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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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ließ sich nicht täuschen.
    Er hielt vor dem Haus am Berkeley Square und hieß sie aussteigen, ohne ihr hilfreich die Hand zu bieten. Sie gehorchte seinem groben Befehl, und er lenkte den Wagen, ohne sich durch einen Blick zu überzeugen, daß sie in das Haus eingelassen wurde, zu den Stallungen.
    Es war kurz nach Mittag. Mr. Rivenhall kam ihr nicht ins Haus nach, und nachdem sie sich dessen versichert hatte, rief sie erst einen Lakaien zu sich und sandte ihn zu Besorgungen in den nächsten Mietstall; dann setzte sie sich an den Schreibtisch und begann zu schreiben. Gegen zwei Uhr machte sich John Potton, verwundert, aber ohne Arg, mit einem der Briefe nach Merton auf den Weg. Hätte er den Inhalt des Schreibens gekannt, so wäre er auf dem Wege minder guter Laune gewesen.
    »Liebe Sancia«, schrieb Sophy, »ich sehe mich in einer äußerst bedrängten Lage und muß Dich sehr dringend bitten, unverzüglich nach Lacy Manor zu kommen. Laß mich nicht im Stich, sonst gerate ich in die verhängnisvollste Situation. Ashtead ist nur zehn Meilen von Merton entfernt, Du wirst Dich nicht überanstrengen. Ich fahre in einer Stunde von London weg und bin in dieser Sache ganz auf Dich angewiesen. Deine ewig getreue Sophy.«
    Der Lakai, der aus dem Mietstall zurückkam, sah sich durch eine Halbguinea für seine Mühe belohnt; mit solchermaßen angefachtem Eifer machte er sich auf den Weg, zwei versiegelte Briefe zu befördern. Den einen ließ er in Mr. Wychbolds Wohnung, den anderen brachte er von Lord Charlburys Haus zu Mantons Schießstätte und von dort in Brooks’ Klub – erst da erreichte er sein Ziel. Lord Charlbury, in die Halle herausgebeten, das Billett persönlich entgegenzunehmen, las es mit sichtlichem Erstaunen, gab dem Empfänger aber ein schönes Trinkgeld und beauftragte ihn, Miss Stanton-Lacy zu bestellen, daß er ganz zur Verfügung stehe.
    Inzwischen hatte Miss Stanton-Lacy ihrer allzu eifrigen Zofe einen freien Nachmittag gegeben und hatte einer erstaunten Hausmagd Auftrag erteilt, ihr Nachtzeug in einen Reisesack zu packen; dann hatte sie sich wieder an den Schreibtisch gesetzt und zwei weitere Briefe geschrieben. Damit war sie noch beschäftigt, als Lord Charlbury in den Salon geführt wurde. Sie blickte auf und lächelte. »Ich wußte doch, daß ich mich auf Sie verlassen konnte. Danke! Lassen Sie mich nur rasch diesen Brief beenden.«
    Er wartete, bis sich die Tür hinter Dassett geschlossen hatte, und fragte dann: »Was ist denn passiert, um Himmels willen, Sophy? Warum müssen Sie nach Ashtead?« 
    »Ich bin dort zu Hause. Es ist Sir Horaces Haus.«
    »Aber ich wußte nicht – so plötzlich! – hat Ihre Tante – Ihr Vetter –?«
    »Quälen Sie mich jetzt nicht«, bat sie. »Ich erkläre Ihnen alles unterwegs, wenn Sie so lieb sein wollen, mich zu begleiten! Weit ist es nicht – wir fahren ohne Aufenthalt durch!«
    »Natürlich begleite ich Sie«, erwiderte er. »Ist Rivenhall nicht zu Hause?«
    »Ich kann ihn unmöglich bitten, mich zu begleiten. Lassen Sie mich doch diesen Brief für Cecilia beenden!«
    Er bat um Verzeihung, rückte sich einen Stuhl ans Fenster und setzte sich. Seine gute Erziehung verbot ihm, eine Erklärung zu fordern, die man ihm offenbar nicht willig gab, aber er war zutiefst erstaunt. Der schelmische Blick war ganz aus Sophys Augen verschwunden; sie schien ungewöhnlich ernst – ein Umstand, der ihn aus der Fassung brachte, zugleich aber seinen Wunsch verstärkte, ihr dienlich zu sein.
    Der Brief an Cecilia war bald beendet und mit einer Oblate versiegelt. Sophy erhob sich vom Schreibtisch, und nun fragte Charlbury, ob er sie in seiner Karriole nach Ashtead bringen solle.
    »Nein, ich habe einen Mietwagen genommen. Er muß jeden Augenblick hier sein. Sind Sie in Ihrer Karriole gekommen?«
    »Nein, ich bin die paar Schritte von Brooks herübergegangen. Bleiben Sie länger auf dem Land?«
    »Ich weiß es selber kaum. Wollen Sie warten, während ich Hut und Mantel nehme?«
    Sie kam gleich darauf mit Tina zurück, die ihre freudige Erregung darüber zeigte, daß sie auf einen Spaziergang mitgenommen werden sollte. Die Mietkutsche stand schon vor dem Tor, und Dassett, der vor einem Rätsel stand wie Lord Charlbury, gab dem Lakaien die Anweisung, Miss Stanton-Lacys Reisesack in den Gepäckkorb zu legen. Sophy reichte ihm die beiden Briefe und wies ihn an, streng darauf zu achten, daß Mr. und Miss Rivenhall sie gleich nach ihrer Rückkehr erhielten. Fünf Minuten später

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