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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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bei diesem Frost Pferde nicht stehenlassen darf«, rief Sophy ihm nach. »Ich fahre ein Paar Minuten durch die Straßen und bin rechtzeitig wieder da.«
    Der Groom, der sich gerade zu dem Handschuh herabbeugte, fiel beinahe vornüber, so scharf sauste sie an ihm vorbei. Er konnte genau sehen, wie Miss Stanton-Lacy die Straße in smartem Galopp nahm. Er machte einen kühnen, viel zu späten Versuch, hinten aufzuspringen, aber an der Straßenecke blies ihm der Wind den Hut vom Kopf, ließ den Zylinder über den Damm rollen.
    Eine halbe Stunde war herum, als die Karriole wieder in Sicht kam. Mr. Rivenhall, der, die Arme gekreuzt, bereitstand, hatte reichlich Gelegenheit zu beobachten, wie präzis seine Kusine die Ecke nahm und wie geschickt sie Zügel und Peitsche handhabte, aber er schien ihr diese Kunst kaum hoch anzurechnen, denn seine Stirn war in Falten gezogen und seine Zähne hatte er zusammengepreßt. Von seinem Groom war nichts zu sehen.
    Miss Stanton-Lacy, die exakt vor ihm stehenblieb, sagte freundlich: »Bitte um Verzeihung, ich habe dich warten lassen. Ich kenne mich nämlich nicht in London aus, habe die Richtung verloren und mußte dreimal fragen. Wo ist der Groom?«
    »Ich habe ihn nach Hause geschickt«, erwiderte Mr. Rivenhall.
    Sie sah ihn an, Belustigung stand in ihren ausdrucksvollen Augen. »Wie klug von dir!« sagte sie mit tiefer Billigung. »Ein Mann muß an alles denken, das habe ich gern. Wir können doch gar nicht richtig zanken, wenn dieser Mensch hinter uns steht und jedes Wort, das wir sprechen, mit anhört.«
    »Wie konntest du es wagen, meine Pferde zu fahren?« fragte Mr. Rivenhall wütend. »Gib mir sofort die Zügel!« Sie gab ihm Zügel und Peitsche und sagte mit entwaffnender Freundlichkeit: »Ganz richtig war das ja nicht von mir, aber anders konnte ich mich nicht dagegen wehren, daß du zu mir sprachst, als wäre ich ein dummer Backfisch, dem man keinen Esel anvertrauen kann.«
    Mr. Rivenhalls ungeduldiger Mund war streng gezogen, und niemand hätte angenommen, daß er gerade irgendwelche Erkenntnisse verarbeitete.
    »Du wirst wenigstens zugeben, daß ich dein Paar gut in der Hand habe«, sagte Sophy.
    »Dein Glück, daß ich ihnen die Trense gelockert hatte.«
    »Wie wenig großmütig von dir!« rief Sophy.
    Er war in der Tat nicht großmütig gelaunt, und er wußte es selbst. Wütend sagte er: »In der Stadt herumkutschieren, ohne Groom! Feines Benehmen, das muß ich schon sagen! Ein Jammer, daß du dich nicht besser aufführst! Oder sind das portugiesische Manieren?«
    »O nein! In Lissabon, wo mich alle Welt kennt, könnte ich mir solche Streiche nicht erlauben, natürlich. Furchtbar war das, nicht? Ich kann dir versichern, die ganze City hat sich nach mir den Hals ausgereckt! Aber deswegen brauchst du dich nicht aufzuregen – es kennt mich ja kein Mensch in London.«
    »Ohne Zweifel hätte Sir Horace solchem Benehmen Beifall gezollt«, sagte er sardonisch.
    »Nein. Sir Horace hätte eher erwartet, daß du mir anbietest, deine Pferde zu probieren. Dann hättest du dir ja ein Urteil bilden können, ob ich vollblütige Pferde kutschieren kann.«
    »Ich lasse niemanden – keinen Menschen! – an meine Pferde heran! Niemand lenkt sie, nur ich selbst!«
    »Im großen und ganzen ein gutes Prinzip. Es ist erstaunlich, wie rasch eine ungeschickte Hand ein weichmäuliges Pferd verdirbt.«
    Mr. Rivenhall knirschte fast hörbar mit den Zähnen.
    Plötzlich lachte Sophy auf. »Sei doch nicht ohne Grund ärgerlich, Cousin!« bat sie. »Du weißt ganz gut, daß deine Pferde keinen Schaden genommen haben. Wirst du mir jetzt dazu verhelfen, daß ich mir ein Paar geeignete Pferde anschaffe?«
    »Ich will nicht das geringste mit diesem verrückten Projekt zu tun haben«, sagte er unwirsch.
    Sophy nahm auch das gleichmütig hin. »Auch gut«, sagte sie. »Vielleicht liegt dir die Aufgabe besser, einen geeigneten Gatten für mich zu suchen. Ich bin guten Willens und, wie ich höre, hast du Talent zu solchen Dingen.«
    »Fehlt dir jegliches Feingefühl?« fragte Mr. Rivenhall.
    »Oh, durchaus nicht. Du würdest staunen, wieviel ich davon aufbringe!«
    »Staunen allerdings!«
    »Aber dir gegenüber, lieber Cousin, habe ich doch keine Reserviertheit nötig! Finde mir doch, bitte, einen passenden Mann! Ich habe gar keine übertriebenen Wünsche und werde mich mit bescheidenen Vorzügen eines Partners zufriedengeben.«
    »Nichts würde mich mehr befriedigen«, erklärte Mr. Rivenhall, der

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