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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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saß sie neben Lord Charlbury in der Chaise und sprach ihre Hoffnung aus, daß das drohende Gewitter erst ausbrechen würde, wenn sie Lacy Manor erreicht hatten. Tina sprang auf ihren Schoß, und so ergab sich die Gelegenheit, Seiner Lordschaft zu berichten, daß Tina im Green Park einem anderen italienischen Windspiel begegnet war, der aus seiner Bewunderung für sie kein Hehl gemacht. So kam die Rede auf Tinas kokette Künste; das leitete zu einem amüsanten Bericht von der Eifersucht des Spaniels über, den Mr. Rivenhall unlängst vom Land mitgebracht hatte; und alsbald sah sich Lord Charlbury in ein harmloses Gespräch über Fasanenjagd, Fuchsjagd und andere sportliche Vergnügungen verwickelt. Mit solchem Geplauder kam man bis Kensington, und erst als man in die Chaussee einbog, gewann Seine Lordschaft die Fassung, die er verloren, wieder. Er bemerkte jetzt, daß der muntere Spott wieder in Sophys Augen stand. In Lower Tooting warf er einen Blick auf den sonderbaren Kirchturm, auf dessen rundem Sockel ein quadratisches Holzgebilde saß, das in einem Schindeldach gipfelte; und als Sophy sich nun in die Ecke zurücklehnte, sah er ihr prüfend ins Gesicht: »Wie ist das nun, Sophy, brennen wir eigentlich miteinander durch?«
    Sie lachte hell auf. »Nein, nein, ganz so schlimm ist es nicht! Muß ich Ihnen alles sagen?«
    »Jedenfalls ist mir klar, daß Sie einen furchtbaren Plan ausgeheckt haben. Beichten Sie!«
    Sie gab ihm einen Seitenblick, der ihn der letzten Zweifel überhob, ob der Schelm wieder in ihren Augen säße. »Nun, die volle Wahrheit ist, daß ich Sie entführt habe, Charlbury.«
    Einen Moment lang war er betroffen, dann begann er zu lachen. Sie stimmte ein, und als er die erste Verblüffung überwunden hatte, sagte er: »Ich hätte mir denken können, daß irgendeine Teufelei im Werk war, als ich sah, daß Ihr getreuer Potton nicht da war. Aber erklären Sie mir das doch, Sophy – warum werde ich entführt? Was ist der Zweck des Ganzen?«
    »Sie müssen mich so kompromittieren, daß Sie hernach gezwungen sind, mich zu heiraten, das liegt doch klar auf der Hand«, erwiderte Sophy gelassen.
    Diese freundliche Erklärung ließ ihn auffahren. »Sophy!«
    »Keine Angst! Ich habe Potton mit einem Brief zu Sancia geschickt und sie gebeten, sofort nach Lacy Manor zu kommen.«
    »Du lieber Gott, verlassen Sie sich wirklich darauf, daß sie das auch tut?«
    »Aber gewiß. Sie hat ein gutes Herz, und wenn ich wirklich an ihre Hilfsbereitschaft appelliere, wird sie mich nicht im Stich lassen.«
    Er ließ sich in die Polsterung zurückfallen und sagte: »Jetzt weiß ich wirklich nicht, was ich von Ihnen halten soll. Ich stehe vor einem Rätsel. Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
    »Wie, das verstehen Sie nicht? Ich habe Cecilia einen Brief hinterlassen, in dem ich ihr erkläre, daß ich im Begriff bin, mich selbst zu opfern –«
    »Schönen Dank!« unterbrach Seine Lordschaft.
    »Mich und Sie«, fuhr sie heiter fort, »so daß mein Onkel endlich zum Schweigen gebracht wird. Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich ihn dazu gebracht habe, der armen Cecy seinen unbeirrbaren Entschluß kundzutun, daß sie Sie zu heiraten hat. Wenn ich Cecy nur etwas kenne, so kommt sie Hals über Kopf nach Ashtead, und wenn Sie aus dieser Situation nichts herausholen, mein lieber Charlbury, dann wasche ich meine Hände in Unschuld.«
    »Ungeheuerlich, Sophy«, war seine undankbare Antwort. »Einfach ungeheuerlich! Und wenn weder die Marquesa noch Cecilia nach Lacy Manor kommen? Ich muß Ihnen aufrichtig sagen, daß ich mich durch nichts dazu bringen lassen werde, Sie zu kompromittieren.«
    »Nein, natürlich nicht! Es wäre mir höchst unangenehm. Wenn dieser Fall einträte, würde ich Sie nötigen müssen, die Nacht in Leatherhead zu verbringen. Es ist nicht weit von Lacy Manor entfernt, Sie werden im ›Schwan‹ einigermaßen erträglich unterkommen. Andernfalls müssen Sie sich einen Mietwagen besorgen, der Sie nach London zurückbringt. Aber Sancia wenigstens wird mich nicht im Stich lassen.«
    »Haben Sie Cecilia gesagt, daß Sie mich entführt haben?« fragte er. Und als sie nickte, rief er: »Ich könnte Sie ermorden! Was für Tricks! Und die Figur, die ich dabei spiele!«
    »Daran wird sie gar nicht denken. Erinnern Sie sich, daß ich Ihnen erst vor ein paar Tagen sagte, man müsse Cecy dazu bringen, mit Ihnen Mitleid zu haben, und nicht mit Augustus? Übrigens wird sie, davon bin ich überzeugt, von wahren Stürmen der

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