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Die drei Dämonischen

Die drei Dämonischen

Titel: Die drei Dämonischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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einem dünnen Tuch verhüllt. Ein hochgewachsener Mann mit zerzaustem Haar und unwilligem Gesichtsausdruck kam, seinen prächtigen Mantel zuknotend, auf die Tür zu und heftete seine Augen zornig auf die Männer.
    »Ich bin Croesus«, sagte er. »Ich habe dir befohlen, Mann der Pforte, mich heute nicht zu stören! Wozu sonst hätte ich gutes Gold für Kalathee ausgegeben, die unvergleichliche Perle der Leidenschaft?«
    Die junge Frau auf dem Lager blickte ebenso verwirrt von einem Mann zum anderen. »Herr, wenn der Sarpha zehn Bewaffnete schickt, dachte ich…«
    »Schon gut. Berichte, Hauptmann. Was ist auf dem Fest geschehen?«
    Der Hauptmann berichtete, und er wusste nicht, ob sich bei seiner Erzählung Croesus ärgerte, ob er über die Verwechslung wütend war oder ob er sich fürchtete. Der Hauptmann, der den Befehl hatte, jeden Bewohner des Palasts in Ketten zu legen und vor den Sarpha zu bringen, wenn sich Croesus nicht im Palast befände, war jetzt überzeugt. Dieser Mann hier war Croesus, und es war undenkbar, dass er den weitaus längeren Weg vom Hafen bis hierher schneller zurückgelegt hatte als die Soldaten.
    Sie waren schon losgerannt, als die Männer mit dem Sarpha noch im Hafenwasser geschwommen waren.
    Trotzdem hob er den Arm und brachte hervor: »Eine Frage, eine Bitte, Herr Croesus!«
    »Meinetwegen.«
    »Darf ich dein Haar berühren?«
    »Warum?«
    Aber Croesus wich nicht zurück. Es war ein Zeichen, dass er ein gutes Gewissen haben musste. Der Hauptmann fuhr zweimal durch das Haar des Croesus und stellte fest, dass es, von etwas Schweißfeuchtigkeit an den Schläfen und im Nacken abgesehen, völlig trocken war. Dieser Mann war nicht im Seewasser geschwommen.
    »Ich danke, Herr Croesus«, sagte der Hauptmann schwer atmend. »Ich werde Pon Farr und dem Sarpha berichten, was ich gesehen habe. Entschuldige, Croesus!«
    »Schon gut. Grüße den Sarpha und meinetwegen auch seinen Sohn. Es tut mir leid, nicht zum Fest gekommen zu sein. Dann hätte es dort wohl Croesus zweimal gegeben.«
    Darham schloss ehrerbietig die Tür und brachte den Hauptmann zurück zu den Gittern. Als er seine Soldaten sah, rief der Bewaffnete: »Bleibt ruhig. Es war eine verbrecherische Verwechslung. Croesus ist hier, und er hat sein Lustlager nicht verlassen. Es muss ein anderer gewesen sein.«
    Knirschend und kettenklirrend hoben sich die beiden Gitter.
    Die Soldaten umringten ihren Anführer, während sich der Wächter an ihnen vorbeidrängte und das Tor öffnete. Abwartend blieb er neben den schweren Torangeln stehen und hörte zu, wie der Hauptmann seine Leute beruhigte. Die Männer nickten sich zu, als die Bewaffneten abzogen. Vorsichtig schloss Darham das Tor, und erst als er den letzten Riegel vorgeschoben hatte, überzog ein breites Grinsen sein Gesicht.
    »Offensichtlich«, sagte er zu sich, als er das verborgene Signal auslöste, »kann jeder Diener, wenn er nur ins Bett schlüpft, als Croesus gelten.«
    Von der winzigen Terrasse über dem Haupttor aus. blickte Darham den Mannen aus Yahids Palast nach. Wieder einmal hatte Luxon eines seiner gefährlichen Spiele gewonnen, ohne einen Kratzer davonzutragen.
    *
    Luxon tastete entlang den Fugen der trennenden Steinmauer, fand den Hebel und schob einen Quader tief in die Mauer hinein.
    Leise drehte sich die Mauer, als sich die Männer dagegen stemmten. Licht schlug ihnen entgegen. Mythor hatte zum erstenmal Gelegenheit, das verwüstete Narbengesicht Luxons genau zu sehen. Als Luxon den Blick bemerkte, grinste er – es war eine schauerliche Grimasse – und blieb stehen. Er griff an seinen Hals und sagte: »Die Luft scheint rein zu sein. Sonst hätte sich die Mauer nicht geöffnet. Und ich werde mich hüten, dem Sarpha mein eigenes Gesicht zu zeigen.«
    Er hielt eine hauchdünne Lederschicht in den Fingern. Mit einem einzigen Ruck zerrte Luxon die Maske über das Kinn, über die Wangen und löste dünne Sehnenschnüre hinter den Ohren. »Solche Überraschungen habe ich stets bereit.«
    »Du denkst wirklich an alles!« musste Sadagar zugeben. »Und jetzt denke zumindest ich an einen gigantischen Humpen Bier.«
    »Sicher bist du damit nicht allein«, rief Luxon und eilte die Treppe hinauf. Er wollte die Szene richtig genießen, die sich ihm bot, wenn er in sein eigenes Schlafzimmer kam und dort seinen Vertreter an der Seite der kichernden Kalathee entdeckte.
    »Ganz sicher nicht!« pflichtete Mythor bei.
    Der Palast, der bisher wieder wie ausgestorben gewesen war, füllte

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