Die drei Ehen der Grand Sophy
weißt, wie sehr ich von Cecy eingenommen bin. Ich bin in der Welt herumgekommen und habe gelernt, auf mich aufzupassen. Aber Cecy ist eine solche Unschuld. Da ist kein Arg an Augustus Fawnhope, und Francis Wolvey ist ein viel zu vollendeter Gentleman, um seine Grenzen nicht zu wissen. Aber du solltest ein so liebreizendes Mädchen wie deine Schwester nicht ermutigen, mit einer so fragwürdigen Gestalt wie diesem Alfred herumzugehen.«
Er war so betroffen, daß er kein Wort hervorbrachte. Dann forderte er eine Erklärung.
»Eine widerliche Kröte, küßt sich mit Hausmädchen auf Treppen herum«, erklärte Sophy offen heraus.
»Meine Schwester ist kein Dienstbote.«
»Nein, und sie wird den Abstand von ihm zu wahren wissen.«
»Darf man wissen, welchen Grund du hast, solche Beschuldigungen gegen Wraxton vorzubringen?«
»Wenn du meinst, daß ich ihn dabei ertappt habe, wie er ein Stubenmädchen küßt – nein, Charles, das habe ich nicht. Wenn du aber meinst, daß er es mit mir versucht hat, nun ja, mein teurer Charles, das hat er. Hier, in diesem Zimmer.«
Er sah zornig und gequält aus. »Es tut mir außerordentlich leid, daß man dich unter diesem Dach so belästigt hat«, brachte er hervor.
»Oh, mach dir nichts daraus! Ich sage es dir ja, ich kann auf mich aufpassen. Nur weiß ich nicht, ob auch jede andere seiner Art, den Arm zu drücken, und seinem unschicklichen Plauderton begegnen kann.«
Sie hatte ihren Überwurf im Sprechen abgenommen, legte ihn zur Seite und rückte sich einen Stuhl an den Kamin. Ein Augenblick verstrich, dann sagte er gedämpft: »Ich will nicht behaupten, daß ich etwas für Wraxton übrig habe – nein, beileibe nicht. Soweit das in meiner Macht liegt, werde ich ihn gewiß nicht ermutigen, hierherzukommen. Nur ist meine Position, wie du selbst sagtest, schwierig. Ich möchte um keinen Preis, daß etwas davon zu Miss Wraxtons Ohren kommt.«
»Gott behüte!« sagte sie herzlich. »Das wäre wohl das allerschäbigste, wenn du Miss Wraxton Geschichten über ihren Bruder erzählen würdest!«
Er hatte seinen Arm auf den Kaminsims gelegt und ins Feuer geblickt, jetzt aber hob er den Kopf und sah Sophy durchbohrend an. Sie las viel Verständnis in seinen Augen, er sagte aber nur: »Recht so, Kusine.«
»Du brauchst auch über die Sache nicht nachzugrübeln«, riet sie freundlich. »Ich habe keineswegs sagen wollen, daß Cecy ein tendre für ihn hat, im Gegenteil, sie findet ihn sogar noch abstoßender als ich.«
»Ich weiß, daß sie kein tendre für ihn hat. Sie ist in diese Zierpuppe, in diesen Fawnhope vernarrt.«
»Natürlich ist sie das«, bestätigte Sophy.
»Ich weiß auch, daß du es von dem Tag an, da du in dieses Haus kamst, zu deiner Aufgabe gemacht hast, sie mit allen Mitteln, die dir zu Gebote stehen, in dieser Narrheit zu bestärken. Du und Cecilia, ihr werdet beständig in Fawnhopes Gesellschaft gesehen. Du hast ihn für einen alten Bekannten ausgegeben, nur um ihm einen Vorwand zu liefern, sechsmal wöchentlich hier vorzusprechen. Du hast –«
»Mit einem Wort, Charles, ich habe sie zusammengebracht. Und wenn du nur ein Gran Verstand hättest, so hättest du es getan, lange bevor ich nach London gekommen bin.«
Er war einen Augenblick betroffen, dann fragte er: »Bildest du dir ein, Cecilia so heilen zu können, oder willst du mich glauben machen, das wäre deine Absicht?«
»Nun, das weiß ich selber nicht«, antwortete sie und überlegte einen Moment. »Eines von beiden muß jedenfalls geschehen. Entweder wird ihr Augustus langweilig – und das ist wohl das Wahrscheinlichere, denn er ist zwar hübsch und kann, wenn er will, bezaubernd sein, aber er geht einem empörend auf die Nerven, und er vergißt einfach, daß Cecilia existiert, gerade wenn er aufmerksam sein sollte – oder, das ist die andere Möglichkeit, sie wird ihn trotz seiner Fehler weiter lieben. Dann wirst du wissen, lieber Charles, daß das keine Verliebtheit ist, und du wirst mit ihrer Verbindung einverstanden sein.«
»Nie!« sagte er aufbrausend.
»Und doch wirst du es«, beharrte sie. »Es wäre abscheulich, sie zu einer anderen Ehe zwingen zu wollen, der bloße Versuch wäre eine Grausamkeit.«
»Ich werde sie zu keiner Ehe zwingen«, fuhr er auf. »Vielleicht ist es interessant für dich, zu wissen, daß ich sehr an Cecilia hänge, und darum, nicht aus irgendeiner Laune, werde ich eine Verbindung mit einem Mann von Fawnhopes Art nicht dulden. Und was diese deine abgedroschene Idee
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