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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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durchschaut! Verlassen Sie sich auf mein Urteil, er hat sie zu dieser Flucht beredet! Begleitet Rivenhall Sie?«
    »Wir fahren allein«, erwiderte Miss Wraxton. »Sie haben die Wahrheit erraten, und gewiß würdigen Sie die Tatsache, daß es unser besonderes Streben sein muß, diesen unseligen Vorfall nicht an die große Glocke zu hängen.«
    »Ja, ganz richtig«, rief er eifrig. »Aber daran ist gar nicht zu denken, daß zwei zarte junge Frauen sich einer solchen Aufgabe unterziehen, ohne sich auf die Festigkeit eines Mannes zu stützen! Ich glaube, ich sollte Sie begleiten. Ja, das sollte ich wohl. Ich werde Charlbury zur Verantwortung ziehen. Sein Betragen in dieser Sache hat eindeutig gezeigt, was für eine Sorte Mensch er ist. Er hat Miss Stanton-Lacy schändlich getäuscht, und dafür soll er mir Rede stehen!«
    Cecilia wollte protestieren, aber Miss Wraxton legte sich sofort ins Mittel: »Ihre Gefühle gereichen Ihnen nur zur Ehre, und ich für mein Teil kann bloß sagen, daß ich Ihnen für Ihren Schutz dankbar wäre. Nur die zwingendste Notwendigkeit könnte mich veranlassen, etwas dergleichen ohne die Hilfe eines verantwortungsbewußten Gentleman zu unternehmen.«
    »Ich lasse sofort mein Pferd satteln!« verkündete er entschlossen. »Und das sage ich Ihnen, das soll nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn ich nicht Charlbury fordere! Ich bin im allgemeinen kein Fürsprecher des barbarischen Duellbrauches, aber die Umstände, das verstehen Sie, modifizieren jeglichen Fall, und ein derartiges Betragen darf nicht unbestraft hingenommen werden! Ich eile nach Hause und kehre, so rasch es nur irgend geht, zu Ihnen zurück.«
    Er nahm sich knapp die Zeit, ihnen die Hände zu drücken, dann stürzte er hinaus. Cecilia weinte beinahe vor Erbitterung, Miss Wraxton aber hatte die Fassung nicht verloren und erklärte: »Es war ein peinliches Mißgeschick, daß er von Miss Stanton-Lacys Flucht Kenntnis erhielt, aber es hätte keinen Sinn gehabt, ihn in diesem Verdacht zu lassen. Ich will auch offen zugeben, daß mir die Gegenwart eines Mannes eher beruhigend ist, und wenn seine Ritterlichkeit ihn dazu bringen sollte, die Werbung um die Hand deiner Kusine zu erneuern, so wäre es eine wundervolle Lösung – geradeheraus gesagt: eine weit bessere, als sie verdient.«
    »Dieser langweilige Tropf!« seufzte Cecilia.
    »Ich sehe wohl, daß Lord Bromfords Eigenschaften in diesem Hause nie die rechte Anerkennung gefunden haben. Ich für mein Teil halte ihn für einen vernünftigen Menschen, der in allen ernsten Fragen ein gesundes Urteil zeigt und jedem, der nicht zu leichtfertig ist, ihm geduldig zuzuhören, viel Interessantes zu sagen hat.«
    Unfähig, die Gefühle zu zähmen, die in ihr aufstiegen, lief Cecilia aus dem Zimmer, nun schon beinahe entschlossen, ihre Mutter ins Vertrauen zu ziehen.
    Lady Ombersley aber hatte inzwischen festgestellt, daß Amabels Puls beschleunigt war; so war sie viel zu sehr mit der Kranken beschäftigt, um ihre Aufmerksamkeit einem anderen Gegenstand zuzuwenden. Cecilia wußte, wie empfindlich die Nerven ihrer Mutter waren, und so wollte sie ihnen keine weitere Belastung zumuten. Sie erwähnte nur, daß Sophy durch eine Botschaft nach Lacy Manor gerufen worden war; sie selbst fände es unrichtig, daß ihre Kusine in dem verlassenen Haus allein bleibe, und so fahre sie ihr nach, um ihr Gesellschaft zu leisten oder sie nach London zurückzubringen. Als Lady Ombersley nun doch ein gewisses Erstaunen zeigte, deutete Cecilia an, daß es zwischen Sophy und Charles zu einem Streit gekommen war. Das betrübte Lady Ombersley, kam ihr aber nicht überraschend. Sie kannte die scharfe Zunge ihres Sohnes nur zu gut! Gewiß wäre ihr ein derartiges Zerwürfnis höchst unlieb, und sie hätte sich, so sagte sie, selbst zu Sophy auf den Weg gemacht, wäre Amabel nicht in einem so beklagenswerten Zustand. Es mißfiel ihr, daß ihre Tochter allein fahren wollte, aber als sie hörte, daß Miss Wraxton mitkommen sollte, beruhigte sie sich sofort und gab ihre Erlaubnis zu der Fahrt.
    Inzwischen hatte Miss Wraxton, die in der Bibliothek saß und Briefe schrieb, der Versuchung nicht widerstehen können, außer der Mama auch dem Verlobten ein Billett zu senden. Mochte Charles doch endlich die ganze Schändlichkeit seiner Kusine und ihre eigene Großmut erkennen! Die beiden Briefe übergab sie Dassett mit dem Auftrag, sie sofort zu bestellen; und nun war sie in der Lage, im frohen Bewußtsein peinlich erfüllter

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