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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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aber, Matty, nehmen die Überzüge ab! Wenn schon kein Tee im Hause ist, so wird es doch sicher Bier geben! Bringen Sie Bier für Lord Charlbury, bitte! Charlbury, ich bitte Sie um Verzeihung, daß ich Sie in eine solche Höhle gelockt habe. Einen Moment, Clavering! Sind die Ställe in Ordnung? Ich möchte den Wagen nicht wegschicken, die Pferde müssen getränkt, gefüttert und abgerieben werden, und die Postknechte müssen zu essen bekommen!«
    Lord Charlbury, der seine Bedenken überwunden und zum Genuß der Situation durchgefunden hatte, sagte: »Erlauben Sie, daß ich das übernehme? Wenn Clavering mir den Weg zu den Ställen weisen will –?«
    »Ja, tun Sie so«, erwiderte Sophy dankbar. »Ich sehe mich hier inzwischen um, stelle fest, welche Räume am ehesten einigermaßen benützbar sind, und bevor ein wärmendes Feuer angemacht ist, werden Sie es ja doch hier ungemütlich finden.«
    Seine Lordschaft, der aus dieser Äußerung richtig heraushörte, daß er jetzt hier nur im Wege stand, machte sich mit Clavering auf, die Postknechte zu den Ställen zu führen, die sich glücklicherweise wasserdicht erwiesen; sie standen unter der Aufsicht eines bejahrten Mannes, der hier sein Gnadenbrot verzehrte; seine trüben Augen leuchteten sogar beim Anblick so bescheidener Pferde, wie sie zu dem Mietwagen gehörten, auf. Ein dickes, kurzbeiniges Pony und ein paar Bauernpferdchen waren die einzigen Bewohner der Stallung, aber der Alte versicherte, daß an Futter und Stroh kein Mangel wäre; auch übernahm er es, die Postknechte in seinem Häuschen, das an den Stall stieß, zu bewirten.
    Lord Charlbury unternahm einen kleinen Rundgang in den Gärten, bis die ersten Regentropfen ihn in das Haus zurücktrieben. Hier waren inzwischen die Überzüge von den Stühlen entfernt, ein Staubwedel hatte das Seine getan, und in dem mächtigen Kamin brannte ein prasselndes Feuer.
    »Es ist nicht wirklich kalt«, meinte Sophy, »aber ein Kaminfeuer macht sofort alles gemütlicher.«
    Seine Lordschaft betrachtete die Rauchwolken, die von dem Kamin in den Raum drangen, und billigte Sophys Äußerungen nur mit halbem Herzen, wärmte sich aber dann über den blauen Flammen, die zwischen den Kohlen züngelten, die Hände. Ein kräftiger Rauchstoß bewog ihn, sich zurückzuziehen, und reizte ihn zu einem Hustenanfall. Sophy kniete neben dem Feuer nieder, schürte mit dem Eisen in der schwarzen Masse und sorgte für Zug. »Ich stelle mir vor«, meinte sie, »daß im Rauchfang Stare nisten. Mathilda allerdings meint, daß Kamine immer eine Weile rauchen, wenn sie ausgekühlt sind. Wir werden ja sehen! Ich habe in einem der Regale in der Küche Tee gefunden, Mathilda wird gleich welchen bringen. Sie wußte gar nicht, daß er da war. Ich frage mich nur, wie lange er schon in der Schublade steckt.«
    »Das frage ich mich auch«, bestätigte Seine Lordschaft, den der Gedanke zu bezaubern schien, dieser Tee wäre eine Reliquie aus längst vergangenen Tagen.
    »Glücklicherweise wird Tee nicht schlechter, wenn man ihn lang aufbewahrt«, sagte Sophy. »Oder doch?«
    »Ich habe keine Ahnung, aber auch das werden wir sehen«, erwiderte Charlbury. Er wanderte jetzt in der Halle auf und ab, besah die Bilder und Zierstücke. »Eine Schande, daß ein solches Haus verfallen soll«, bemerkte er. »Sehen Sie nur diese bezaubernde Meißener Gruppe! Und an diesen Harlekin da drüben habe ich mein Herz verloren! Ich frage mich, ob Ihr Vater nicht bereit wäre, für die Dauer seiner Abwesenheit dieses Haus anständigen Leuten zu vermieten, statt es verfallen zu lassen.«
    »Viele Jahre lang ließ er meine Tante Clara hier wohnen«, antwortete Sophy. »Sie war höchst exzentrisch, hatte nur Umgang mit Katzen und ist dann vor zwei Jahren gestorben.«
    »Sehr scheint sie sich nicht um das Haus gekümmert zu haben«, bemerkte Charlbury und hob sein Lorgnon, um eine Landschaft in einem schweren Goldrahmen zu besichtigen.
    »Nein, das hat sie wohl nicht getan. Na, gleichgültig, Sir Horace wird das schon in Ordnung bringen! Fürs erste räumt Mathilda das Frühstückszimmer auf, dort können wir es uns gemütlich machen.« Sie zog ihre Stirn in Falten. »Meine einzige Sorge ist das Dinner. Ich habe nicht den Eindruck, daß Mathilda etwas vom Kochen versteht, und ich bin ihr darin, das muß ich zugeben, kaum überlegen. Vielleicht erscheint Ihnen das gleichgültig, aber –«
    »Nein«, antwortete Seine Lordschaft mit großer Festigkeit, »es fällt mir gar nicht ein,

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