Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
ich den Kindern ein Spielzeug gebracht habe, das dir mißfällt? Glaub mir, der Affe ist sehr gelehrig und gutmütig. Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben.«
    »Ich habe weiß Gott keine Angst vor ihm«, erwiderte Charles heftig. »Im übrigen war es besonders nett von dir, ihn den Kindern zu schenken.«
    »Charles«, sagte Amabel und zupfte ihn am Ärmel, »einen Papagei hat sie uns auch gebracht, und was der alles redet! Addy hat einen Schal über seinen Käfig gebreitet, denn sie sagt, schrecklich rohe Matrosen haben ihm das Sprechen beigebracht. Sie soll das aber nicht tun.«
    »Du lieber Gott, das hat mir noch gefehlt!« rief Sophy in komischem Entsetzen. »Und der Mann hat mir heilig versprochen, daß der Unglücksvogel kein Wort weiß, über das man erröten müßte. Was tun wir jetzt?«
    Aber Charles lachte schon wieder.
    »Weißt du, Amabel«, sagte er, »du mußt ihm jeden Abend dein Nachtgebet vorsprechen, damit er zu besseren Gesinnungen heranreift. Kusine, Onkel Horace hat uns erklärt, du wärst ein nettes kleines Ding und würdest uns nie in Verlegenheit setzen. Du bist noch nicht einmal einen halben Tag hier: mich schaudert bei dem Gedanken, was bis zum Ende einer Woche noch alles passieren wird!«

IV
    MAN HÄTTE NICHT SAGEN können, daß Lady Ombersleys Familiendinner ein voller Erfolg war, aber in den meisten seiner Teilnehmer löste es eine ganze Reihe von Betrachtungen aus. Miss Wraxton hatte, als die übrige Gesellschaft sich um den Spieltisch sammelte, die Gelegenheit wahrgenommen, näher an ihre künftige Schwiegermutter heranzurücken und sie in eine Konversation zu verwickeln, die mit leiser Stimme geführt wurde; sie kehrte mit der Überzeugung heim, von Sophy wäre wohl nicht gerade Schlimmes zu erwarten, aber sie sei sehr schlecht erzogen und bedürfe taktvoller Führung. Lady Ombersley hatte sie erklärt, daß sie bedauere, ihre Hochzeit durch den Trauerfall in ihrer Familie verschoben zu sehen, denn, das fühle sie aufrichtig, in den jetzigen Schwierigkeiten hätte sie der Schwiegermutter Stütze und Trost sein können. Und als Lady Ombersley ihr ziemlich abweisend entgegnete, sie erblicke in dem Besuch ihrer Nichte keine Schwierigkeit, lächelte Miss Wraxton ihr zum Zeichen zu, wie gut sie den Mut verstand, mit dem jemand der Welt die Stirne bot, drückte ihre Hand und versicherte, sie sehne schon die Zeit herbei, da sie der lieben Lady Ombersley so manche ihrer Pflichten werde abnehmen können. Diese Äußerung bezog sich offenbar auf den Plan des jungen Paares, ein Stockwerk des Familienhauses zu beziehen, und so überkam Lady Ombersley tiefe Niedergeschlagenheit. Ungewöhnlich war ein solches Arrangement nicht, aber Lady Ombersley entsann sich vieler Beispiele, daß derlei sich nachher als Fehlschlag erwiesen, sonderlich im Melbourne-Haushalt. Miss Wraxton würde gewiß das Ombersleysche Haus nicht mit hysterischen Krämpfen und entsetzlichen Skandalen heimsuchen, aber auch daraus zog Lady Ombersley nur geringen Trost. Miss Wraxtons Entschluß, wohltuenden Einfluß auf ihre jungen Schwäger und Schwägerinnen auszuüben, würde kaum weniger unerträglich sein als Lady Caroline Lambs unmögliches Gebaren; bedrohlich war auch Miss Wraxtons Überzeugung, daß es ihre Pflicht wäre, viele Lasten von Lady Ombersleys Schultern zu nehmen, die diese doch gar nicht abzuladen wünschte.
    Charles, der einige Minuten ernsten Gesprächs mit seiner Verlobten genossen hatte, bevor er sie zum Abschluß des Abends zu ihrem Wagen brachte, ging mit gemischten Gefühlen zu Bett. Er konnte die Berechtigung von Eugenias Kritik nur anerkennen, fühlte sich aber wegen seines eigenen geraden Wesens zu Sophys freier, offener Art hingezogen und wollte keineswegs zugeben, daß sie sich auf unpassende Weise in den Vordergrund drängte. Er fand überhaupt nicht, daß sie sich vordrängte, und das machte es wiederum schwer herauszubringen, wie sie es bewirkte, daß die ganze Atmosphäre im Hause verändert schien. Und doch hatte sie das unzweifelhaft zuwege gebracht: ob er damit einverstanden war, wußte er selber nicht recht.
    Sophy selbst hatte, als sie sich in ihr Schlafzimmer zurückzog, mehr zu überdenken als ihre Gastgeber. Ihr erster Eindruck war, daß sie in einem unglücklichen Haushalt ihre Residenz aufgeschlagen hatte. Cecilia hielt Charles für den Schuldigen, und das war er wohl auch. Doch hatte Sophy keine Schulmeistergesichtspunkte, und so hatte sie keine zehn Minuten gebraucht, um sich mit

Weitere Kostenlose Bücher