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Die drei Dämonischen

Die drei Dämonischen

Titel: Die drei Dämonischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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einer Art Vorhalle standen. Ein Dutzend schmale Durchgänge waren über die vier Wände verteilt. Zwischen den Säulen steckten in eisernen Ringen halb heruntergebrannte Fackeln, deren Ruß die Wände und die Decke in breiten Streifen geschwärzt hatte.
    »Du hast recht«, murmelte Luxon. Sein Gesicht war sehr nachdenklich, als er sich an den ihm zunächst Stehenden wandte.
    »Hör zu, Freund«, sagte er. »Dies ist Mythor, und ich bin Luxon. Ich habe mich geirrt. Wir hätten friedlich am Tor des Tempels Einlass begehren sollen. Bringt mich… bringt uns zum Erhabenen.«
    Die Gesten blieben reichlich unbestimmt, aber im Kreis öffnete sich eine Gasse. Eine Dolchspitze deutete vorwärts. Die Gruppe setzte sich in Bewegung, und das Pfeifen riss ab.
    Die Großen, von denen Luxon und Mythor umringt wurden, waren ebenso groß wie ihre Brüder, die Mythor schon kannte. Besser gesagt, ebenso wenig groß. Sie reichten ihm ungefähr bis zur Schulter. Geheimnisvoll und unheimlich war der Glanz, der von ihren Burnussen ausging; das Licht der Fackeln brach sich an den Kanten der Falten und rief merkwürdige Reflexe hervor. Fast lautlos eilten die Großen durch den Korridor, dessen Steinboden vor Sauberkeit geradezu funkelte. Niemand sprach, keiner von ihnen summte. Aber das grelle Pfeifen war ein Signal gewesen, dessen Laut wohl alle Insassen des Tempels alarmiert hatte.
    Schließlich hielt die Gruppe vor einer Tür an. Sie war voll verschlungener Schnitzornamente, und der Griff ähnelte einer abwehrend geöffneten Hand.
    Der Dolch verschwand unter dem Burnus, dann schossen zwei Hände aus den Ärmeln hervor. Eine kompliziert aussehende Geste entwickelte sich. Mythor starrte schweigend auf die Finger und dann auf die Wand neben der Tür, auf der sich das Schattenspiel abzeichnete. Dreimal vollführte der Große dieselben Bewegungen, dann hatte Mythor begriffen und sagte: »Du bist Schnell-Dreifuß. Ich bin Mythor.«
    Schnell-Dreifuß, falls dieser Name richtig war, verbeugte sich vor Mythor und öffnete die Tür.
    Mythor ging hindurch, Luxon folgte ihm schweigend. Offensichtlich hatte er etwas von seiner Dreistigkeit eingebüßt.
    »Der Saal! Wir sind tatsächlich im wichtigsten Raum dieses Gemäuers«, knurrte Luxon. Die Hälfte der Großen drängte sich hinter ihnen in den hohen, unheimlich abgedunkelten Raum hinein, dann wurde die Tür mit einem endgültigen Geräusch geschlossen. Klirrend schoben sich schwere Riegel in die Vertiefungen im Fels.
    Der Saal war rechteckig und stützte sich mit schlanken Säulen gegen die Decke. Sie lag im Dunkel, und es war nicht zu erkennen, woraus sie bestand. Die Säulen bildeten einen vollkommenen Kreis, in dessen Mitte sich eine Vertiefung befand. Von sieben Seiten führten stufenlose Rampen hinunter zum Boden des Kreises. Genau hinter jeder Säule, vom Kreismittelpunkt aus betrachtet, flackerte die große, rußende Flamme einer Lampe. In der Mitte des Kreises befand sich ebenfalls eine Öllampe mit mehreren schwimmenden Dochten. Zwischen den oberen Enden der Säulen war im Dach eine kreisrunde Öffnung ausgespart, durch die Mythor einige Sterne sehen konnte.
    Ein stummer Großer packte ihn sanft am Arm und schob ihn langsam, aber bestimmt auf eine Rampe zu.
    »Ich habe verstanden.«
    Etwa zwei Dutzend hölzerne, mit Stoff und Fell bespannte Sessel standen im Kreis entlang der Vertiefung. Die Hälfte von ihnen war leer. Als Mythor und Luxon im Inneren des Kreises standen, setzten sich die Großen, von denen sie hierher eskortiert worden waren.
    Eine bizarre Art von Unterhaltung fing an.
    Einer der Großen stand auf, stieß eine Folge von verschieden hohen und unterschiedlich langen Pfiffen aus. Er deutete auf Mythor und fing zu gestikulieren an. Zwischen zwei Säulen, auf einem Stück der hellen Tempelwand, erschienen die Schattenspiele seiner Hände. Mythor begriff nur mühsam.
    Doch als er die Augen über dem Gesichtstuch sah, wusste er, dass ihm Vierfaust gegenüberstand.
    »Vierfaust!« sagte er verblüfft. »Ich erkenne dich an der Deutlichkeit deiner Schattenspiele!«
    Vierfaust nickte und stieß einen anerkennenden Pfiff aus. Dann schilderte er seinen Brüdern, dass sie sich Mythor gegenübersahen. An der Tatsache, dass er nicht einfach seine Finger gegen die geöffneten Hände eines anderen legte, erkannte Mythor, dass diese Versammlung sich nicht unter der Einwirkung einer Droge befand, die ihr Bewusstsein öffnete.
    Auch Luxon verstand die nächste Folge der Schattenspiele,

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