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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Amabels Leiden wäre eine sehr milde Form, weder so ansteckend noch so gefährlich, beschwichtigte Lady Ombersleys Sorgen nicht. Miss Adderbury wurde mit Selina und Gertrude nach Ombersley geschickt; Hubert, der die ersten Wochen der langen Ferien bei Verwandten in Yorkshire verbrachte, wurde durch einen Eilbrief gewarnt, nach dem Berkeley Square zu kommen, bevor die Gefahr vorüber war. Lady Ombersley hätte auch Cecilia und Sophy aus dem Haus verbannt, wenn die Mädchen dazu zu bewegen gewesen wären, auf ihre Bitten zu hören. Aber Cecilia und Sophy blieben fest. Sophy erklärte, sie habe viel gefährlichere Fieber als dieses erlebt und nie irgendeine Ansteckung erfahren, von den Masern abgesehen; und Cecilia, herzlich der Mutter zugetan, versicherte, man würde sie jetzt nur mit Gewalt von ihrer Seite reißen. So blieb der armen Lady Ombersley nichts übrig, als sie in die Arme zu schließen und zu schluchzen. Ihre eigene Gesundheit war nicht kräftig genug, daß sie die Krankheiten ihrer Kinder mühelos hätte überstehen können. So gern sie auch Amabel eigenhändig gepflegt hätte, ertrug sie doch den Anblick der Leiden des Kindes nicht. Ihre Empfindsamkeit war stärker als ihre Entschlußkraft. Der bloße Anblick der hektisch geröteten Wangen Amabels machte sie zur Beute von Nervenkrämpfen, so daß Cecilia sie hinausführen und zu Bett bringen mußte. Und an Dr. Baillie erging die Bitte, nach ihr zu sehen, ehe er das Haus verließ. Lady Ombersley konnte nicht vergessen, daß die kleine Tochter, die nach Maria als nächste gekommen, unter ähnlichen Umständen gestorben war, und so gab sie von Anfang an alle Hoffnung auf, Amabel wieder gesund zu sehen.
    Es war ein Mißgeschick, daß Mr. Rivenhall zu seiner Tante nach Yorkshire hatte reisen müssen, denn seine Nähe wirkte in kritischen Zeiten immer beruhigend auf seine Mutter; auch verlangte die fiebernde Amabel oft nach Charles. Da man hoffte, die Stimme eines Mannes werde auf sie beruhigend wirken, wurde ihr Vater in das Kinderzimmer geführt und versuchte unbeholfen, sie zur Vernunft zu bringen. Vor der Ansteckung hatte er nicht Angst, denn der Arzt hatte ihm versichert, daß Erwachsene kaum jemals von dieser Krankheit befallen würden; nun wirkte der Anblick seiner kranken kleinen Tochter betrüblich auf ihn, aber da er sonst seinen Kindern kaum Aufmerksamkeit geschenkt, vermochte er sie jetzt nicht zu beruhigen. Tatsächlich strömten seine Tränen so hemmungslos, daß er das Zimmer verlassen mußte.
    Dr. Baillie betrachtete die alte Amme mit Mißtrauen, schüttelte den Kopf und bestellte Mrs. Pebworth nach dem Berkeley Square. Mrs. Pebworth war eine beleibte Frau, sie hatte wässerige Augen und trug eine riesengroße Haube; sie lächelte den beiden jungen Damen, die sie in Empfang nahmen, freundlich zu und bat sie mit gedämpfter Stimme, ganz unbesorgt zu sein: gewiß würde die liebe Kleine unter ihrer Aufsicht bald genesen. Schon zwölf Stunden nach ihrem Eintreffen war sie wieder aus dem Hause und warf dem Tor, das hinter ihr ins Schloß fiel, schmähende Worte zu; auf Befehl Miss Stanton-Lacys war sie von der energischen Jane Storridge hinausbefördert worden. Eine Pflegerin, so erklärte Sophy Dr. Baillie rund heraus, sei zu nichts nutz, wenn sie sich ununterbrochen aus einer Flasche stärkte und nachts am Kamin in einem Lehnstuhl schlummerte, während die Patientin ächzte und jammerte. Als Mr. Rivenhall auf die schlimmen Nachrichten hin in Berkeley Square eintraf, fand er seine Mutter von Nervenkrämpfen geschüttelt, der Vater war zu White oder Wattier geflüchtet, um Trost zu suchen, seine Schwester hatte sich für eine Stunde aufs Bett gelegt, und seine Kusine betreute das Krankenzimmer.
    Wenn Wirrnis im Hause herrschte, vergaß Lady Ombersley Charles’ minder angenehme Züge, und war geneigt, ihn für ihre einzige Stütze zu halten. So war ihre Freude, ihn eintreten zu sehen, nur von der Besorgnis aufgewogen, auch er könnte sich anstecken. Sie richtete sich auf dem Sofa auf, legte ihre Arme um seinen Hals und seufzte: »Gott sei Dank, daß du da bist! Es ist so schrecklich, ich weiß, ich werde sie verlieren, so wie ich die kleine Clara verloren habe.«
    Ein Tränenstrom erstickte diese Rede, und einige Minuten wurden darauf verwandt, sie zu beruhigen. Als sie dann die Fassung wiedergewonnen, konnte er wenigstens nach Amabels Krankheit fragen. Ihre Antworten waren unzusammenhängend, aber er zog aus ihnen die Überzeugung, daß der

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