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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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bei uns speist. Wir hatten es alle im Trubel deiner Ankunft vergessen. Bestimmt ist sie schon im Salon, denn sie ist immer pünktlich. Bist du so weit? Gehen wir hinunter?«
    »Wenn sich meine liebe Jane nur ein bißchen beeilen wollte!« sagte Sophy, hielt ihr den anderen Arm hin und begegnete Miss Storridges mißbilligendem Blick mit einem schalkhaften Lächeln.
    Die Zofe gab dieses Lächeln fast grimmig zurück, äußerte aber nichts. Sie preßte die winzigen Knöpfe in die Löcher, schlang einen goldbordierten Schal um die Ellbogen ihrer Herrin und nickte Beifall. Sophy beugte sich zu ihr nieder, küßte sie auf die Wange und sagte: »Vielen Dank! Geh jetzt zu Bett und bilde dir nur nicht ein, daß du mich nachher auskleiden kannst, ich erlaube es nicht. Gute Nacht, Jane!«
    Einigermaßen verwundert fragte Cecilia auf der Treppe: »Du hast sie wohl schon sehr lang? Mama würde Augen machen, wenn sie sähe, wie du deine Zofe küßt.«
    Sophy zog die Brauen hoch. »Meinst du? Jane war die Zofe meiner Mutter und, als Mutter starb, meine Amme. Hoffentlich passiert mir nichts Schlimmeres, als daß Tante Augen macht.«
    »Oh, das würde sie natürlich verstehen«, versicherte Cecilia eilfertig. »Es sah nur so sonderbar aus, wir sind es nicht gewöhnt, nicht wahr?«
    Ein Aufflammen in den Augen der Kusine schien anzudeuten, daß sie Kritik an ihrem Betragen nicht gern mochte, aber da man die Tür des Salons erreicht hatte, sagte sie nichts mehr, sondern ließ sich hineingeleiten.
    Lady Ombersley, ihre beiden älteren Söhne und Miss Wraxton saßen in einer Gruppe um den Kamin. Alle wandten sich jetzt der Tür zu, die beiden Männer aber erhoben sich, Hubert mit einem Blick unverhohlener Bewunderung, Charles abschätzend.
    »Komm nur näher, liebe Sophy«, sagte Lady Ombersley aufmunternd. »Siehst du, daß ich die schöne Mantilla statt eines Schals trage? Die herrlichen Spitzen! Miss Wraxton hat sie sehr bewundert. Darf ich dich mit Miss Stanton-Lacy bekannt machen, liebe Eugenia – Cecilia wird dir gesagt haben, Sophy, daß wir bald die Freude haben werden, Miss Wraxton zur Familie zu zählen.«
    »Ach ja«, sagte Sophy lächelnd und streckte ihr die Hand entgegen. »Ich wünsche Ihnen alles Glück, Miss Wraxton, und meinem Cousin gleichfalls.« Sie berührte Miss Wraxtons Hand und wandte sich dann Charles zu.
    Charles mußte feststellen, daß ihr Blick mindestens ebenso kritisch war wie sein eigener. Das überraschte ihn, belustigte ihn aber auch, und er lächelte. »Ich kann nicht behaupten, daß ich mich deiner gut erinnere, Kusine, gewiß hat keiner von uns sich den andern richtig eingeprägt.«
    »Bestimmt!« lachte sie. »Nicht einmal Tante Elizabeth hat mich erkannt. Cousin – Hubert, nicht wahr? – sag mir, bitte, was aus Salamanca und John Potton geworden ist. Sind beide unter Dach und Fach?«
    Sie trat ein wenig zur Seite, um mit Hubert zu plaudern. Lady Ombersley, die ihren Sohn gespannt beobachtet hatte, stellte mit einem Aufatmen fest, daß er freundlich, ja sogar beifällig lächelte. Dieses halbe Lächeln verblieb auf seinen Lippen, bis die Verlobte seine Aufmerksamkeit wieder in Anspruch nahm.
    Die Ehrenwerte Eugenia Wraxton war eine schlanke, junge Frauensperson, übermittelgroß, und sie galt für ein elegantes Mädchen. Ihre Züge waren adelig, und alle Welt fand sie gutaussehend, wenn auch ein bißchen farblos. Ihr Kleid, von taubengrauem Krepp, dessen Nüchternheit auf den Trauerstand hinweisen mochte, war adrett, aber höchst bescheiden. Ihr Haar, in das sie Bänder eingeflochten hatte, war zwischen Gold und Braun getönt; sie hatte lange, schmale Hände und Füße und einen zarten Busen, von dem indessen nur selten etwas zu sehen war, weil Mama Wraxton äußerst gegen ausgeschnittene Leibchen eingenommen war, wie (zum Beispiel) Miss Stanton-Lacy sie trug. Eugenia war die Tochter eines Viscount, und wenn sie es auch streng vermied, stolz zu erscheinen, durchaus ihres Ranges bewußt. Ihre Manieren waren anmutig, gewiß wollte sie in den Leuten kein Unbehagen aufkommen lassen. So war es bestimmt auch ihr Vorsatz, Sophy wohlwollend zu begegnen, aber als sie beim Händeschütteln in Sophys Gesicht geblickt, hatte sie es keineswegs freundlich gefunden. Sie hatte sogar ein unangenehmes Gefühl gehabt, es aber wieder überwunden und leise, mit ruhigem Lächeln zu Charles bemerkt: »Wie groß Miss Stanton-Lacy ist! Ich komme mir neben ihr wie ein Zwerg vor.«
    »Ja, zu groß«, erwiderte er.
    Und ein

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