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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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wenig froh war sie doch, daß er seine Kusine offenbar nicht bewunderte, denn wenn sie bei näherem Hinsehen auch fand, daß Sophy keineswegs so hübsch war wie sie selbst, so war der erste Eindruck doch jedenfalls verblüffend. Wahrscheinlich hatte sie sich durch die Größe und den Glanz von Sophys Augen blenden lassen: das übrige war weniger beachtlich. So sagte sie: »Vielleicht ist sie ein bißchen zu groß, aber doch sehr anmutig.«
    Sophy setzte sich neben ihre Tante, und jetzt erst bemerkte Charles den hübschen kleinen Windhund, der sich, von so vielen Fremden eingeschüchtert, gegen ihren Rock drückte. Er zog die Brauen hoch: »Wir haben also zwei Gäste. Wie heißt sie, Kusine?«
    Er tastete nach dem Windspiel, und Sophy erwiderte: »Sie heißt Tina. Aber sie wird dir wohl nicht zugehen, sie ist sehr scheu.«
    »Doch, sie wird«, sagte er und schnippste mit den Fingern.
    Sophy fand diese kühle Sicherheit unangenehm, vergab ihm aber wieder, als sie sah, daß er recht behielt und daß ihr Liebling kokett freundschaftliche Beziehungen anknüpfte; nun, demnach konnte der Cousin nicht gar so schlimm sein, wie man ihn ihr geschildert.
    »Was für ein reizendes Geschöpf«, bemerkte Miss Wraxton freundlich. »Ich bin im allgemeinen nicht für Tiere im Hause – meine Mama würde nicht einmal eine Katze dulden –, aber zugunsten dieses Windspiels muß man wohl eine Ausnahme machen.«
    »Unsere Mama liebt Hunde«, sagte Cecilia. »Wir haben immer welche gehabt, nicht wahr?«
    »Fette, überfütterte Möpse«, sagte Charles und schnitt eine Grimasse. »Da gefällt mir diese elegante junge Dame allerdings besser.«
    »Oh, sie ist bei weitem noch nicht das Sensationellste von Kusine Sophys Lieblingen«, verkündete Hubert. »Warte nur, Charles, bis du gesehen hast, was sie noch alles aus Portugal mitgebracht hat!«
    Lady Ombersley rutschte unruhig auf dem Stuhl herum, denn sie hatte ihrem ältesten Sohn noch nicht berichtet, daß ein Affe in einer roten Jacke der unumstrittene Herr des Schulzimmers geworden war. Charles aber sagte: »Hab schon gehört, Kusine, daß du dein Pferd mitgebracht hast. Hubert redet von nichts anderem mehr. Spanisch?«
    »Ja, von Mameluken aufgezogen. Ein sehr schöner Hengst.«
    »Und bestimmt bist du auch eine prächtige Reiterin, Kusine!« rief Hubert.
    »Das weiß ich nicht. Hab jedenfalls viel reiten müssen.«
    Die Tür ging auf, aber nicht, wie Lady Ombersley angenommen, damit der Kammerdiener melde, daß serviert sei. Ihr Gatte trat ein, um, wie er verkündete, einen Blick auf das Nichtchen zu werfen, bevor er zu White ging. Lady Ombersley war der Meinung, es wäre schon schlimm genug, daß er sich geweigert hatte, mit Miss Wraxton zu speisen, und solch weiteren gleichmütigen Übersehens habe es nicht mehr bedurft, aber sie ließ ihren Verdruß nicht merken, sondern sagte: »Gar so klein ist das Nichtchen nun nicht, wie du wohl siehst!«
    »Du lieber Gott!« rief Seine Lordschaft, als Sophy sich erhob, um ihn zu begrüßen. Dann brach er in Lachen aus, zog Sophy in die Arme und sagte: »Na, na, na, bist ja fast so groß wie dein Vater, liebes Kind! Sie ist ihm überhaupt verteufelt ähnlich, wenn man sie näher ansieht.«
    »Miss Wraxton, Lord Ombersley«, mahnte seine Frau vorwurfsvoll.
    »Eh? Ach ja, wie geht’s, wie steht’s?« sagte Seine Lordschaft und nickte Miss Wraxton freundlich zu. »Zähle Sie schon zur Familie, da braucht es keine Zeremonie. Setz dich zu mir, Sophy, erzähle mir, was dein Vater treibt.«
    Er lotste Sophy zu einem Sofa, zog sie in ein angeregtes Gespräch, lachte in der Erinnerung an Vorfälle, die sich vor dreißig Jahren ereignet, und schien seine Verabredung im Klub völlig vergessen zu haben. Hübschen jungen Frauen war er immer zugeneigt, und wenn zum Charme noch Lebendigkeit kam, wußte er recht gut, wie ein Flirt einzuleiten war, fühlte sich dabei prächtig und hatte keine Eile, sich davonzumachen. Dassett, der eben eintrat, um zu Tisch zu bitten, erfaßte die Situation alsogleich, wechselte einen Blick mit seiner Herrin und befahl dem servierenden Diener, ein weiteres Gedeck aufzulegen. Als er dann doch seine Meldung erstattete, rief Lord Ombersley: »Was, schon Dinnerzeit? Nun, dann speise ich heute zu Hause.«
    Er nahm Sophys Arm, ohne Miss Wraxtons höhere Ansprüche auf diese Ehre zu beachten, und als man endlich bei Tisch saß, erkundigte er sich laut, was für eine Grille denn in ihres Vaters Kopf geschlüpft sei, daß er nach Peru

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