Die drei ??? Dämon der Rache (drei Fragezeichen) (German Edition)
die er anschließend auf einem kleinen Tisch in einer Sitznische vor sich ausbreitete.
»So, Captain Bücherwurm – dann zeig mal, was du draufhast!«, spornte er sich mit einem Schmunzeln an.
Nachdem er die ersten Kapitel der vor ihm liegenden Chronik überflogen hatte, stutzte er plötzlich. Er war sich sicher, ganz in der Nähe ein unterdrücktes Niesen gehört zu haben. Argwöhnisch schaute er sich um; in den Gängen zwischen den Regalen war jedoch niemand zu sehen. Da strahlendes Sommerwetter herrschte, hatte es außer Bob nur wenige andere Besucher in die Bibliothek verschlagen. Stirnrunzelnd wandte er sich wieder seiner Ablage zu – und blickte unvermittelt in das bärtige Gesicht eines Fremden.
»Du meine Güte, haben Sie mich erschreckt!«
»Verzeihung, das war nicht meine Absicht.« Der gedrungene Mann im beigefarbenen Leinenanzug hob entschuldigend die Hand. Wegen des dichten rotbraunen Vollbarts, der nahezu sein gesamtes Gesicht ausfüllte, fiel es schwer, das Alter des Mannes zu schätzen. Sein abgetragener Anzug war mindestens eine Nummer zu groß und ziemlich zerknittert. In überraschendem Gegensatz dazu standen die eleganten Lederstiefel, deren hohe Absätze wohl dazu dienen sollten, über die geringe Körpergröße des Bärtigen hinwegzutäuschen.
»Mein Name ist Hastings, ich arbeite seit Kurzem hier«, erklärte der Mann und fixierte dabei unverhohlen die Bücher auf dem Tisch, »und die Bibliotheksleiterin bat mich, dich zu fragen, ob ich irgendwie behilflich sein kann.«
Der dritte Detektiv spürte von der ersten Sekunde an, dass an diesem Hastings etwas faul war. Um einen Sichtschutz zu bilden, lehnte er sich lässig an die Tischkante und verdeckte dabei mit seinen seitlich abstützenden Armen wie beiläufig die ausgebreiteten Bücher.
»Das ist wirklich nett von Miss Chalmers«, erwiderte er höflich und wartete kurz, ob der Mann ihn korrigieren würde. Der Bärtige zeigte jedoch keine Reaktion. »Aber im Moment brauche ich nichts weiter, vielen Dank. Ich stöbere hier nur ein wenig für eine Hausaufgabe.«
»Ein fleißiger Schüler – löblich, löblich«, erwiderte Mr Hastings mit angestrengtem Lächeln, das unter dem mächtigen Bart allerdings nur zu erahnen war. »Ähm, und darf ich fragen, an welchem Projekt du gerade arbeitest? Ich … war früher nämlich Lehrer in Santa Monica und interessiere mich sehr für die heutigen Unterrichtsinhalte.«
So siehst du aus, dachte Bob belustigt. Breit lächelnd nickte er. »Zurzeit sitze ich an einer Biologie-Arbeit über die hiesige Fischwelt, mit Schwerpunkt auf Haien .«
Ein kurzes Zucken schoss durch die Augenlider des Bärtigen, dann entspannten sich seine Gesichtszüge wieder.
»Was für ein spannendes Thema«, erwiderte er fröhlich. »In meiner Schulzeit haben wir mal an einem ähnlichen Projekt gearbeitet, das war einfach großartig. Es geht doch nichts über die Wunder der Natur.« Unvermittelt verdunkelte sich die Miene des Mannes. »Leider hat es damals ein übereifriger Freund von mir übertrieben. Er hatte keine Lust, nur Bücher zu lesen, sondern wollte unbedingt direkt vor Ort forschen. Er ist weit aufs Meer rausgeschwommen und dann …«
Verunsichert stutzte Bob. »Was … ist mit ihm passiert?«
Der Mann seufzte laut und ließ den Blick sinken. Die Schatten der Vergangenheit schienen schwer auf ihm zu lasten. Dann beugte er sich plötzlich zum Gesicht des entgeisterten dritten Detektivs vor, so nahe, dass die struppigen Barthaare unangenehm an dessen Wange kratzten. Bob nahm einen stechenden, süßlich-scharfen Geruch wahr, der den Bärtigen wie eine unsichtbare Wolke umgab. Die Stimme des Mannes war jetzt nur noch ein Zischen.
»Der Arme fand, was er gesucht hatte, und kam nie wieder zurück …«
Eine gefühlte Ewigkeit verharrte er so. Dann, als wäre nichts gewesen, wippte er wieder zurück, zupfte sein Jackett zurecht und tippte sich zum Abschied an die Stirn.
»Dann noch viel Spaß mit deiner Biologie-Arbeit!«
Lächelnd drehte er sich um und ging mit federnden Schritten davon. Vollkommen verwirrt starrte Bob ihm nach.
Inzwischen befanden sich Justus, Peter und Luke im Gästezimmer. Sie wollten überprüfen, ob jetzt bei Tageslicht vielleicht irgendwelche Spuren am oder unter dem geöffneten Fenster zu erkennen waren. Doch bis auf eine kleine Schleifspur am Rahmen war weder am Fenster noch am darunterliegenden Dach der Veranda etwas Auffälliges zu erkennen. Als sie den Raum gerade wieder verlassen
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