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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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reise.
    »Nicht Peru, Brasilien, Sir«, erwiderte Sophy.
    »Kommt auf dasselbe heraus, Liebste, auch nur Ausland! Bin so einer Weltreisewut noch nie begegnet! Nächstens wird er nach China gehen!«
    »Nein, Lord Amherst geht nach China«, berichtigte Sophy. »Ich glaube, im Februar. Sir Horace hat man für Brasilien gewählt, weil er sich auf portugiesische Angelegenheiten versteht, und weil man hofft, daß er den Regenten überreden wird, nach Lissabon zurückzukehren. Marshall Beresford hat sich dort schrecklich unbeliebt gemacht. Kein Wunder! Er hat so gar nichts Verbindliches, keine Spur von Takt.«
    »Marshall Beresford ist ein Freund meines Vaters«, bemerkte Miss Wraxton gedämpft zu Charles.
    »Da müssen Sie mir nicht böse sein, daß ich ihm Takt abgesprochen habe«, sagte Sophy mit einem raschen Lächeln. »Es stimmt zwar, aber sonst bezweifelt wohl niemand seine hervorragenden Eigenschaften. Wirklich schade, daß er so einen Brummbären aus sich macht!«
    Darüber mußten Lord Ombersley und Hubert lachen, Miss Wraxton aber wurde ein wenig steifer, und Charles warf über den Tisch einen Blick auf seine Kusine, als müßte er seinen ersten günstigen Eindruck revidieren. Seine Verlobte, die sich immer strengstens an die Regeln hielt, brachte es nicht einmal in einer zwanglosen Familiengesellschaft übers Herz, quer über den Tisch zu sprechen, und sie demonstrierte ihre bessere Erziehung, indem sie Sophys Bemerkung überhörte und mit Charles über Carys Dante-Übersetzung zu sprechen begann. Höflich hörte er ihr zu, und als Cecilia dem Vorbild ihrer Kusine folgte und sich gegen alle gute Sitte in die Konversation mengte, um zu erklären, daß ihr Lord Byrons Stil besser gefalle, versuchte er nicht, sie kurz abzuweisen, sondern schien eher froh, daß man ihm die Mühe des Gesprächs abnahm. Sophy unterstützte enthusiastisch Cecilias Auffassung und erklärte, ihr Exemplar des »Korsar« wäre so zerlesen, daß es fast schon auseinandergehe. Miss Wraxton hatte darauf nur zu erwidern, daß sie kein Urteil über die Vorzüge dieses Poems habe, da Mama die Werke Seiner Lordschaft nicht im Hause wünsche. Da Lord Byrons Eheschwierigkeiten gerade zu den skandalösesten ondits Londons gehörten und sogar das Gerücht umlief, seine Freunde drängten Lord Byron, das Land zu verlassen, drohte das Gespräch peinliche Formen anzunehmen, und alle Welt war froh, als Hubert erklärte, für Poesie nichts übrig zu haben, und sich für diesen neuen Roman »Waverley« begeisterte. Und wieder konnte Miss Wraxton keine Kritik beisteuern, bemerkte aber freundlich, dem Vernehmen nach sei das fragliche Werk für einen Roman nicht eben außergewöhnlich. Darauf erwiderte Lord Ombersley, sie wären alle nur Bücherwürmer, ihm genüge Ruffs Führer zum Turf als Lektüre, und dann begann er Sophy nach einer Menge alter Freunde auszufragen, die zur Zierde verschiedener Botschaften gehörten und denen sie begegnet sein mochte.
    Nach dem Dinner kam Lord Ombersley nicht in den Salon, denn offenbar war die Lockung einer Partie Pharao unwiderstehlich geworden. Miss Wraxton bat für die Kinder um die Erlaubnis, herunterzukommen, und bemerkte mit einem Lächeln zu Charles, daß sie ihren Freund Theodore noch nicht gesehen habe, der doch auf Osterferien zu Hause sei. Als ihr kleiner Freund Theodore dann aber mit Jacko auf der Schulter erschien, schreckte sie zurück und ließ einen Laut des Unwillens hören.
    So kam der bittere Augenblick, dank Miss Adderburys beklagenswertem Mangel an Aufsicht, wie Lady Ombersley unmutig feststellte, gerade im ungünstigsten Zeitpunkt. Charles hatte zunächst belustigt gelächelt, war aber dann bald durch Miss Wraxtons offene Mißbilligung zur Räson gebracht worden. So erklärte er, ein Affe sei wohl in einem Kinderzimmer möglich – darüber werde man noch sprechen –, im Salon seiner Mutter aber nicht; und er befahl Theodore in einem Ton, der Widerspruch ausschloß, Jacko hinauszuschaffen.
    Theodores mürrischer Blick ließ die Mutter für einen Moment eine peinliche Szene befürchten. Doch Sophy warf sich ins Mittel und sagte: »Wirklich, Theodore, schaff ihn hinaus. Ich hätte dir das sagen sollen, ihm ist Gesellschaft auch höchst unangenehm! Und mach schnell, denn ich will euch ein Kartenspiel zeigen, das ich in Wien erlernt habe.«
    Damit schob sie ihn hinaus und schloß die Tür hinter ihm. Dann wandte sie sich Charles zu, dessen Blick frostig war, und sagte: »Bin ich in Ungnade gefallen, weil

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