Die drei Ehen der Grand Sophy
Ich muß offen sagen, daß es recht närrisch von dir war, denn du weißt, daß sie kein Mensch ist, der Lieblinge verzärtelt, das hat sie uns selbst gesagt. Warum sollte sie auch? Es war unfreundlich von dir, sie damit zu belästigen. Ich würde Tina nie erlauben, an sie heranzugehen.«
»Du irrst dich«, sagte er, »sie mag keine Affen, aber diese Abneigung gegen Hunde hat nur Lady Brinklow.«
»Vermutlich empfindet sie ebenso«, sagte Sophy und strich über ihren Rock. »Man beobachtet das doch immer wieder, wie oft Töchter nach ihren Müttern geraten. Nicht nach den Gesichtszügen, aber nach der Charakteranlage. Du mußt das doch auch bemerkt haben.«
Er schien etwas betreten. »Nein, das habe ich eigentlich nicht. Ich glaube auch nicht, daß du recht hast.«
»Aber ja, schau nur Cecy an! Sie wird, wenn sie älter ist, Tante Lizzies Ebenbild sein.« Sie sah, daß dieses Argument auf ihn Eindruck machte, und damit, so schien ihr, hatte sie ihm genug gegeben, einen Tag daran zu würgen. So stand sie auf und ging zur Tür. »Jetzt muß ich mich umkleiden.«
Er stand abrupt auf. »Nein, warte noch!«
Sie blickte über die Schulter auf ihn. »Nun?«
Er schien vergessen zu haben, was er sagen wollte. »Nichts – es ist nicht der Rede wert. Wenn du nächstes Mal Pferde kaufen willst, so sage es lieber mir! Fremde in Anspruch zu nehmen, ist höchst unschicklich.«
»Aber du hast mir doch selbst gesagt, daß du nichts damit zu tun haben wolltest!«
»Du findest wohl das höchste Vergnügen darin, mich ins Unrecht zu setzen, ja?«
Sie lachte, antwortete aber nicht. Oben wartete schon Cecilia auf sie, begierig zu hören, wessen sie gewärtig sein mußte.
»Wenn er überhaupt ein Wort vor dir fallen läßt, so wird er dich vor Alfred Wraxton warnen«, sagte Sophy auflachend. »Ich habe ihm gesagt, wie diese Kröte sich benimmt, und ihn gebeten, auf dich aufzupassen.«
»Das hast du nicht getan!«
»Und ob! Ich habe ein ganz hübsches Stück Arbeit geleistet, und ganz skrupellos. Sage Addy, daß Charles gar nichts gegen sie hat. Er wird auch vor Tante kein Wort verlieren, und vor dir wohl auch nicht. Die einzige Person, die vielleicht etwas zu hören bekommt, ist seine kostbare Eugenia. Hoffentlich versetzt sie ihn gehörig in Wut!«
VII
CECILIA KONNTE GAR NICHT fassen, daß sie ungescholten von ihrem Bruder davonkommen sollte, und als sie ihm später auf dem Treppenabsatz gegenüberstand, schnappte sie nach Luft und mußte ihre nachgebenden Knie steif machen. Er betrachtete ihr schönes Ballkleid aus zarter Gaze über Satin. »Hübsch siehst du aus! Wohin gehst du?«
»Lady Sefton will Sophy und mich nach dem Essen zu Almack abholen«, antwortete sie dankbar. »Mama ist nicht recht in der Verfassung, heute abend auszugehen.«
»Du wirst alle ausstechen«, sagte er. »Siehst prächtig aus.«
»Warum kommst du nicht mit?« fragte sie mit neuerwachtem Mut.
»Wenn ich das täte, hätte Fawnhope dich nicht den ganzen Abend in der Tasche«, bemerkte er trocken.
Sie hob das Kinn. »Ich werde auf keinen Fall den ganzen Abend in der Tasche eines Herrn verbringen«, gab sie zurück.
»Trotzdem, Cilly, ich habe keine rechte Lust. Bin übrigens für heute abend schon verabredet.«
Daß er den fast vergessenen Namen aus dem Kinderzimmer gebrauchte, gab ihr neuen Mut: »Daffy Club.«
Er schmunzelte. »Nein: Cribb’s.«
»Wie abscheulich du bist! Natürlich werdet ihr wieder über die neueste Sensation von Bloomsbury oder den Schwarzen Diamanten plaudern oder –«
»Oder ein Wunder von Mayfair! Nein, nichts so Interessantes. Ich will nur eine gemütliche Stunde im Rauchzimmer mit ein paar Freunden sitzen. Was weißt du übrigens von Bloomsbury-Sensationen, Mädchen?«
Sie warf ihm einen spöttischen Blick zu: »Nur was mir meine Brüder darüber zutragen.«
Er lachte und ließ sie vorbei, aber bevor sie unten angekommen war, lehnte er sich ans Geländer und rief herrisch: »Cecilia!«
Fragend blickte sie zu ihm auf.
»Wird dir dieser Wraxton lästig?«
Sie fürchtete fast, ihren Ernst zu verlieren. »Och, der –! Den schaffe ich mir leicht vom Hals, wenn … wenn es nötig ist.«
»Du brauchst dich da nicht durch irgendwelche Rücksichten hemmen zu lassen. Ich muß wohl nicht erst sagen, daß Eugenia die erste wäre, sein Betragen zu verurteilen, wenn sie davon wüßte.«
»Natürlich«, sagte sie.
Ob er Miss Wraxton seine Meinung sagte, konnte niemand wissen. Wenn er es tat, so mußte er es, wie
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