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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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sagte: »Hätte ich Lady Ombersley herbeirufen sollen? Ich dachte, du würdest es vorziehen, mich ins Vertrauen zu ziehen und mir zu sagen, was dich so aus der Fassung gebracht hat. Nur aus Teilnahme habe ich den Brief gelesen, und was deine Sorge betrifft, den Inhalt geheimzuhalten, so glaube ich, daß morgen ganz London davon sprechen wird! Ich glaube, daß ich so etwas noch nie erlebt habe!«
    »Ganz London! Nein, das wird nicht geschehen! Sophy – und Charlbury! Das kann, das darf nicht geschehen! Ich muß sofort nach Ashtead fahren. Wie konnte sie nur so etwas tun?! Wie war das möglich? An allem ist nur ihre Güte schuld – sie will mir helfen, aber wie konnte sie es wagen, mit Charlbury durchzubrennen?« Noch einmal versuchte sie, den Brief zu überfliegen, zerknitterte aber bebend das Blatt. »Ein Zank mit Charles! Sie kennt ihn doch, sie weiß, daß er nicht meint, was er sagt, wenn er in Wut ist! Sie kennt ihn doch! Er muß mit mir kommen und sie zurückbringen! Wo ist er? Jemand muß ihn sofort von White holen!«
    Miss Wraxton, die inzwischen überlegt hatte, versuchte sie zurückzuhalten: »Beruhige dich doch, Cecilia! Überlege ein wenig! Wenn deine unselige Kusine sich so bitter mit Charles gezankt hat, könnte sein Mitkommen im Augenblick wohl eher Schaden anrichten als nützen. In einer Beziehung hast du gewiß recht, man darf die Dinge nicht einfach ihren Lauf nehmen lassen. Der Skandal, der daraus folgen würde, könnte keinem von uns anders als entsetzlich sein. Vor allem fürchte ich, daß er die liebe Lady Ombersley schwer treffen würde. Das verhexte Mädchen muß davor bewahrt werden, weiteres Unheil anzurichten.«
    »Und Charlbury!« stöhnte Cecilia, die Hände ringend. »An allem ist meine Narrheit schuld! Ich muß sofort hinfahren!«
    »Das sollst du, und ich werde mit dir kommen«, sagte Miss Wraxton edel. »Laß mir nur so viel Zeit, daß ich, während du den Wagen deines Papas anspannen läßt, eine kurze Nachricht an meine Mutter schreibe. Einer der Diener mag sie nach der Brook Street hinüberbringen. Ich will ihr nur schreiben, daß ich den Abend hier bei euch verbringe, sie wird nichts Auffälliges daran finden.«
    »Du!« rief Cecilia und starrte sie an. »Nein, nein, nein! Ich will sagen, es ist natürlich schrecklich lieb von dir, Eugenia, aber ich möchte nicht, daß du mitkommst.«
    »Du kannst wohl kaum allein fahren«, erinnerte sie Miss Wraxton.
    »Sophys Zofe kann mich ja begleiten. An dich habe ich nur die eine Bitte: laß kein Wort darüber verlauten!«
    »Teuerste Cecilia, du wirst doch nicht eine Dienerin ins Vertrauen ziehen? Da kannst du es ja gleich selbst in der Stadt ausschreien! Wenn dir meine Gesellschaft nicht recht ist, dann muß ich wohl alles Lady Ombersley zur Entscheidung vorlegen, das ist meine Pflicht. Ich halte es für meine Aufgabe, dich zu begleiten, und gewiß würde Charles nichts anderes von mir erwarten. Wenn ich nach Lacy Manor komme, erscheint alles in einem besseren Licht; eine Frau, die bereits verlobt ist, kann manches tun, was einem jungen Mädchen verboten ist.«
    »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wenn du doch Sophys Brief nicht gelesen hättest!«
    »Und mir scheint, daß es für uns alle nur gut war«, erwiderte Miss Wraxton lächelnd. »Du bist jetzt kaum imstande, liebe Cecilia, diese heikle Angelegenheit einigermaßen mit Haltung zu regeln, das muß ich dir sagen. Und gerade darauf kommt es an! Soll ich also mit dir fahren oder ziehst du vor, daß ich die Angelegenheit deiner Mama zur Entscheidung unterbreite?«
    »Gut also, dann komm«, sagte Cecilia verdrießlich. »Warum du es wünschst, du, die Sophy doch verabscheut, werde ich nie verstehen.«
    »Welches immer meine Gefühle für deine Kusine sein mögen«, erwiderte Miss Wraxton mit frommem Augenaufschlag, »meine Christenpflicht werde ich nie außer acht lassen.«
    Die Röte des Zorns war aus Cecilias Wangen gewichen. Sie war ein sanftes Mädchen, aber jetzt war sie so erbittert, daß sie, aufs höchste gereizt, sagte: »Sophy wird es schon zuwege bringen, daß du als Närrin dastehst, und das wird dir durchaus recht geschehen, Eugenia, als Strafe dafür, daß du dich in Dinge einmischst, die dich nichts angehen.«
    Miss Wraxton wußte, daß die Stunde ihres Triumphs gekommen war; so lächelte sie nur überlegen und erinnerte Cecilia daran, daß es zu erwägen galt, was man der Mama sagen sollte.
    Darauf erwiderte Cecilia mit Würde, das wisse sie genau, und ging zur

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