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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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ihre Nichte aber binnen kurzem eintreffen werde. Die Blumen, die Cecilia im Zimmer ihrer Kusine arrangiert hatte, welkten und mußten weggeworfen werden; und Mrs. Ludstock, eine peinlich genaue Haushälterin, hatte zweimal die Bettwäsche gelüftet, bevor an einem hellen Frühlingsnachmittag eine kotbespritzte vierspännige Postchaise vor dem Tor hielt.
    So traf es sich, daß Cecilia und Selina, die mit Mama in den Park gefahren, erst vor fünf Minuten heimgekommen waren. Die drei waren eben im Begriff, die Treppe hinaufzusteigen, als Mr. Hubert Rivenhall ihnen entgegengelaufen kam und rief: »Es muß die Kusine sein, denn es ist ein Berg Gepäck auf dem Dach! Und was für ein Pferd! Bei Jupiter, solch ein hochmodisches Stück Fleisch und Blut hab ich noch nie gesehen!«
    Diese ungewöhnliche Sprechweise ließ die drei Ladies ihn verstört anstarren. Der Kammerdiener, der erst vor einer Minute aus der Vorhalle verschwunden war, eilte mit seinen Lakaien wieder herbei, lief über die Marmorfliesen zum Tor und meldete dann mit einer Verneigung vor seiner Herrin, er habe soeben vernommen, daß Miss Stanton-Lacy eingetroffen sei. Die Lakaien öffneten mittlerweile die Flügeltüren, und so gewannen die Ladies einen ungehinderten Ausblick nicht nur auf den Wagen, der auf der Straße stand, sondern auch auf die betroffenen und fragenden Gesichter der jüngeren Familienmitglieder, die im Garten des Square Schlagball gespielt hatten und sich jetzt am Gitter drängten, um trotz Miss Adderburys Abmahnung das Tier zu betrachten, das Hubert in so überstürzter Eile die Stufen herauftrug.
    Miss Stanton-Lacys Ankunft war wirklich eindrucksvoll. Vier stampfende Pferde zogen die Chaise, zwei berittene Lakaien begleiteten sie, und hinterdrein ritt ein schon bejahrter Groom, der einen prächtigen Rappen führte. Nun wurde das Trittbrett des Wagens heruntergelassen, der Schlag geöffnet, heraus sprang ein italienischer Windhund, und diesem folgte einen Augenblick später ein dürres Frauenzimmer, das einen Handkoffer, drei Schirme und einen Vogelkäfig schleppte. Zuletzt tauchte Miss Stanton-Lacy auf, dankte dem Lakaien für die gebotene Stütze und bat ihn, einstweilen lieber den armen kleinen Jacko zu halten. Und nun erwies sich der kleine Jacko als ein Affe, der in einer roten Jacke steckte, und kaum war diese ungeheuerliche Tatsache geklärt, als die ganze Kinderschar an der fassungslosen Gouvernante vorbeistürzte, die Gartentüre aufriß, auf die Straße hinausstürmte und schrie: »Ein Aff! Sie hat einen Affen mitgebracht!«
    Lady Ombersley, die wie angewurzelt auf der Schwelle stand, erkannte mit beträchtlichem Unmut, daß die Auffassung eines sehr hochgewachsenen Gentleman von der Größe seiner Tochter zu Mißverständnissen führen konnte. Sir Horaces kleine Sophy maß, nur bestrumpft, ohne Stöckelschuhe, ihre fünf Fuß neun Zoll und war körperlich groß angelegt, ein langbeiniges Geschöpf mit einem lustigen Gesicht und einer Unmenge schimmernder brauner Locken, die unter dem aufsehenerregendsten aller Hüte hervorquollen. Ein seidener Überwurf war bis zum Hals zugeknöpft, eine lange Zobelstola glitt ihr von den Schultern, und sie trug einen riesigen Zobelmuff. Den reichte sie jetzt dem zweiten Lakaien, um Amabel, die als erste auf sie zukam, besser begrüßen zu können. Die verdutzte Tante sah, wie sich Sophia freundlich über das kleine Mädchen beugte, ihre Hände nahm und lachend sagte: »Ja, natürlich bin ich deine Kusine Sophia, aber willst du nicht lieber Sophy zu mir sagen? Wenn jemand zu mir Sophia sagt, glaube ich immer, er ist böse auf mich, und das ist gar nicht gemütlich. Und wie heißt du?«
    »Ich bin Amabel, und bitte, darf ich mit dem Affen reden?« stammelte die jüngste Miss Rivenhall.
    »Natürlich darfst du das. Dazu habe ich ihn ja mitgebracht. Nur mußt du anfangs recht nett zu ihm sein, er ist ein bißchen scheu, verstehst du?«
    »Du hast ihn mir mitgebracht?« rief Amabel, blaß vor Erregung und nach Luft schnappend.
    »Für euch alle«, sagte Sophy und schloß Gertrude und Theodore in ihr warmes Lächeln ein. »Und auch den Papagei. Habt ihr Tiere nicht lieber als Puppen und Bücher? Ich schon, und darum nahm ich von euch dasselbe an.«
    »Kusine!« rief Hubert und brach sich quer durch seine jüngeren Geschwister Bahn, die der neuen Verwandten in einer Erwachsenen gegenüber bisher unbekannten Offenheit ihre Neigungen bekundeten. »Ist das dein Pferd?«
    Sie wandte sich ihm zu, maß

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