Die drei !!! Bd. 38 - Stylist in Gefahr
hier nachts alleine herumzulaufen.« Sie tastete unauffällig nach ihrem Handy. Im Speicher war eine Notfall-SMS, die sie bei Bedarf schnell an Kommissar Peters abschicken konnte. Ob er nachts das SMS-Signal hören würde, war natürlich fraglich ...
Franzi stupste sie in die Seite. »Jetzt mach bloß keinen Rückzieher«, mahnte sie. Aber auch ihre Stimme klang ein wenig zittrig.
Der Wind bauschte die große leere Tasche, die Marie über der Schulter trug. Sie knüllte sie zusammen und schob sie unter ihren Kapuzenpulli. »Mädels, vorwärts geht's!« Sie pirschten sich an das Gärtnerhaus heran. Der Carport war leer. Im oberen Stockwerk war wieder das Flimmern eines Fernsehers zu sehen. Durch das gekippte Fenster drangen dumpf die Geräusche einer grölenden Menschenmenge und einer Stimme, die etwas kommentierte. Kim sah nach oben. »Hoffentlich kommt Max nicht auf die Idee, den Spiegel noch mal bei Nacht zu untersuchen«, wisperte sie.
Franzi schüttelte den Kopf. »Solange die Champions League übertragen wird, bleibt er bestimmt in seinem Sessel sitzen.« Marie war in der Zwischenzeit zum Geräteschuppen geschlichen. Kim und Franzi folgten ihr. Marie nestelte an einer der Taschen ihres Kapuzenpullis. »Dein Dietrichset brauchst du heute nicht«, flüsterte Franzi. Sie deutete auf den einfachen Schiebe-Riegel an der verwitterten Tür. »Da ist kein Schloss dran. Man muss einfach nur –« Verwundert hielt sie inne. »Er klemmt!« »Das haben wir doch heute Nachmittag mitbekommen«, sagte Marie leise. »Erinnerst du dich nicht mehr?« »Verdammt. Daran habe ich nicht mehr gedacht.« Kim knetete nervös ihre Hände »Aber wir können nicht dagegenhämmern, wie es dieser Max es gemacht hat. Das weckt das gesamte Viertel.« Sie sah ihre Freundinnen verzweifelt an. Marie hielt eine Sprühdose hoch. »Mit Hochleistungs-Rostlöser alles kein Problem.«
»Du bist spitze«, flüsterte Kim. »Wo hast du den her?« Marie lächelte. »Die Handwerker haben in den letzten Monaten so einiges in der Villa liegen gelassen.« Sie sprühte den Riegel großzügig ein. »Wie man sieht, ist vieles davon noch gut zu gebrauchen.«
Nach einer Minute konnte Marie den Metallschieber etwas bewegen. Nach weiteren zwei Minuten glitt er auf leichten Druck hin geräuschlos auf.
Die drei !!! schlüpften in den Geräteschuppen. Sie streiften Handschuhe über und knipsten ihre Mini-Taschenlampen an. Vorsichtig leuchteten sie den Raum aus. Es gab eine Werkbank mit diversen Werkzeugen, einen Holzschrank und eine Wandleiste, an der Gartengeräte hingen. Alte Blumentöpfe und -kästen waren darunter gestapelt. Über allem lag ein leichter Geruch nach Terpentin und Staub.
»Hier in der Nische«, zischte Kim. Sie lief zu dem Schrank. Im Spalt zwischen Wand und Möbel war etwas unter einem alten Jutesack verborgen. Kim zog ihn weg. Mehrere Spiegel kamen zum Vorschein!
Die vier Rahmenleisten des Zunftspiegels lagen lose obenauf. Die Spiegelfläche war von der rückseitigen Holzplatte entfernt worden. Beides lehnte ebenfalls an der Wand. Marie zog den XXL-Shopper hervor. Bevor sie die Teile einpackte, untersuchte sie sie flüchtig. »Das ist eine saubere Schnitzarbeit. Da hat sich jemand sehr viel Mühe gemacht, die Details herauszuarbeiten. Aber ich kann keine geheimen Mechanismen oder Fächer erkennen.«
»Wir müssen uns das in Ruhe zu Hause ansehen«, sagte Franzi. Sie hielt die Tasche auf und Marie verstaute die Teile darin. »Und jetzt: Nichts wie weg hier! Um die anderen Spiegel kümmern wir uns später.«
»Wartet mal!« Kim hielt ein kleines, abgegriffenes Buch in der Hand. »Das lag aufgeschlagen auf der Werkbank. Jemand hat etwas notiert. Ein Gedicht. Es beginnt mit Spieglein, Spieglein an der Wand ...« Kim sah zu ihren Freundinnen. »Wenn das mal kein merkwürdiger Zufall ist!«
Franzi und Marie nickten erstaunt.
Sie sahen sich das Heft genauer an. Auf der Innenseite des Deckels war mit blauer Tinte ein Name eingetragen. »Heribert Dahl!«, flüsterte Kim überrascht. Sie blätterte. »Das ist das Tagebuch des Textilfabrikanten!« »Wie kommt das denn hierher?«, fragte Franzi. »Das wüsste ich auch gerne«, murmelte Kim. Sie las einige Zeilen. »Es sind ganz normale Tagebucheinträge, soweit ich es überblicke. Hier schreibt er, dass er einen langen Spaziergang gemacht hat. Dort, dass er ein spannendes Buch gelesen hat.« Kim blätterte weiter. Das Gedicht ist der letzte Eintrag.«
»Und du sagst, das Heft lag auf dieser Seite
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