Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
seither danach, Sie kennenzulernen.«
    »Major Quinton ist ein arger Spötter, gewiß hat er Ihnen ein ganz falsches Bild von mir gegeben.«
    »Darauf kann ich nur erwidern, daß wir beide in der gleichen Lage sind, denn mich hat man Ihnen nur als den Mann mit Mumps geschildert, und auf die Gefahr hin, für einen eitlen Gecken zu gelten, muß ich Ihnen versichern, daß Sie auch eine falsche Vorstellung von mir gewonnen haben.«
    »Damit haben Sie wohl recht«, sagte Sophy ernst. »Ich habe mir von Ihnen eine ganz falsche Vorstellung gemacht.« Ihr Blick suchte Cecilia und Mr. Fawnhope, sie seufzte und sagte: »Manches mag ein wenig schwierig sein.«
    Lord Charlbury folgte ihrem Blick und sagte: »Das ist mir inzwischen auch klargeworden.«
    »Ich verstehe auch wirklich nicht«, sagte Sophy entschieden, »was in Sie gefahren ist, Sir, daß Sie sich gerade in einem solchen Moment Mumps zuzogen.«
    »Absichtlich habe ich es ja nicht getan«, gestand Seine Lordschaft bedrückt.
    »Sie waren dabei höchst übel beraten.«
    »Nicht übel beraten! Es war mein Mißgeschick.«
    Eben jetzt tauchte Mr. Wychbold mit Sophys Limonade auf. »Hallo, Everard!« begrüßte er Lord Charlbury. »Ich wußte gar nicht, daß Sie schon wieder unter Menschen gehen. Wie steht das Befinden, mein Lieber?«
    »Seelisch verletzt, Cyprian, seelisch verletzt! Die Leiden, die mir die Krankheit gebracht, waren nichts gegen das, was ich jetzt ausstehen muß. Ob ich das je überlebe?«
    »Na wissen Sie«, tröstete Mr. Wychbold, »es ist natürlich ein verdammtes Pech, aber London hat ein kurzes Gedächtnis. Erinnern Sie sich an den armen Bolton, der just über den Kopf seines Pferdes in die Serpentine flog? Eine Woche lang war von nichts anderem die Rede. Der arme Bursche mußte eine Weile aufs Land verschwinden, aber dann war alles vorüber.«
    »Also muß ich auch aufs Land?« fragte Lord Charlbury.
    »Keineswegs«, entschied Sophy. Und da Mr. Wychbolds Aufmerksamkeit jetzt von einer Dame in flohfarbener Seide in Anspruch genommen wurde, wandte sie sich ihrem Begleiter zu und fragte unumwunden: »Sind Sie ein sehr guter Tänzer?«
    »Wohl kaum über dem Durchschnitt. Gewiß nicht mit dem vortrefflichen jungen Mann zu vergleichen, den wir beide nicht aus den Augen lassen.«
    »Dann würde ich an Ihrer Stelle Cecilia nicht zum Walzer engagieren.«
    »Ich habe es bereits versucht, aber Ihre Warnung ist unnütz: sie ist schon für alle Walzer und auch für die Quadrille vergeben. Ich darf höchstens hoffen, sie für einen Reigentanz zu bekommen.«
    »Tun Sie es nicht«, warnte Sophy. »Man soll auch nicht mit einem zu reden versuchen, wenn man seine ganze Aufmerksamkeit auf den Tanzpas richten müßte. Das ist immer verhängnisvoll.«
    Er wandte ihr das Gesicht zu und gab ihren freimütigen Blick zurück. »Miss Stanton-Lacy, Sie sind sich über meine Lage im klaren. Wollen Sie mir offen sagen, wie es um mich steht, und wer der Adonis ist, der Sonderrechte auf Miss Rivenhall geltend macht?«
    »Er heißt Augustus Fawnhope und ist ein Poet.«
    »Der Name hat einen ominösen Klang. Ich kenne natürlich die Familie, aber diesem Sprößling bin ich noch nicht begegnet.«
    »Sehr begreiflich, denn er war mit Sir Charles Stuart in Brüssel. Lord Charlbury, Sie sehen mir wie ein vernünftiger Mann aus.«
    »Und mir wäre es lieber, ich hätte einen Kopf wie auf einer griechischen Münze«, beklagte er sich.
    Sophy überhörte diese Frivolität. »Sie müssen begreifen, daß die Hälfte aller jungen Damen Londons in Mr. Fawnhope vernarrt ist.«
    »Das glaube ich gern, und ich neide ihm eigentlich nur eine seiner Eroberungen.«
    Darauf hätte sie geantwortet, wenn sie nicht unterbrochen worden wäre. Lord Ombersley, der nach dem Dinner verschwunden war, tauchte nun in Gesellschaft eines ältlichen und äußerst korpulenten Mannes auf, in dem man unschwer ein Mitglied der königlichen Familie erkannte. Es war in der Tat der Herzog von York, jener von »Farmer Georges« Söhnen, der ihm am meisten ähnlich war. Er hatte die gleichen vorquellenden blauen Augen, die Schnabelnase, die Pausbacken und den aufgeworfenen Mund, nur war er noch weit größer und umfangreicher als sein Vater. Immer schien er in unmittelbarer Gefahr, seine allzu engen Pantalons zu sprengen, beim Sprechen keuchte er, war aber ansonsten ein recht jovialer Fürst, nicht schwer zu befriedigen, wenig auf Zeremoniell erpicht und gemütlich mit jedem schwatzend, der ihm vorgestellt wurde.

Weitere Kostenlose Bücher