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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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genau, worauf es mir ankommt.«
    Jetzt war es ihm klar, daß sie es ernst meinte und ihn nicht, wie er angenommen, bloß reizen wollte. »Kusine, wenn du unbedingt selbst kutschieren mußt, so stelle ich dir meinen Tilbury zur Verfügung und gebe dir ein passendes Pferd zwischen die Deichseln.«
    »Eines von deinen eigenen?« fragte Sophy.
    »Keines meiner Pferde eignet sich für dich.«
    »Nun, denke weiter nicht daran. Ich habe lieber doch meinen eigenen Phaeton und ein Paar Pferde.«
    »Hast du auch nur die geringste Ahnung, was du für ein gutgewähltes Paar bezahlen mußt?«
    »Nein, sage es mir! Doch nicht über drei- oder vierhundert Pfund?«
    »Kleinigkeit! Dein Vater hätte natürlich nicht das geringste dagegen, daß du drei- oder vierhundert Pfund für ein Paar Pferde hinauswirfst!«
    »Nicht das geringste, solange ich mich dabei nicht wie eine Gans düpieren und mir ein aufgeschminktes Tier andrehen lasse, das einen Auswuchs am Schienbein hat, oder einen Hochtraber, dem nach einer Meile die Luft ausgeht.«
    »Dann empfehle ich dir zu warten, bis er nach England zurückkommt. Er wird schon das Richtige für dich wählen!« war alles, was Mr. Rivenhall darauf antwortete.
    Zu seiner Überraschung nahm Sophy das gutlaunig hin, äußerte nichts dazu und fragte gleich nachher nach dem Namen der Straße, die sie gerade durchfuhren. Sie kam auch nicht mehr auf den Phaeton zu sprechen, und Mr. Rivenhall, dem klar wurde, daß sie nur ein verwöhntes kleines Ding war, das man auf den rechten Platz setzen mußte, dämpfte die Zurechtweisung, die er ihr erteilt hatte, indem er sie auf interessante Plätze aufmerksam machte, die sie überquerten, und stellte auch einige Fragen über Portugal. Als sie Temple Bar erreichten, brachte er den Wagen vor dem schmalen Eingang von Hoares Bank zum Stehen und hätte sie gewiß hineinbegleitet, wenn sie nicht abgelehnt und gesagt hätte, er solle lieber die Pferde in Gang halten, denn sie wisse nicht, wie lange es dauern werde, und es wehe ein scharfer Wind. So wartete er denn draußen und vergegenwärtigte sich, daß es zwar ungewöhnlich war, eine junge und unbegleitete Dame Geschäfte in einer Bank erledigen zu sehen, daß ihr dabei aber eigentlich nichts Schlimmes zustoßen konnte. Als sie nach etwa zwanzig Minuten wieder auftauchte, war sie in Begleitung eines älteren Bankbeamten, der ihr ehrerbietig in den Wagen half. Sie schien mit diesem Mann recht vertraut zu sein, erklärte aber auf die sardonische Frage des Cousins, daß sie ihn zum erstenmal gesehen habe.
    »Du überraschst mich«, sagte Mr. Rivenhall. »Ich hätte angenommen, daß er dich als Baby auf seinen Knien geschaukelt hat.«
    »Glaube ich kaum. Er hat jedenfalls nichts dergleichen erwähnt. Wohin fahren wir?«
    Er sagte ihr, daß er etwas Geschäftliches in der Nähe von St. Paul zu erledigen habe, doch werde er sie nicht über fünf Minuten warten lassen. Wenn das ein Pfeil war, der auf die Länge ihres Aufenthalts in der Bank zielte, so war es ein Fehlschuß, denn Sophy antwortete freundlich, es mache ihr gar nichts aus, zu warten. Das war ein wirkungsvoller Pfeil: Mr. Rivenhall begann einzusehen, daß er in Miss Stanton-Lacy einen Gegner gefunden hatte, mit dem man rechnen mußte.
    Als er in der Nähe von St. Paul in eine Straße einbog, streckte Sophy die Hand aus und sagte: »Ich übernehme sie.« So gab er die Zügel in ihre Hand, denn wenn er ihr auch nicht zutraute, daß sie mit seinen heißblütigen Pferden fertig würde, war doch der Groom zur Hand, so daß kaum etwas zu befürchten stand.
    Sophy sah ihm nach, als er in ein hohes Haus trat, und streifte dann einen ihrer lavendelfarbenen Ziegenlederhandschuhe ab. Der Ostwind blies scharf: jedenfalls scharf genug, einen Damenhandschuh in den Rinnstein auf der anderen Straßenseite zu wehen. »Ach, mein Handschuh!« rief Sophy. »Laufen Sie rasch, bitte, sonst wird er ganz fortgeweht! Keine Angst wegen der Pferde, die habe ich schon in der Hand!«
    Der Groom war in Verlegenheit. Gewiß hielt sein Herr es nicht für möglich, daß er die Grauschimmel unbewacht ließ; anderseits mußte er Miss Stanton-Lacys Handschuh herbeischaffen, und die Straße war im Moment menschenleer. Nach dem Gespräch, das er mit angehört, konnte er annehmen, daß sie genug vom Kutschieren verstand, um die Grauen eine Minute im Zaum zu halten. Sie standen ganz ruhig da. So berührte der Groom seinen Zylinder und eilte auf die Straße.
    »Und sagen Sie Ihrem Herrn, daß man

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