Die drei Ehen der Grand Sophy
entschieden. »Ich habe es deinem Vater ausdrücklich versprochen. Außerdem habe ich Geselligkeit sehr gern. Du kannst es mir glauben, wir leben sonst nicht so ruhig, wie es jetzt bei uns zugeht. Als ich Maria in die Gesellschaft einführte, haben wir einen Ball, zwei Routs, ein venezianisches Frühstück und einen Maskenball gegeben. Aber damals«, fügte sie mit einem Seufzer hinzu, »nun, damals lebte meine arme Kusine Mathilda noch, sie versandte die Einladungen und regelte alles mit Gunter. Sie fehlt mir schrecklich. Sie ist an einer Lungenentzündung gestorben, mußt du wissen.«
»Wenn das die ganzen Schwierigkeiten sind, dann wende bitte, keine Gedanken mehr darauf«, sagte Sophy. »Cecy und ich werden alles arrangieren, und du hast weiter nichts zu tun, als das Kleid für dich auszuwählen und deine Gäste zu begrüßen.«
»Aber, Liebste, das könnt ihr doch nicht!«
»Ob ich das kann!« Sophy lächelte ihr warm zu. »Seit meinem siebzehnten Lebensjahr habe ich alle Gesellschaften Sir Horaces arrangiert. Aber da fällt mir etwas ein, was ich sofort erledigen muß. Wo ist eigentlich Hoares Bank, Tante Lizzie?«
»Hoares Bank?« wiederholte Lady Ombersley fassungslos.
»Wozu, um Himmels willen, willst du das wissen?« fragte Cecilia.
Sophy sah sie verwundert an. »Wozu? Ich muß Sir Horaces Kreditbrief präsentieren, das ist doch klar. Und zwar muß ich das gleich tun, sonst sitze ich bald auf dem Trockenen.« Sie bemerkte, daß Tante und Kusine sie nur noch fassungsloser anstarrten, und zog die Brauen hoch. »Habe ich etwas Dummes gesagt?« fragte sie halb belustigt, halb erschrocken. »Hoare! Er erledigt Sir Horaces Geschäfte.«
»Gut, meine Liebe, das mag so sein, aber du hast doch kein Bankkonto!« brachte Lady Ombersley hervor.
»Nein, leider nicht. Das ist so lästig. Wir haben es aber so geregelt, daß ich von Sir Horaces Fonds nach Bedarf abheben kann. Und was die Haushaltskosten betrifft … aber augenblicklich führen wir ja kein Haus«, schloß Sophy und strich reichlich Butter auf ihre vierte Brotscheibe.
»Aber, Liebste, junge Ladies können doch nicht – sogar ich habe in meinem ganzen Leben nie die Bank deines Onkels betreten«, sagte Lady Ombersley tief erschüttert.
»Nicht? Nun, vielleicht erledigt er seine Rechnungen lieber selbst? Nichts ärgert Sir Horace mehr, als ewig um Geld angesprochen zu werden. Er hat mich schon vor Jahren gelehrt, diese Dinge zu erledigen, und so halten wir es seither.« Sie zwinkerte. »Ich hoffe, Sancia lernt das, das arme Engelchen. Ihm wird es gar kein Vergnügen machen, wenn er Rechnungen durchsehen und Löhne auszahlen soll.«
»So etwas habe ich noch nie gehört«, sagte Lady Ombersley. »Also hat Horace wirklich … Aber denken wir nicht daran! Liebes Kind, du brauchst doch nichts von deinem Guthaben abzuheben, solange du bei mir bist.«
Sophy konnte nur darüber lachen, daß ihre Tante Hoares Bank offenbar für eine Lasterhöhle hielt, und sie sagte: »Und ob ich das brauchen werde! Hast du eine Ahnung, wie kostspielig ich bin? Und Sir Horace hat mir ausdrücklich verboten, euch zur Last zu fallen.«
Celia machte runde Augen: »Zieht dein Papa dem, was du ausgibst, keine Grenzen?«
»Nein, wie soll er es denn, wenn er außer Reichweite ist und nicht wissen kann, was ich plötzlich brauche? Er weiß schon, daß ich dem Faß nicht den Boden ausschlage. Bitte, ich wollte euch bestimmt nicht mit meinen Angelegenheiten langweilen. Nur: in welchem Teil der Stadt mag wohl Hoares Bank liegen?«
Glücklicherweise, denn keine der anderen Damen kannte irgendeine Bankadresse, trat Mr. Rivenhall ein. Er trug einen Reitanzug und warf nur einen Blick herein, um die Mutter zu fragen, ob er irgend etwas für sie in der City besorgen könne. Sie hatte keine Aufträge, zögerte aber (trotz seinem zu erwartenden Mißfallen) nicht, Sophys außerordentliche Frage nach Hoares Bank weiterzuleiten. Er nahm das gleichmütig hin und bewahrte auch seine wundervolle Gelassenheit, als ihm eröffnet wurde, daß Sophy beliebig vom Konto ihres Vaters abheben dürfe. »Ungewöhnlich«, sagte er, schien aber mehr belustigt als unwillig. »Hoares Bank ist am Temple Bar«, erklärte er. »Wenn du dringend hin willst – ich fahre heute morgen in die City und werde dich gern hinbringen.«
»Danke. Wenn meine Tante nichts dagegen hat, begleite ich dich gern. Wann möchtest du fahren?«
»Wie es dir genehm ist, Kusine«, erwiderte er höflich.
Dieses Betragen war ein
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