Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Dämonischen

Die drei Dämonischen

Titel: Die drei Dämonischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
die in breiten und abgesplitterten Stufen aus wuchtigem Stein endete, schräg abwärts. Eine Hausmauer war mit einem Gerüst von Balken gegen die Seitenwand des wuchtigen Tempels abgestützt.
    Sie duckten sich unter dem schimmligen Holz und sprangen von Stufe zu Stufe abwärts. Stille umgab die Männer, nur ihre Sohlen machten leise Geräusche.
    »Sie leben sehr zurückgezogen«, sagte Luxon und schlich um eine Ecke. »Und um den Nachstellungen des Shallad entgehen zu können, haben sie im Lauf der Zeit viele Gänge gegraben.«
    »Und durch einen solchen Gang bist du damals eingedrungen?«
    Sie kamen durch einen Hof voller Abfälle, schoben sich durch einen weiteren, in dem feuchte Pflanzen wucherten, stiegen Treppen aufwärts und abwärts.
    Mythor musste Luxon bewundern, denn er führte sie so sicher, als ob er hier Jahre seines Lebens verbracht hätte. Arruf, der König der Diebe! Dies war seine Stadt. Er kannte wirklich jeden Stein.
    »Natürlich!« entgegnete Luxon.
    »Und ebenso natürlich besuchen wir heute nacht die Großen durch diesen Eingang?« wollte Mythor wissen, obwohl er keine Antwort mehr brauchte.
    »Was dachtest du?« fragte Luxon sarkastisch zurück.
    Noch einmal ging es im Zickzack durch Höfe, Gärten und durch schmale Lücken zwischen den Häusern. In Sarphand schien sich jede Spur von Leben nach Einbruch der Nacht ins Innere der Häuser zu verkriechen. Vielleicht versuchten die Menschen, der Hitze auf den Dächern zu entgehen, aber sie wagten nicht einmal, ein Fenster zu öffnen.
    »Nichts anderes dachte ich.«
    Sie standen mitten in einem Streifen Ödland. Es gab einige schüttere Bäume und dürre Büsche, die sich zwischen dem stinkenden Gras eines kleinen Abhangs hochschoben. Über den Bäumen erhob sich die rückwärtige Mauer eines großen Bauwerks. Es war entweder der Tempel der Großen oder ein Teil der alten Stadtbefestigung. Luxon ging einmal zwischen den beiden größten Bäumen hin und her und zählte die Schritte, dann kehrte er um und halbierte die Zahl.
    »Hier muss es sein!« sagte er drängend. »Komm hinter mir her.«
    Er zog seinen Dolch und schnitt, nachdem sie etwa ein Dutzend kleine Schritte hangaufwärts gemacht hatten, einige verfilzte, miteinander verflochtene Grasbüschel ab. Dann lagen moosüberwachsene Steinblöcke vor ihnen.
    Luxon tastete sich weiter und fluchte, als er auf trockenes Holz trat. Das Knacken erzeugte in der Stille ein auffallend lautes, scharfes Geräusch.
    »Niemand ist hinter uns!« flüsterte Mythor, der bei dem Knacken herumgewirbelt war und seine Waffe gezogen hatte. Er versuchte, in den Schatten unter den Bäumen und vor den nahen Häusern eine Bewegung zu erkennen. Aber dort war nichts. Luxon kroch vorwärts und stieß ein Zischen aus. Mythor duckte sich und folgte seinem Führer über die Trümmer eines Torbogens oder einer alten Mauer bis in einen engen, zugewachsenen Schacht. Luxon schob Zweige und wuchernde Hängepflanzen zur Seite. Modriger Geruch schlug ihnen entgegen und ein fernes, summendes Geräusch, das einmal lauter und dann wieder leiser wurde.
    »Die Großen singen ihre Abendlieder«, meinte Luxon, als sie sich mit ausgestreckten Händen durch die absolute Finsternis vorantasteten.
    Tiere raschelten vor ihren Füßen. Spinnweben hefteten sich an die Hände und zerrissen im Haar. Einige Schritte weit führte der Gang durch knöcheltiefes Wasser. Dann knirschte Sand oder feines Geröll unter ihren nassen Sohlen. Der Geheimgang machte scharfe Windungen. Sie stießen auf die Reste von Gittern, die uralt und vom Rost fast völlig zerfressen waren. Endlich, nach einer qualvoll langen Wanderung durch diesen uralten Stollen, lehnten sie sich erschöpft gegen eine feuchte Wand.
    »Dort vorn ist Licht«, bemerkte Luxon. »Wir haben es hinter uns. Seit meinem letzten Besuch ist der Geheimgang noch mehr verfallen. Ich fürchtete schon, dass an einigen Stellen das Gewölbe eingefallen sei.«
    »Einfacher wäre es gewesen, wenn wir am Haupttor geklopft hätten.«
    »Ich glaube nicht, dass die Großen mich freundlich empfangen werden«, gab Luxon zu. »Bringen wir es hinter uns, mein Freund.«
    Auch er, Luxon, musste sich Mythor sagen, war von der Wahrheit abhängig. Wenn aber auch die Großen ihnen nichts sagen konnten – wer dann? Sie gingen etwas langsamer weiter und folgten dem schwachen Schimmer des Lichtes. Es zeigte sich ihnen als kleines Viereck am Ende eines schräg aufwärts führenden, engen Schachtes. Der Boden war einst eine grob

Weitere Kostenlose Bücher