Die drei Ehen der Grand Sophy
vorbehalten müssen, und er zog auch keinen Trost daraus, als er von allen Seiten Worte der Bewunderung für das anmutige und schöne Paar vernahm. Nirgends zeigte sich Mr. Fawnhope vorteilhafter als im Ballsaal, und die Dame, die er führte, durfte sich beglückwünschen. Neidvolle Blicke folgten Cecilia, und manch eine dunkle Schönheit wünschte, da Mr. Fawnhope, selber engelhaft blond, unbegreiflicherweise Goldhaar dem schwarzen vorzog, ihre Farbe nach seinem Geschmack tauschen zu können.
Lord Bromford war unter den ersten Gästen gewesen, hatte aber trotz Mr. Rivenhalls Hilfe Sophys Hand nicht für den ersten Tanz erlangt, und da dem Reigen ein Walzer folgte, mußte er geraume Zeit warten, bis er ihr Tanzpartner wurde. Während des Walzers stand er unter den Zuschauern, trat an Miss Wraxtons Stuhl und unterhielt sie, indem er ihr seine Ansichten über den Walzer kundtat. In gewissem Maße war sie gleicher Meinung wie er, doch drückte sie sich zurückhaltender aus und sagte, sie selber tanze ihn wohl nicht, doch müsse ein Tanz nicht ganz abgelehnt werden, der nun auch schon bei Almack sanktioniert sei.
»Im Gouverneurspalais habe ich ihn nie tanzen gesehen«, versicherte Lord Bromford.
Darauf erwiderte Miss Wraxton, die eine große Liebhaberin von Reisebeschreibungen war: »Oh, Jamaika! Wie sehr beneide ich Sie um Ihren Aufenthalt auf dieser interessanten Insel! Gewiß ist Jamaika eine der romantischsten Gegenden, die man sich nur vorstellen kann!«
Lord Bromford, der keine Abenteuerromane aus der Zeit der spanischen Weltmacht gelesen hatte, erwiderte darauf, es lasse sich jedenfalls vieles zugunsten Jamaikas sagen, rühmte die Heilquellen und die Vielfalt der Marmorsorten, die man in den Bergen Jamaikas fand, und Miss Wraxton, die ihm aufmerksam zuhörte, äußerte nachher zu Mr. Rivenhall, Seine Lordschaft verfüge zweifellos über einen wohlgepflegten Verstand.
Der Abend war bereits halb herum, als Sophy, noch atemlos von einem mitreißenden Walzer, den sie mit Mr. Wychbold getanzt, sich fächelnd an der Wand stand und die noch auf der Tanzfläche kreisenden Paare betrachtete, während ihr Partner sich um ein Glas geeister Limonade für sie bemühte; plötzlich wurde sie von einem sympathisch aussehenden Gentleman angesprochen, der auf sie zutrat und lächelnd sagte: »Mein Freund, Major Quinton, hat mir hoch und heilig versprochen, mich der Grand Sophy vorzustellen, aber jetzt läuft der Unheilsbursche von einem zum andern und hat mich ganz vergessen! Sie werden mir doch die Formlosigkeit vergeben, Miss Stanton-Lacy! Zwar habe ich hier eigentlich nichts zu suchen, denn ich bin nicht einmal eingeladen, aber Charles versichert, daß ich bestimmt eine Einladung bekommen hätte, wäre man nicht der Meinung gewesen, daß ich noch auf dem Krankenbett läge.«
Freimütig, wie es ihre Art war, sah sie ihn abschätzend an, und er gefiel ihr: ein Mann am Anfang der Dreißiger, nicht eigentlich hübsch, aber gefällig anzuschauen und dank einem Paar lustiger grauer Augen keineswegs gewöhnlich. Er war etwas überdurchschnittlich groß, hatte kräftige Schultern und Beine, die für Reitstiefel wie geschaffen schienen.
»Das ist nicht nett von Major Quinton«, sagte Sophy lächelnd, »aber Sie wissen ja, daß nicht viel gilt, was er so in den Tag hineinspricht! Hätten wir Ihnen eine Einladung senden müssen? Sie dürfen uns nicht böse sein! Ich hoffe, Ihre Krankheit war nicht von ernster Natur.«
»Ach, sie war eher schmerzhaft und beschämend! Würden Sie glauben, daß ein Mann meines Alters von solch einer Kinderkrankheit befallen werden kann, Gnädigste? Mumps!«
Sophy ließ ihren Fächer fallen: »Wie sagten Sie, bitte? Mumps?«
»Mumps«, wiederholte er, hob den Fächer auf und reichte ihn ihr. »Und ich kann mich über Ihr Staunen nicht einmal wundern.«
»Also sind Sie Lord Charlbury?«
Er verneigte sich. »Das bin ich, und ich sehe wohl, daß mein übler Ruf mir vorausgeeilt ist. Zugegeben, ich hätte in Ihren Gedanken nicht als der Mann mit Mumps figurieren mögen, aber nun ist es einmal so.«
»Setzen wir uns«, sagte Sophy.
Er sah belustigt aus, geleitete sie aber zu dem Sofa. »Soll ich Ihnen nicht zuerst ein Glas Limonade besorgen?«
»Mr. Wychbold – Sie kennen ihn wohl? – ist schon danach unterwegs. Ich möchte lieber mit Ihnen plaudern, denn ich habe natürlich so viel von Ihnen gehört.«
»Nichts wäre mir lieber, denn ich habe meinerseits viel über Sie gehört und brenne
Weitere Kostenlose Bücher