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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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vorgeschrittenes Alter vergessen, die andere aber ihre verletzten Empfindungen. Nun konnte Lady Ombersley endlich ihre Aufmerksamkeit von dem Tisch abwenden und einen gemütlichen Plausch mit Miss Adderbury beginnen.
    Miss Adderbury hatte schon von Cecilia gehört, daß Sophia kommen würde, und so ging sie eifrig daran, die Angelegenheit mit Lady Ombersley zu erörtern. Sie konnte sich sehr wohl in die Gefühle Ihrer Ladyschaft hineindenken, konnte mit ihr über die beklagenswerte Lage eines mit fünf Jahren mutterlos gewordenen Mädchens seufzen, ihre Pläne für Sophias Unterbringung und Zerstreuung billigen, und, bei allem Bedauern, daß Sophia so planlos herangewachsen, dem sicheren Gefühl Ausdruck verleihen, daß das Mädchen sehr lieb sein werde.
    »Ich weiß immer, daß ich mich auf Sie verlassen kann, Miss Adderbury«, sagte Lady Ombersley. »Das ist mir ein solcher Trost!«
    Miss Adderbury hatte zwar keine klare Vorstellung davon, worin man sich auf sie verlassen konnte, aber sie forderte keine Aufklärung, und das war gut getan, denn Ihre Ladyschaft hatte auch keine präzise Vorstellung davon, sondern äußerte die verbindliche Redensart mehr aus dem Wunsche, etwas Angenehmes zu sagen. So stammelte Miss Adderbury: »Oh, Lady Ombersley, so gütig! Wirklich so wohlgeneigt!« und war nahe daran, bei dem Gedanken in Tränen auszubrechen, daß solches Vertrauen auf eine so Unwürdige wie sie vergeudet wurde. Aus ganzer Seele hoffte sie, Ihre Ladyschaft würde nie finden, daß sie eine Schlange an ihrem Busen genährt habe; und grausam bereute sie die Unentschlossenheit, die es ihr unmöglich machte, dem Schmeicheln der lieben Miss Rivenhall zu widerstehen. Erst vor zwei Tagen hatte sie dem jungen Mr. Fawnhope gestattet, sich im Green Park der kleinen Gesellschaft anzuschließen, und hatte – weit schlimmer noch – keinen Einwand dagegen erhoben, daß er ihr mit Cecilia in einem Abstand von einigen Schritten folgte. Zwar hatte Lady Ombersley vor ihr der unseligen Neigung Cecilias nicht Erwähnung getan, geschweige denn ausdrücklich befohlen, Mr. Fawnhope zurückzuweisen, aber Miss Adderbury war die Tochter eines Pastors (Gott habe ihn selig!) von strengen Auffassungen, und so war sie sich darüber klar, daß solche Ausflüchte die Verwerflichkeit ihres Verhaltens nur noch verschlimmerten.
    Diese Gedanken wurden durch eine Bemerkung unterbrochen, die Ihre Ladyschaft mit gedämpfter Stimme und mit einem Seitenblick auf den Spieltisch am anderen Ende des Zimmers fallen ließ. »Ich brauche Ihnen gegenüber, Miss Adderbury, gewiß nicht zu erwähnen, daß wir in letzter Zeit ein wenig in Sorge waren wegen einer dieser Launen, denen junge Frauenzimmer nun einmal unterworfen sind. Ich brauche nicht mehr zu sagen, Sie werden ermessen, wie froh ich bin meine Nichte hier zu begrüßen. Cecilia ist zuviel allein gewesen, und ihre Schwestern sind noch nicht in dem Alter, um ihr eine Vertraute zu sein, wie es ihre Kusine wohl werden wird. Ich hoffe recht sehr, daß die Aufgabe, Sophia bei uns heimisch zu machen – das arme junge Ding wird inmitten einer so zahlreichen Familie wohl schrecklich verloren sein – und sie in das Londoner Leben einzuführen, Cecilia beschäftigen und ihren Gedanken eine andere Richtung geben wird.«
    Dieser Gesichtspunkt hatte sich Miss Adderbury noch nicht dargeboten, aber sie griff ihn gierig auf und hatte das sichere Empfinden, daß alles genau so eintreffen würde, wie Lady Ombersley es voraussah. »Ach ja«, sagte sie, »nichts Besseres könnte eintreffen. Zu gütig von Eurer Ladyschaft, zu … ich entnahm es schon aus Äußerungen der lieben Miss Rivenhall … sie ist ja ein so liebes Mädchen, gewiß wird sie sich gern ganz ihrer weniger glücklichen Kusine widmen. Wann erwarten Sie Miss Stanton-Lacy, liebe Lady Ombersley?«
    »Sir Horace konnte darüber nichts Genaueres sagen«, erwiderte Lady Ombersley, »aber ich habe ihn so verstanden, daß er in allernächster Zeit nach Südamerika zu fahren gedenkt. Meine Nichte wird also ohne Zweifel schon bald in London sein. Was mir da einfällt, ich muß morgen der Haushälterin Anweisung geben, ein Schlafzimmer für sie vorzubereiten.«

III
    DANN ABER WAREN DIE Ostern schon eine Woche vorüber, als Sophia in dem Haus am Berkeley Square eintraf. Die einzige Nachricht, die ihre Tante in den dazwischenliegenden zehn Tagen erhielt, war ein bekritzelter Zettel, auf dem Sir Horace sie informierte, daß seine Mission sich etwas verzögere,

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