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Die drei Dämonischen

Die drei Dämonischen

Titel: Die drei Dämonischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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zurückzulegen als damals im Regen.
    Der Tempel der Großen, ein Gebäude, das wenigstens äußerlich diesen Namen nicht verdiente, befand sich zwei Stufen und mehrere Serpentinen unterhalb der tiefsten Stelle des Croesus-Palasts.
    Die Gassen waren heiß und trocken. Nach wenigen Schritten waren Luxon und Mythor schweißgebadet. Hinter den Mauern ertönten seltsame Laute, die nicht in diese Stadt zu passen schienen: Wispern, Flüstern und knurrende Geräusche, ein Klirren wie von Waffen und immer wieder unterdrückte Schreie.
    »Erwarten uns die Großen?« fragte Mythor und lehnte sich neben einem Brunnen an den Stamm eines Baumes.
    »Das nicht gerade. Aber sie sind in ihrem Tempel versammelt«, antwortete Luxon. Er setzte sich auf den Brunnenrand und spielte mit seinem Dolch.
    »Also dringen wir auf irgendeinem geheimen Weg ein, den nur du kennst?« fragte Mythor spöttisch.
    »Du hast es erraten. Die geheime Art ist meist besser als der direkte Versuch. Ich weiß, dass du damit nicht ganz einverstanden bist, aber…«
    »Wie Luxon schon sagt«, gab Mythor zurück, »nur der Erfolg zählt.«
    Luxon begann laut zu lachen und wischte sich die Tränen aus den Augen. Er sprang vom Brunnenrand, schaute sich wachsam um und keuchte: »Köstlich, Mythor. Gehen wir weiter!«
    Auch Mythor musste grinsen. Trotzdem sah er auch diesem Abenteuer mit gemischten Gefühlen entgegen. Aber es drängte ihn, endlich die volle Wahrheit zu erfahren. Doch würden sie in diesem Tempel tatsächlich die Wahrheit erfahren? Heute, nach so vielen halb sinnlosen Versuchen?
    »Es ist nicht mehr weit. Hast du einen Wilden Fänger gesehen?«
    »Nicht einmal seinen Schatten!«
    Durch die Dunkelheit, entlang den Mauern, die feuchte Tageshitze ausstrahlten, tasteten sie sich weiter, bis vor ihnen, am anderen Ende eines kleinen Platzes, ein großes Gebäude zu sehen war.
    Sie hatten weder einen Wilden Fänger noch andere Gestalten gesehen, die in diesem Teil Sarphands unterwegs waren, aber auch nicht die schmale, schnelle Gestalt, die sich auf ihre Spuren geheftet hatte und sich von Deckung zu Deckung bewegte. Lumpen hüllten den sehnigen Körper ein, die Augen blitzten in dem spitzen Gesicht. Geräuschlos folgte der Mann den zwei Schatten, die durch die Straßen huschten. Als sich Mythor und Luxon unterhielten, wehten einige Fetzen ihres Gesprächs hinüber zu ihrem Verfolger.
    Der Verfolger hielt seinen Dolch griffbereit. Er war auf alles vorbereitet, jedenfalls auf Kampf und Überfall. Kein menschliches Wesen war ihm begegnet, trotzdem war der Mann überzeugt, sich durch ein von Dämonen beherrschtes Chaos zu bewegen. Durch ein Chaos, das freilich hinter den Mauern und Türen und Fenstern stattfand und deswegen umso grässlicher war.
    Aber er unterdrückte alle seine Furcht und schlich hinter Mythor und Luxon her. Als sie den Tempel erreichten, drückte sich die kleine Gestalt in einen breiten Mauerspalt. Der Verfolger wartete und hoffte, dass er nicht die ganze Nacht in diesem Spalt würde verbringen müssen.
    *
    Das wenige Licht, das aus einigen Spalten der umliegenden Häuser drang, dazu das stechende Leuchten der unendlichen Menge der Sterne ließen die Front des Tempels schwach aus der Dunkelheit hervortreten.
    Eine Mauer aus unterschiedlich großen und unregelmäßigen Quadern. Die Fugen glänzten hell, und Halbsäulen aus einem andersfarbigen Stein zogen sich von einem Gesims bis zum Boden hin. Die Front des Tempels war etwa fünfzehn Mannsgrößen breit, und die Höhe betrug rund zwanzig Mannsgrößen. Verwitterte und ausgetretene Stufen führten zu einem Portal, das aus dunklem Holz gezimmert war. Die Pforten waren geschlossen, aber aus senkrechten, kaum handbreiten Schlitzen neben den Säulen kam ein zuckendes gelbes Licht.
    Luxon stieß Mythor an und raunte: »Das ist der Tempel der Großen. Aber wir wählen einen anderen Eingang. Es gibt ihn tatsächlich noch… Ich habe dir erzählt, wie ich das Orakelleder erbeutet habe!«
    Mythor erinnerte sich sehr gut an den Bericht. Die dreieckige Haut des angeblich glückbringenden Siebenläufers ruhte neben dem Griff des Gläsernen Schwertes.
    »Du weißt es genau?«
    »Natürlich. Noch immer gilt mein Ruf als König der Diebe Sarphands… wenn sich auch Croesus auf Arruf stützen muss!« antwortete Luxon leise, aber voller Selbstbewusstsein .
    »Gehen wir. Es ist nach Mitternacht!« brummte Mythor.
    Sie wichen nach rechts aus und schoben sich entlang der Wand des Tempels. Hier führte die Gasse,

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