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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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wirst deine Pflicht tun müssen, Charles, ich bestehe darauf.«
    »Die Marquesa de Villacañas«, meldete Dassett.
    »Du lieber Gott!« seufzte Charles.
    Die Marquesa hielt prunkvoll ihren Einzug in den Salon, in goldfarbener Seide, über die Maßen exotisch und reichlich mit rubin- und smaragdbesetzten Broschen, Kettchen und Armbändern behangen. Ein riesengroßer spanischer Kamm, auf den eine Mantilla drapiert war, stak in ihrem Haar; der Duft schweren Parfüms umwogte sie, und sie zog eine sehr lange Schleppe hinter sich her. Lord Ombersley schöpfte tief Atem und eilte herbei, einen so bemerkenswerten Gast mit echtem Enthusiasmus zu begrüßen.
    Mr. Rivenhall vergaß, daß er eigentlich mit seiner scheußlichen Kusine nicht sprach, und flüsterte ihr zu: »Wie hast du sie zu einem solchen Entschluß gebracht?«
    Sie lachte. »Ach, sie wollte ohnedies ein paar Tage in London verbringen, also brauchte ich nur Zimmer für sie im Pulteney-Hotel zu mieten und Pepita zu beauftragen, sie heute abend hierher zu schleppen.«
    »Mich setzt es in Erstaunen, daß man sie dazu bringen konnte, eine solche Anstrengung auch nur ins Auge zu fassen!«
    »Oh, sie wußte, daß ich sie selbst hergeholt hätte, wäre sie nicht gekommen.«
    Weitere Gäste trafen ein. Mr. Rivenhall eilte, seine Eltern bei der Begrüßung zu unterstützen; der große Salon begann sich zu füllen; wenige Minuten nach acht konnte Dassett melden, daß serviert sei.
    Die Gäste, die sich zum Dinner versammelt hatten, mochten wohl den Busen jeder Gastgeberin vor Stolz schwellen lassen: viele Mitglieder des diplomatischen Korps und zwei Kabinettsminister waren mit ihren Damen erschienen. Lady Ombersley konnte ihre Empfangsräume mit so viel Angehörigen des Hochadels füllen, als einzuladen ihr beliebte, aber seit ihr Gatte sich von der Politik fernhielt, waren die Regierungskreise nicht mehr in ihrer Reichweite. Sophy indessen, mit den hochgeborenen, aber undistinguierten Leuten kaum vertraut, die die breite Masse der vornehmen Welt stellten, war in politischem Kreis aufgewachsen, und seit dem Tage, da sie ihr Haar hinaufgesteckt und lange Röcke angezogen, stand sie mit den berühmtesten Leuten auf vertrautem Fuß. So bildeten ihre oder eigentlich Sir Horaces Bekannte jetzt am Tische ihrer Tante die Mehrheit, und nicht einmal Miss Wraxton, die nichts aus dem Auge ließ, konnte an ihrem Betragen etwas Unziemliches finden. Man durfte erwarten, daß sie sich, nachdem die ganze Vorbereitung ihr Werk gewesen, sichtbarer in den Vordergrund drängen würde, als ihr anstand, aber sie war weit davon entfernt, schien eher zurückhaltend, beteiligte sich nicht am Empfang der Gäste und beschränkte sich bei Tisch, ganz nach der strengen Regel, nur am Gespräch, indem sie mit ihrem Tischherrn plauderte. Miss Wraxton, die Sophy einmal ein ungeschliffenes Geschöpf genannt hatte, konnte nicht umhin zuzugeben, daß ihre gesellschaftlichen Formen über jeden Tadel erhaben waren.
    Der Ball, der um zehn Uhr begann, fand in dem hohen Saal statt, der an der Rückfront des Hauses zu diesem Zweck bereitstand. Der Raum war durch Hunderte von Kerzen erleuchtet, die in einem mächtigen Kristallüster staken; vor drei Tagen hatte man ihn aus seiner Umhüllung aus holländischer Leinwand geschält, die beiden Läufer und der Küchenjunge hatten die Kristallgehänge gewaschen und blankgerieben, daß sie jetzt blitzten und funkelten wie Riesendiamanten. An den Schmalseiten des Saales waren Unmengen von Blumen in Behältern arrangiert, und eine vortreffliche Kapelle war (zu Mr. Rivenhalls Erbitterung) ohne Rücksicht auf die Kosten bestellt worden.
    Doch so geräumig der Saal auch war, bald war er so mit eleganten Leuten gefüllt, daß kein Zweifel mehr möglich war: die Zeremonie würde zuletzt mit der Akkolade enden, das heißt, alle würden sagen, daß man erbärmlich zusammengequetscht worden war. Und mehr konnte eine Gastgeberin ja gar nicht wünschen.
    Eröffnet wurde der Ball mit einem altenglischen Reigentanz, den Mr. Rivenhall mit seiner Kusine anführte. Er entledigte sich seiner Aufgabe mit Schicklichkeit, sie oblag der ihren mit Anmut; und Miss Wraxton, die von ihrem bequemen Sessel an der Längswand die beiden beobachtete, lächelte ihnen wohlwollend zu. Mr. Fawnhope, ein unvergleichlich schöner Tänzer, folgte mit Cecilia – ein Umstand, der Mr. Rivenhall beträchtlich verstimmte. Seiner Ansicht nach hätte Cecilia den Eröffnungstanz einem bedeutsameren Gast

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