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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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des Stalles gut. Das Pferd mußte kommen!«
    Sophy, von ihrem Gedächtnis selten im Stich gelassen, erkannte sofort den Namen Goldhanger, den sie auf jenem Zettel gelesen, tat aber keine Erwähnung, sondern fragte nur, ob das verhängnisvolle Pferd denn nun versagt habe.
    »Nicht einmal Platz!« stöhnte Hubert.
    Sie nickte verständnisvoll. »Nach Sir Horaces Ansicht kommt ein Pferd, auf dessen Sieg du deine Zukunft gründest, nie auch nur auf Platz«, bemerkte sie. »Seiner Meinung nach darf man überhaupt nie spielen, wenn man in Geldverlegenheit ist. Nur mit vollen Taschen hat man eine gewisse Aussicht zu gewinnen. Und Sir Horace hat immer recht.«
    Hubert erging sich nun minutenlang in bitteren Anschuldigungen und äußerte Verdächtigungen gegen den Besitzer des Stalles, den Trainer und Jockei, Leute, die wegen betrügerischer Machenschaften vor Gericht gehörten; Dinge sagte er, die nicht gerade für das Ohr einer weniger diskreten Person als seiner Kusine bestimmt waren. Sie hörte ihm geduldig zu, und erst, als sein Zorn verraucht war, brachte sie die Rede wieder auf einen Gegenstand, der ihr wichtiger erschien.
    »Hubert, du bist noch nicht volljährig. Es ist unerlaubt, Minderjährigen Geld zu leihen. Als der junge – nun, der Name tut nichts zur Sache, wir kennen ihn beide gut! –, als ein junger Mann meiner Bekanntschaft in solch eine Verlegenheit geriet, wandte er sich an Sir Horace um Rat, und da erklärte ihm Sir Horace das. Ich glaube, es sind auf erpresserischen Kredit an Minderjährige sehr hohe Strafen gesetzt.«
    »Weiß ich auch«, sagte Hubert. »Die meisten tun es ja auch nicht, aber einer meiner Freunde hat mich eben an Goldhanger gewiesen und hat mir geraten, was ich sagen sollte, hat mich auch informiert, wie ich es mit den Zinsen zu halten hätte. Mir schien das damals ganz gleichgültig, denn ich dachte ja –«
    »Sind es sehr hohe Zinsen?« fragte Sophy.
    Er nickte. »Nun ja, ich habe ihn über mein Alter belogen, ihm war natürlich ganz klar, daß ich noch nicht einundzwanzig bin, aber – nun ja, jetzt hat er mich in der Hand. Ich habe eben gedacht, ich würde alles beim Rennen zurückgewinnen.«
    »Wieviel hast du dir denn ausgeliehen, Hubert?«
    »Fünfhundert«, murmelte er.
    »Um Himmels willen, das alles hast du beim Kartenspiel verloren?« rief sie.
    »Nein, aber ich wollte hundert haben, um mir etwas zurückzuholen, verstehst du? Es genügte ja nicht, daß ich meine Schulden zahlte, ich mußte ja auch irgendwie Geld zustande bringen, um Goldhanger zu befriedigen.«
    Sophy mußte unwillkürlich über diese geniale Finanzierungsmethode lachen, aber Hubert sah sie so gekränkt an, daß sie um Verzeihung bat und sagte: »Jedenfalls begreife ich, daß dein Mister Goldhanger ein schändlicher Kerl ist.«
    »Das stimmt schon«, gestand Hubert niedergeschlagen. »Er ist ein alter Satan, und ich könnte mir die Haare ausreißen, daß ich je in seine Nähe gekommen bin. Natürlich wußte ich damals noch nicht, was ich jetzt von ihm weiß, aber schon auf den ersten Blick – na, jetzt ist es zu spät, jetzt hat es keinen Sinn mehr, sich über Geschehenes zu ärgern.«
    »Ja, dazu ist es viel zu spät, aber darum braucht man auch noch nicht zu verzweifeln! Angst brauchst du bestimmt keine zu haben, denn er weiß natürlich, daß er das Geld nicht von einem Minderjährigen eintreiben kann. Er würde es nie wagen, mit dieser Forderung zu Gericht zu gehen.«
    »Denk nicht daran, Sophy, zurückbekommen muß er sein Geld. Die Sache ist übrigens weit schlimmer. Er hat von mir Sicherheit verlangt, ein Pfand – ich hab ihm etwas überschrieben.«
    Seine Zerknirschung spiegelte Sophy haarsträubende Möglichkeiten vor. »Hubert, du hast doch nicht Familienerbgut oder etwas dergleichen verpfändet?«
    »Nein, so schlimm ist es nicht«, sagte er empört. »Was ich gegeben habe, war mein Eigentum, und Erbgut in dem Sinn kann man es wohl nicht nennen. Wenn aber je herauskäme, daß ich es verloren habe, dann wäre der Teufel los, und gewiß würde man ein Geschrei davon machen, als ob ich der reinste Taschendieb wäre! Großvater Stanton-Lacy hat es mir vererbt: dummes Zeug, heutzutage trägt man so etwas gar nicht mehr. Er hat es allerdings getragen, und Mutter sagt immer, daß nichts auf der Welt sie so sehr an den alten Herrn erinnert, denn sie hat ihn nie gesehen, ohne daß er das Ding an der Hand gehabt hätte – male dir also aus, was es gäbe, wenn sie wüßte, daß ich es zum Pfand gegeben

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