt!«, schimpfte sie. »Was ist denn das?«
»Ennos Rucksack«, sagte Kim überrascht. »Er muss ihn vergessen haben, als er seinem Opa hinterhergerannt ist.« »Ich bringe ihn schnell bei den Claussens vorbei«, beschloss Franzi spontan. »Ihr folgt Herrn Lornsen, okay? Ich komme so schnell wie möglich nach.« »Alles klar.« Marie nickte. »Bis später!«
Kim und Marie rannten los, Franzi schulterte Ennos Rucksack und folgte ihnen etwas langsamer. Inzwischen waren kaum noch Leute an der Biike. Der Mann hinter der Theke ließ gerade die Klappen herunter und verrammelte seinen Stand. Die grelle Beleuchtung erlosch. Nur der Schein des heruntergebrannten Feuers erhellte die dunkle Winternacht. Franzi ließ die schwelende Glut und die letzten knisternden Flammen der Biike hinter sich und marschierte in Richtung Ort. Links von ihr lag ein kleines Wäldchen. Die Baumwipfel rauschten im Wind, aber Franzi hatte keine Angst. Sie war mit ihren Gedanken ganz woanders. Sie dachte an den Blick von Ennos Großvater, als Ubbo Hansen ihm die Hand hingestreckt hatte. So viel Härte, Wut und Hass im Gesicht eines Mannes, den sie als so freundlich und nett erlebt hatte. Wie konnte das sein? Was war in der Vergangenheit vorgefallen? Franzis Gedanken wanderten ganz von selbst weiter zu Felipe. Auch sein Gesicht war voller Wut gewesen. Wut auf Enno und auf Franzi. Warum war er so ausgerastet? Zwischen ihr und Enno war doch überhaupt nichts gewesen! Seine Eifersucht war einfach lächerlich. Und dass er Enno und sie so angebrüllt hatte, würde sie ihm nicht so schnell verzeihen. Genauso wenig wie sein mangelndes Vertrauen. Dabei war er es gewesen, der ihr im Skiurlaub erklärt hatte, wie wichtig Vertrauen in einer Beziehung war. Und jetzt
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