Die drei !!! Bd. 35 - Diebe in der Lagune
bist so was von albern!«, sagte Marie, konnte aber leider nicht vermeiden, dass sie rot wurde.
Um ihre Freundin nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen, wechselte Kim rasch das Thema: »Wir haben noch jede Menge Zeit bis zum Abendessen. Kommt, lasst uns Alessandro beschatten! Marie, du weißt doch bestimmt, wo er wohnt.«
»Ich? Wieso? Nein, seine Adresse hat er mir nicht gesagt«, antwortete Marie.
Kim machte ein entsetztes Gesicht. »Oh nein! Und wie finden wir die nun unauffällig raus?«
Während Marie und Kim angestrengt überlegten, grinste Franzi still in sich hinein. »Kein Problem! Alessandro ist heute Nachmittag sowieso nicht zu Hause.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte Marie verdutzt. »Los, erzähl schon!« Endlich rückte Franzi mit ihrem Wissen heraus: »Ich hab auf der Party zufällig gehört, wie Alessandro zu jemandem gesagt hat, dass er fast jedes Wochenende am Lido verbringt, am Strand eines Hotels von Bekannten.« Den Namen des Hotels hatte sich Franzi auch gemerkt.
Kim pfiff bewundernd durch die Zähne. »Tolle Arbeit! Danke dir. Also – worauf warten wir noch? Auf zum Lido, dort fragen wir uns zum Hotel durch!«
Laut Kims Stadtplan war es leider ziemlich weit bis zur Anlegestelle, von der die kleineren Passagierschiffe, die motoscafi, zum Lido fuhren.
Marie entdeckte eine Abkürzung über ein paar kleinere Gassen und Plätze. »So schaffen wir es in der Hälfte der Zeit«, versicherte sie.
Gut gelaunt brachen die drei !!! auf. Marie ging zielstrebig voran, Kim und Franzi folgten ihr. Zunächst achteten die beiden nicht auf die Namen der Gassen und Plätze. Aber irgendwann, als die Anlegestelle längst hätte auftauchen müssen, blieb Franzi ratlos vor einem Stoffgeschäft stehen. »Der Laden kommt mir bekannt vor und die Gasse auch. Hier waren wir schon mal!«
Marie drehte den Kopf mehrfach nach rechts und nach links. Dann wurde sie blass. »Ich glaube, wir haben uns verlaufen!«
Beschattung am Lido
Die Gasse war eng, dunkel und menschenleer. Jemand hatte Wäscheleinen von einem Haus zum gegenüberliegenden gespannt. Die weißen Laken blähten sich im Wind und sahen aus wie Gespenster. Man konnte den Kanal nicht sehen, aber den modrigen Schlamm riechen. Kims Atem beschleunigte sich. Verzweifelt kämpfte sie gegen die aufsteigende Panik an. »Wir müssen jetzt vor allem Ruhe bewahren«, sagte sie. Ihre Stimme hallte als heiseres Echo von den Hauswänden wider. »Das ist das Wichtigste. Genau«, sagte Franzi betont forsch. Kim, die ihre Freundin gut kannte, wusste, dass ihr ziemlich mulmig zumute sein musste. »Und jetzt?«, murmelte Marie unsicher. »Lasst uns bis zum Ende der Gasse gehen«, schlug Franzi schließlich vor. »Vielleicht stoßen wir dort auf einen Platz, wo Leute sind, oder sehen endlich ein Schild, auf dem ein Straßenname steht.«
Beklommen machten sie sich auf den Weg. Allmählich wurde es heller. Der Platz, den sie kurz darauf erreichten, lag friedlich in der Nachmittagssonne. Auf einmal kam Kim ihre Angst von vorhin völlig übertrieben vor. Sie atmete ein paar Mal tief durch. Danach ging es ihr besser. »Da vorne ist ein Maskenladen!«, rief Marie plötzlich. »Wisst ihr was? Da gehen wir rein und fragen nach der Anlegestelle.« Ein silbernes Glöckchen klingelte, als Marie die Ladentür öffnete. Das Geschäft war sehr klein. An den Wänden hingen Fotos vom Karneval in Venedig. In den Regalen lagen venezianische Karnevalsmasken bunt nebeneinander: die weitverbreiteten Halbmasken, aber auch Harlekine, Columbinen, Teufels- und Tiermasken. Die Atmosphäre erinnerte Marie an das prickelnde Lampenfieber, wenn sie kurz vor einer Theateraufführung in ihr Kostüm schlüpfte. »Buon giorno!«, rief Marie in den Raum hinein. Dann erst entdeckte sie die Ladenbesitzerin hinter der Kasse. Sie war Ende fünfzig, trug knallrote Stöckelschuhe zum schwarzen Wickelkleid und einen dicken Lidstrich um die Augen. Lächelnd erwiderte sie den Gruß.
»Scusi, motoscafo ... Lido ...« Marie hielt der Besitzerin Kims Stadtplan hin und tippte auf die Anlegestelle. »Ihr kommt aus Deutschland, nicht wahr? Ein schönes Land! Und jetzt habt ihr euch verlaufen? Kein Problem! Das passiert vielen Touristen, selbst wenn sie schon öfter hier waren.« Bereitwillig erklärte sie ihnen, wo sie jetzt waren und wie sie zur Anlegestelle kamen.
Es stellte sich heraus, dass sie leider genau in die entgegengesetzte Richtung gelaufen waren. Marie beschloss, das nächste Mal lieber nicht
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