Die drei !!! Bd. 38 - Stylist in Gefahr
darüber hängt ein großer Spiegel mit dem Bild von einem halb nackten Jungen, der an einem Teich hockt und sich die Fische anguckt. Der pure Horror.« Die Kellnerin kam und sie unterbrachen ihr Gespräch, um die Bestellung aufzugeben. Als die Frau wieder gegangen war, seufzte Marie. »So ein Mist. Dann haben wir heute gleich zweimal einen falschen Verdacht gehabt.« »Wieso zweimal?«, fragte Kim verwundert. »Es war doch nur von Pietro Paranello die Rede.«
Marie strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. »Ich habe vor eineinhalb Stunden eine Frau, die in Giovannis Laden arbeitet, hier im Café zusammen mit Paranello gesehen.« Kim zog die Augenbraue hoch.
»Das kam mir natürlich sofort verdächtig vor«, erzählte Marie weiter. »Ich habe die beiden heimlich beobachtet und belauscht. Sie haben tatsächlich über Giovanni und den Laden gesprochen und wild diskutiert. Am Schluss hat Paranello Eva einen Briefumschlag in die Hand gedrückt.«
Marie verstummte, weil die Bedienung zu ihnen an den Tisch trat.
»Einmal Spaghetti-Eis Spezial, ein kleines gemischtes Eis und einen Ananasbecher.« Die Frau mit den blonden Dreadlocks stutzte, als sie den Becher vor Marie abstellte. »Jetzt erkenne ich dich wieder. Du warst doch vorhin schon mal da. Also, ohne Turban und Sonnenbrille finde ich es besser. Ich hoffe, du schaffst es diesmal, dein Eis aufzuessen!«
»Ja, danke!«, beeilte sich Marie zu sagen. Sie übersah die fragenden Blicke ihrer Freundinnen und nahm einen Löffel Eis. »Wo war ich stehen geblieben?«, nuschelte sie. »Der Briefumschlag«, sagte Franzi gespannt. »Genau. Eva hat ihn eingesteckt, und als sie gegangen ist, bin ich sofort hinterher.«
Marie überlegte einen kurzen Moment, ob sie ihr Missgeschick auf der Rolltreppe erzählen sollte, entschied sich dann aber dagegen. »Um es kurz zu machen: Eva ist direkt zurück in Giovannis Laden gelaufen. Ich bin ihr einfach in den Laden gefolgt. Dort habe ich dann mitbekommen, wie sie Giovanni den Umschlag übergeben hat. Sie hat gesagt, dass Pietro ihm ein Versöhnungsangebot macht. Und sie hat ihn inständig gebeten, den Brief zu lesen. Das hat er dann auch gemacht. Er war ziemlich bewegt.«
»Das passt zu dem, was Pietro uns erzählt hat.« Franzi seufzte. »Er hat gesagt, dass er ein sehr aufbrausender Typ sei und es ihm hinterher immer leidtut, wenn er mal ausgeflippt ist.« Kim nickte.
Die drei Detektivinnen aßen schweigend ihr Eis. Eine Gruppe jüngerer Mädchen ließ sich lachend und schwatzend an zwei Nebentischen nieder. Sie verstauten lautstark ihre Instrumentenkoffer unter den Tischen. Marie runzelte die Stirn. Sie waren wohl Mitglieder des Orchesters, das vorhin das Benefizkonzert gegeben hatte. Ein Mädchen öffnete seinen Trompetenkoffer. Er war mit Samt ausgeschlagen. Sie hob das Instrument hoch und zog an einer kaum sichtbaren Schlaufe am Boden des Koffers. Ein Teil klappte auf und offenbarte ein Fach. Das Mädchen entnahm ihm eine Geldbörse und verstaute das Instrument wieder. Sie setzte sich zu den anderen Musikerinnen. Marie bemerkte, dass Kim ebenfalls hingesehen hatte. »Nettes Geheimfach«, sagte sie. »So einen Instrumentenkoffer sollten wir uns vielleicht auch anschaffen.«
Kim nickte nachdenklich. Sie löffelte den letzten Rest Sahne aus ihrem Becher. Plötzlich schlug sie mit der Hand auf den Tisch. Franzi und Marie zuckten zusammen. »Vielleicht ging es gar nicht um Sabotage!«, rief sie. Zwei Mädchen am Nebentisch drehten sich um und sahen Kim neugierig an.
Kim senkte ihre Stimme und fuhr fort: »Es könnte um die Spiegel gehen. Vielleicht ist etwas in ihnen verborgen – in Geheimfächern: Geld, Schmuck, Wertpapiere, Mikrofilme, Gemälde, geheime Dokumente.« Kims Wangen röteten sich vor Eifer. »Jemand wusste von den verborgenen Schätzen und hat die Spiegel entwendet, um in Ruhe nach ihnen zu suchen.« »Ich glaube, du liest zu viele Kriminalromane.« Marie runzelte die Stirn. »Das ist doch total unwahrscheinlich. Überleg mal: Giovanni hat erzählt, dass die Spiegel von ganz unterschiedlichen Orten stammen. Manche hat er auf dem Flohmarkt gekauft, einige sind aus dem Kaufhaus, andere stammen sonst wo her. Wieso sollten die alle zufällig ein Geheimfach haben?« »Das ist wirklich unwahrscheinlich«, gab Kim enttäuscht zu. Sie leckte ihren Eislöffel ab und legte ihn in auf den leeren Teller. »Trotzdem sollten wir uns mit den Spiegeln beschäftigen. Auffallend ist nämlich, dass nicht alle gestohlen wurden.
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