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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Affen zu übernehmen, und ihrem Verlangen, diesem strahlenden Mädchen zu gefallen, das so freundlich lächelte und ihr so harmlos die Hand bot, verlor sich Miss Adderbury in ein Gewirr unvollendeter Sätze. Schließlich entschied Lady Ombersley, man müsse Charles fragen, eine Bemerkung, die sofort als Erlaubnis verstanden wurde, Jacko ins Schulzimmer zu schleppen, denn keines von den Kindern hatte von dem ältesten Bruder die schlechte Meinung, daß er etwas gegen ihren neuen Liebling haben könnte. Nun wurde Sophy in den blauen Salon geführt, wo sie alsogleich ihre Zobelstola auf einen Stuhl warf, den Umhang aufknöpfte und den modischen Hut abnahm. Die Tante zog sie neben sich auf das Sofa und fragte, ob sie nicht von der langen Reise müde wäre und nach einer Erfrischung verlange.
    »Nein, wirklich nicht, danke, ich bin nie müde, und obwohl es ein bißchen lästig war, konnte man es wohl nicht eine Reise nennen«, antwortete Sophy. »Ich hätte schon heute morgen hier sein sollen, aber ich mußte zuerst noch nach Merton.«
    »Zuerst nach Merton?« wiederholte Lady Ombersley. »Aber warum nur, Liebste? Hast du dort Bekannte?«
    »Nein, aber Sir Horace wollte es unbedingt.«
    »Meine Liebe, nennst du deinen Papa immer Sir Horace?«
    Die braunen Augen begannen zu irrlichtern. »Nein, wenn er mich wütend macht, nenne ich ihn Papa. Das kann er absolut nicht vertragen. Der arme Engel, es ist schlimm für ihn, daß er mit einer solchen Hopfenstange von Tochter behaftet ist, und man kann von ihm wirklich nicht erwarten, daß er es aushält.« Sie bemerkte, daß die Tante ein wenig entsetzt war, und so fügte sie mit einer Offenheit, die allen Widerstand brach, hinzu: »Das gefällt dir nicht. Schade, aber er ist wirklich ein idealer Vater, ich habe ihn sehr gern. Doch das ist einer seiner Grundsätze, weißt du, unsere Parteilichkeit soll uns niemals gegen die Fehler eines Menschen blind machen.«
    Der verblüffende Gedanke, daß eine Tochter ermutigt werden konnte, die Fehler ihres Vaters zu kritisieren, entsetzte Lady Ombersley so, daß sie keinen Gedanken und keinen Satz zuwege brachte. Selina, die gern allen Dingen auf den Grund ging, fragte, warum es gerade Sir Horaces besonderer Wunsch gewesen sei, daß Sophy zuerst nach Merton führe.
    »Ich mußte bloß Sancia in ihr neues Heim bringen«, erklärte Sophy. »Darum habe ich auch diese absurden Reitburschen bei mir. Niemand kann die arme Sancia überzeugen, daß es auf englischen Landstraßen nicht von Banditen und Guerilleros wimmelt.«
    »Wer ist aber Sancia?« fragte Lady Ombersley verstört.
    »Ach, die Marquesa de Villacañas! Hat Sir Horace nicht ihren Namen erwähnt? Du wirst sie liebhaben – wirklich, du mußt sie liebhaben. Sie ist schrecklich blöd und völlig indolent, wie alle Spanierinnen, aber so hübsch und wirklich gutmütig.« Sie bemerkte, daß ihre Tante nun völlig perplex war, und so zog sie die Brauen zusammen. »Weißt du es denn nicht? Hat er dir gar nicht von ihr gesprochen? Wie unanständig von ihm! Sir Horace heiratet Sancia.«
    »Was?« stöhnte Lady Ombersley auf.
    Sophy beugte sich vor, nahm ihre Hand und drückte sie einschmeichelnd. »Ja, wirklich, und du mußt froh sein, denn sie paßt prächtig zu ihm. Sie ist eine Witwe und entsetzlich reich.«
    »Eine Spanierin! Kein Wort hat er von ihr erwähnt!«
    »Sir Horace sagt immer, daß Erklärungen so lästig sind«, versuchte Sophy ihn zu entschuldigen. »Vielleicht hatte er das Gefühl, es würde zu lang dauern. Oder«, fügte sie mit einem schlauen Blick hinzu, »daß ich es ja doch für ihn besorgen würde.«
    »Hab so etwas noch nie gehört!« sagte Lady Ombersley nun wahrhaft grimmig. »Das sieht Horace wieder ähnlich! Und wann, bitte, meine Liebe, gedenkt er diese Marquesa zu heiraten?«
    »Nun ja«, antwortete Sophy, ernst geworden, »wahrscheinlich hat er darum nicht davon reden wollen. Sir Horace kann Sancia nicht heiraten, bevor er mich nicht los ist. Es ist so lästig für den armen Liebling! Ich habe versprochen, mein Bestes zu tun, aber ich kann mich doch nicht verpflichten, jemanden zu heiraten, den ich nicht mag. Und er versteht diese Empfindungen vollkommen. Das muß ich zugunsten Sir Horaces sagen, er ist nie unverständig.«
    Lady Ombersley war zwar entschieden der Meinung, daß dies nicht für die Ohren ihrer Töchter passe, aber sie wußte nicht, wie sie sie fortschaffen sollte. Selina, immer noch auf der Suche nach dem Urgrund der Dinge, fragte: »Warum kann

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