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Die drei Dämonischen

Die drei Dämonischen

Titel: Die drei Dämonischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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drehte sich halb herum und deutete auf einen Großen.
    »Du bist also der Erhabene Große. Verzeih mir, dass ich auf dem Weg der Diebe in den Tempel eingedrungen bin. Ich heiße heute Luxon, aber vor vielen Monden drang ich in den Tempel ein – und damals nannte ich mich Arruf. Ich bin der König der Diebe des nächtlichen Sarphand. Ich stahl das Amulett und das Pergament, auf dem die Lage der Lichtboten-Fixpunkte gezeichnet war. Das Pergament habe ich zurückgelassen, weil ich kein Dieb um des Goldes willen bin. Ich habe eine Vergangenheit, die mich zu der festen Überzeugung zwingt: Ich bin der Sohn des Kometen.«
    Der Erhabene Große unterschied sich äußerlich nicht von seinen Brüdern oder den Angehörigen dieses bruderschaftsähnlichen Geheimbundes.
    Ebenso wie Vierfaust und damals auch Dreifinger-Auge strahlten seine Augen über dem Gesichtsschleier kühlen Abstand und zielstrebige Gedanken aus.
    »Und ihr wollt wissen«, deutete Luxon die nächsten Schattenspiele und unterstützenden Pfiffe richtig, »wo das Amulett ist? Ich habe es nicht bei mir. Aber selbstverständlich gebe ich es euch zurück, wenn ihr es wollt.«
    Obwohl Mythor wusste, dass die Großen auf der Seite des Lichtes standen und er die Erfahrung gemacht hatte, dass sie ihn selbst auf ihre geheimnisvolle, undurchschaubare Art schätzten, bemächtigte sich seiner ein deutliches Gefühl der Befremdung. Sie gehörten nicht zu den Personen, mit denen er gern zusammen war. Er hoffte, auch diesen ungemütlichen und kalten Tempel bald verlassen zu können.
    Die Runde der Großen unterhielt sich jetzt durch Handzeichen und gelegentliche Pfiffe. Die Bewegungen waren so schnell, dass weder Luxon noch Mythor verstanden, worum es ging.
    Vierfaust wandte sich schließlich an Luxon und fragte:
    Und woher weißt du, dass du der Sohn des Kometen bist?
    Sofort antwortete Luxon, auf Mythor zeigend: »Dies ist Mythor. Einst verwechselte man ihn mit mir, man tauschte ihn gegen mich um, weil er ein Niemand war und ist.«
    Trotz der Waffen, die er aus den Manifestationspunkten des Lichtboten holte, unter Entbehrungen und Opfern?
    »Trotzdem und gerade deswegen. Hört meine Geschichte«, sagte Luxon, ging rückwärts bis zur Rampe und setzte sich auf den kalten Stein. Das heiße Öl in den Lampen sandte einen Geruch aus, der den Tempel erfüllte und unangenehm in seiner Nase stach. Er bemühte sich, seine Lebensgeschichte in kurzen Sätzen erschöpfend zu erzählen. Sie deckte sich mit dem, was Mythor von ihm erfahren hatte.
    Mythor blieb stehen und bemühte sich herauszufinden, was die Großen und ihr Erhabener dachten.
    Sie blieben regungslos sitzen und hörten zu. Die einzigen Bewegungen kamen von Luxon und den zitternden Flammen.
    Warum dachte Mythor plötzlich, völlig übergangslos, an eine Warnung? Hüte dich vor dem Stein?
    Es gab sicher einen Grund für diesen Gedanken, aber noch ehe er seine Ahnung vertiefen und der Überlegung nachgehen konnte, zerschnitt wieder ein kurzer, halblauter Pfiff die atemlose Stille in dieser Höhle der Finsternis und der Schattenspiele.
    Du hast deine richtigen Schlüsse aus deiner Lebensgeschichte gezogen, Luxon oder Arruf!
    Vierfaust bemühte sich, besonders deutlich zu »reden«.
    Aber es waren deine eigenen Schlüsse. Wir glauben dir die Geschichte. Deine Gedanken und Wünsche haben dir einen grausigen Streich gespielt!
    »Wie… was sagst du da?«
    Luxon stand auf und kam mit bleichem Gesicht näher. Er fragte verwirrt: »Ich habe dich, glaube ich, falsch verstanden. Meine Wünsche sollen mir einen Streich gespielt haben?«
    Wieder, und diesmal noch langsamer und deutlicher, gestikulierte Vierfaust. Seine ins Riesige vergrößerten Finger wiederholten die Antwort:
    Mythor ist der rechtmäßige Sohn des Kometen. Du hast dich geirrt. Mag auch dein Weg von einer gewissen Bedeutung sein, du bist nicht zum Sohn des Kometen bestimmt!
    Jetzt war es an Mythor, verwirrt zu sein. Mit vor Aufregung rauer Stimme stotterte er: »Also doch… ich bin der Sohn des Kometen!«
    Die gesamte Runde der Großen brach in zustimmendes Pfeifen aus. Dann wandte sich Vierfaust wieder an Mythor und versicherte: Wir, die Gemeinschaft der Großen, haben Mythor ausgewählt und ihn durch das runde Mal hinter seinem Ohr für alle Zeiten und unaustauschbar gezeichnet.
    Kalte Strenge sprach aus diesen Gesten und Schatten. Luxon taumelte fast; er war tatsächlich erschüttert und sprachlos. Mythor fühlte eine kurze Schwäche, dann stieg in ihm das

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