Die drei !!! Bd. 35 - Diebe in der Lagune
sicher Taschendiebe (die vom Vaporetto oder andere, die wir noch nicht kennen) gewesen sein müssen. Unsere zweite Spur (Alessandro) ist viel zu heiß.
Wir haben Luca das Versprechen abgenommen, niemandem von der Sache zu erzählen, weder Tante Florentine noch Onkel Michele noch sonst irgendjemandem. Ich war anfangs trotzdem skeptisch, ob wir Luca trauen können, und hab mich bei Onkel Michele unauffällig über ihn erkundigt. Onkel Michele hat Luca auf der Party zum ersten Mal gesehen, aber Luca ist mit Dario, einem guten Freund von ihm gekommen. Michele kennt Dario schon ewig und legt für ihn die Hand ins Feuer. Er fand Luca übrigens auf Anhieb total sympathisch. Das hat mich beruhigt. Die nächsten Ermittlungsschritte liegen auf der Hand: Wir werden mit Luca ins Polizeipräsidium gehen und anschließend zu dritt Alessandro beschatten. Ich drücke uns allen bei diesem Fall ganz besonders die Daumen. Marie muss den Verlobungsring ihrer Mutter wiederbekommen. Vorher reisen wir nicht ab!
Geheimes Tagebuch von Kim Jülich
Freitag, 11:42 Uhr
Hände weg von meinem Tagebuch! Wer gegen meine Warnung verstößt, wird bei nächster Gelegenheit aus der Gondel in einen dunklen Kanal fallen. Dafür werde ich persönlich sorgen. Für das, was danach passiert, kann ich leider nicht mehr garantieren. Die stillen Wasser in Venedig sind tief, sehr tief ...
Ich hab das ultimative Geschenk für Michi entdeckt! Bei den Souvenirständen auf der Rialtobrücke ist es mir sofort ins Auge gesprungen: ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift »I ♥ Venedig«. Michi hat nämlich ein neues Hobby und sammelt seit Kurzem T-Shirts von fremden Städten. Die große Frage ist nur: Soll ich ihm so ein T-Shirt als Mitbringsel kaufen? Darüber würde er sich bestimmt total freuen. Aber vielleicht interpretiert er das Herz ja falsch. Vielleicht denkt er dann, dass ich wieder in ihn verliebt bin! Tue ich das? Liebe ich Michi?
Warum stelle ich mir plötzlich solche Fragen? Es ist doch längst alles geklärt zwischen ihm und mir. Es muss an Venedig liegen. Die Stadt mit ihren unübersichtlichen Kanälen und tausend verwinkelten Gassen verwirrt mich. Ich höre lieber auf weiter darüber nachzugrübeln. Und ich warte noch ein bisschen mit dem T-Shirt. Wir sind ja noch zwei Tage hier.
Vor ein paar Monaten war an Maries Schule ein Intensivkurs Italienisch angeboten worden. Marie hatte sogar kurz überlegt, ob sie den Kurs belegen sollte, aber das freie Wochenende war ihr letztlich doch wichtiger gewesen. Im Nachhinein bereute sie ihre Entscheidung. Jetzt hätte sie die Italienischkenntnisse gut gebrauchen können. Dann hätte sie sich heute nicht so hilflos und überflüssig gefühlt.
Kim und Franzi ging es ähnlich. Die drei !!! standen ziemlich verloren im Präsidium herum, einem stickigen, karg eingerichteten Raum im Erdgeschoss eines hässlichen Mietshauses. Luca und die beiden Polizisten diskutierten über ihre Köpfe hinweg. Sie redeten dermaßen schnell und laut, dass es unmöglich war, auch nur Bruchstücke zu verstehen. Marie checkte schon zum dritten Mal ihr Make-up im Schminkspiegel. Sie hatte nur ein wenig Gloss und Wimperntusche zu ihrem schlichten, dunkelgrünen Kostüm aufgetragen, um älter und seriöser zu wirken.
Kim nutzte die Zeit, um sich die Personenbeschreibungen der Polizisten einzuprägen. Der Polizist, den Luca am Anfang mit einem herzlichen Händedruck begrüßt hatte, hieß Commissario Bertani, war Mitte dreißig und etwa 1,70 Meter groß. Unter seiner roten Kappe kringelten sich dunkle Locken, die ein rundes Gesicht mit Schurrbart einrahmten. Die hellbraune Uniformjacke mit den roten Streifen auf den Schulterklappen spannte etwas über dem Bauch. Sein blonder Kollege, Agente Felice, war etwa gleich alt, aber einen Kopf größer und sehr schlank.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und eine Friseuse schneite herein, mit Kamm und Fön in der Hand. Sie starrte die Polizisten feindselig an. Dann marschierte sie auf die Männer zu und fing an, sich über irgendetwas zu beschweren. »Stop! Alti« Luca machte eine unmissverständliche Geste, dass sie draußen warten sollte, bis sie hereingerufen wurde. Aber die Friseuse dachte nicht daran. Jetzt klopfte sie sogar dem Commissario mit ihrem Kamm auf die Brust. Der verzog unwillig das Gesicht und gab seinem Kollegen ein Zeichen. Agente Felice sprang auf, packte die Friseuse bei den Schultern und schob sie zur Tür hinaus. Bis zum Schluss wehrte sie sich heftig und beschimpfte den
Weitere Kostenlose Bücher