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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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hat, so aufs Haar, daß sie die erste Gelegenheit, allein mit Hubert zu sprechen, benützte, ihn zu fragen, was schiefgegangen wäre. Mr. Rivenhall war am Tag vorher nach Thorpe Grange, dem Gut in Leicestershire, das er von seinem Großonkel geerbt, gefahren und war noch nicht wieder nach London zurückgekehrt; doch Hubert machte Sophy klar, daß er selbst in bitterster Bedrängnis und wenn der ältere Bruder auch in London wäre, nie mit einem Anliegen zu ihm gehen würde.
    »Er hat mir das deutlich genug gesagt! Klipp und klar: er tut es nicht! Schön! Spielt keine Rolle!«
    »Ich könnte mir vorstellen«, erwiderte Sophy in ihrer gelassenen Art, »daß Charles mehr sagt, als er meint. Das beste wäre, Hubert, du sagtest mir, was schiefgegangen ist. Vermutlich hast du in Newmarket eine Menge Geld verspielt.«
    »Wenn das alles wäre!« rief er unbedachtsam.
    »Nun, wenn das nicht alles ist, dann solltest du mir eben das übrige auch noch sagen, Hubert«, erwiderte sie mit freundlichem Lächeln. »Du kannst dich darauf verlassen, daß es bei mir gut aufgehoben ist, denn Sir Horace hat mich zu der Überzeugung erzogen, daß es nichts Scheußlicheres gibt, als Geheimnisse auszuplaudern. Du bist offenbar in irgendwelchen Schwierigkeiten, und wenn du mir nichts sagst, werde ich deinem Bruder eine Andeutung machen müssen, denn ich möchte zehn zu eins wetten, daß du noch tiefer in das Unheil hineinreitest, wenn niemand dir mit Rat und Tat beisteht.«
    Er wurde blaß. »Sophy, du wirst doch nicht –«
    »Natürlich werde ich nicht! Du bist wirklich ein ekelhafter Kerl, willst absolut nichts sagen und läßt mich fragen. Steckt vielleicht eine Frau dahinter? Etwa von der Sorte, für die Sir Horace den Ausdruck Schleiergeheimnisse gebraucht?«
    »Sophy, auf mein Wort – nichts dergleichen!«
    »Also doch Geld?«
    Er antwortete nicht, und nach einer Weile deutete sie einladend auf das Sofa und sagte: »Komm, setz dich zu mir! Es ist gewiß nicht halb so schlimm, wie du fürchtest.«
    Er lachte kurz auf, ließ sich aber doch bereden, neben ihr Platz zu nehmen, und vergrub die Stirn in den Fäusten. »Ich ziehe mich schon heraus. Kommt es zum Schlimmsten, so kann man immer noch zur Armee.«
    »Das stimmt, aber mit der Armee kenne ich mich einigermaßen aus, und ich glaube nicht, daß dir der Truppendienst behagen würde. Übrigens würde meine Tante sehr traurig sein, das ist dir doch klar?«
    Es galt nicht gerade als geziemend, daß ein junger Gentleman von Huberts Rang seine Schwierigkeiten einem Frauenzimmer anvertraute, und noch dazu einem, das nicht ganz so alt war wie er selbst; aber nach einiger Mühe brachte Sophy das Geständnis doch aus ihm heraus. Es war nicht gerade ein sehr zusammenhängender Bericht, sie mußte ihn mehrere Male unterbrechen, aber schließlich war es klar, daß er in die Klauen eines Wucherers gefallen war. Hubert hatte im Vorjahr in Oxford Schulden gemacht, die er seinem Bruder nicht zu gestehen wagte und die er, wie es seit Menschengedenken die Art der Jugend ist, irgendwie selber zu tilgen hoffte. Freunde führten ihn in Londoner Spielsalons ein; ein wenig Glück im Bakkarat oder an der Roulette hätte gewiß alles in Ordnung gebracht; als er aber dann während der Weihnachtsferien auf diesem Weg die Rettung suchte, war er von einer unvorstellbaren Pechsträhne verfolgt gewesen. Noch jetzt liefen ihm Schauer über den Rücken, wenn er sich dieses gräßlichen Mißgeschicks entsann, und seine lebenskluge Kusine schloß daraus, daß Hubert eigentlich kein echter Spieler, war. Immerhin, hohe Ehrenschulden lasteten auf ihm, nachdem sein schrecklicher Bruder schon um viel geringerer Beträge willen siedendes Öl auf ihn ausgegossen. Was blieb übrig? Man konnte nur ins Wasser springen oder zum Wucherer gehen. Und doch hätte er sich auch jetzt nicht entschlossen, bei einem gottverdammten Halsabschneider seine Zuflucht zu suchen, hätte er nicht gehofft, die Sache binnen sechs Monaten in Ordnung bringen zu können.
    »Du meinst, wenn du demnächst großjährig wirst?«
    »Nein, eigentlich habe ich das nicht gemeint«, gestand er errötend. »Allerdings scheint auch der alte Goldhanger die Sache so aufgefaßt zu haben, als er mir das Geld lieh. Ich selber habe nie darauf Bezug genommen. Hab nur gesagt, daß ich bestimmt demnächst eine Menge Geld in die Hand bekomme – und ich war vollkommen sicher! Es konnte gar nicht fehl gehen! Bob Gilmorton, einer meiner besten Freunde, kannte den Besitzer

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