Die drei ??? Dämon der Rache (drei Fragezeichen) (German Edition)
wollten, fiel Peters Blick auf mehrere große Papierrollen, die aufrecht in einem hohen Bastkorb standen.
»So ähnlich lagere ich meine Filmposter auch«, stellte er schmunzelnd fest. »Darf ich da mal reinschauen?«
»Klar«, sagte Luke. »Mit Film hat das aber bestimmt nichts zu tun, wahrscheinlich sind das Kunstdrucke oder so etwas.«
Behutsam zog der Zweite Detektiv eine der Rollen aus dem Korb und breitete sie auf dem Gästebett aus. Zum Vorschein kam ein offensichtlich sehr altes Plakat, auf dem das Schwarz-Weiß-Foto einer schlanken, dunkel gekleideten Frau mittleren Alters zu sehen war. Vor allem das buschige blonde Haar und ihr intensiver, beinahe stechender Blick fielen sofort ins Auge.
Laut las Peter den in verschnörkelten Buchstaben gedruckten Text vor. »Erleben Sie Mina Crandon, Botschafterin im Reich der Geister.« Irritiert hob er den Kopf. »Das ist Werbung für eine spiritistische Sitzung …«
»Nicht für irgendeine«, korrigierte Justus. »Wenn ich mich nicht täusche, war Mina Crandon eine der bekanntesten Geisterbeschwörerinnen Amerikas, die vor allem wegen ihres Streits mit dem legendären Magier Houdini bekannt wurde. Dazu passen auch Ort und Datum, die jemand mit Bleistift unten an den Rand geschrieben hat: Boston, 1923.«
Luke nickte. »Jetzt fällt mir auch ein, woher ich den Namen kenne. Tante Gwen hat mal erzählt, dass ihre Großeltern glühende Verehrer von Mina Crandon waren. Dieser Geisterkram war damals wohl ziemlich in Mode.«
»In der Tat«, gab der Erste Detektiv zurück, während er nachdenklich zwei ähnliche Plakate entrollte. Auf dem einen sah es so aus, als würden drei weiße Kraniche mit ausgebreiteten Schwingen über Mina Crandons Kopf schweben. »Die Trinität der Geist-Vögel« stand in altmodischer Schrift unter der Illustration.
»Hat deine Tante denn ebenfalls eine Schwäche für Übersinnliches?«, fragte Peter.
»Absolut nicht«, erwiderte Luke. »Sie hat sich mehrmals über diesen Spleen ihrer Großeltern lustig gemacht. Mit all diesem Hokuspokus hatte sie nie etwas am Hut.«
»Also würde dieses Thema auch nicht dafür taugen, irgendwelche Ängste bei Mrs Pembroke zu schüren«, folgerte Justus. »Einen Zusammenhang zwischen dieser Bostoner Totenbeschwörerin aus dem frühen 20. Jahrhundert und unserem höchst lebendigen Hai-Harpunier hier in Kalifornien können wir somit wohl ausschließen. Eine interessante familienbiografische Fußnote ist es aber allemal.«
Zurück im Flur wollten sich die Jungen endlich dem Schrank zuwenden, da näherten sich von unten plötzlich Schritte.
»Rupert!«, entfuhr es Luke mit gepresster Stimme.
»Okay, Kommando zurück!«, flüsterte Justus. »Wir wechseln jetzt ganz ruhig und harmlos zum zweiten Stock über. Luke, du erzählst uns währenddessen irgendetwas rasend Interessantes über die Bilder hier im Flur, während Peter und ich uns fleißig Notizen machen. Abmarsch!«
Justus’ Plan funktionierte reibungslos. Rupert, der sich offenbar auf einem Kontrollgang befand, musterte die Jungen im Vorbeigehen zwar misstrauisch, sagte jedoch kein Wort. In der zweiten Etage angekommen, fiel der Blick der Detektive zunächst auf einen blauen Zettel an einer mächtigen Eichenholztür: GENIUS AT WORK .
»An mangelndem Selbstvertrauen leidet dieser Earl auf jeden Fall nicht«, kommentierte Peter spöttisch.
Zunächst horchte Luke kurz, dann klopfte er zaghaft. Wenige Sekunden später öffnete sich die Tür, allerdings nur einen kleinen Spalt, in dem nun das argwöhnische Gesicht des Studenten erschien. Er zischte lediglich ein einziges Wort, in dem sich Genervtheit und Herablassung spiegelten.
»Was??«
Überrascht musste sich Peter eingestehen, dass er sich diesen Earl vollkommen anders vorgestellt hatte. Eigentlich hatte er einen klischeemäßigen Computer-Nerd mit schräger Frisur, ungesunder Hautfarbe und dicker Brille erwartet. Stattdessen erblickte er das gebräunte Gesicht eines Sonnyboys mit schulterlangen blonden Haaren und tiefblauen Augen, die den verunsicherten Jungen vor seiner Tür durchdringend fixierten. Die beiden etwas abseits stehenden Detektive hatte Earl offenbar noch nicht bemerkt.
»Ich … äh … ich wollte nicht stören«, erklärte Luke kleinlaut. »Meine Freunde möchten nur mal kurz –«
Doch weiter kam er nicht, denn in diesem Moment riss der Student die Tür auf, blickte sich hektisch um und packte den völlig verdatterten Justus am Kragen.
»Ich wusste es doch!«, fauchte er
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