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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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meinte, denn seine Kundschaft liebte im allgemeinen kein Aufsehen. So sagte er: »Ich glaube, Lord Ombersley wird lieber meine Forderungen begleichen.«
    »Das würde er vermutlich, und darum habe ich ihm auch nichts davon gesagt, denn ich halte es für unvernünftig, sich von einem Menschen wie Sie erpressen zu lassen, einzig und allein aus Mangel an Courage.«
    Dieser ungewohnte Gesichtspunkt war geeignet, in Mr. Goldhanger eine Abneigung gegen seine Besucherin aufkeimen zu lassen. Mit Frauen, das wußte er, kannte man sich nie ganz aus. So beugte er sich vor und versuchte Sophy einige der peinlichen Folgen auseinanderzusetzen, mit denen Mr. Rivenhall zu rechnen hatte, wenn er auch nur, einen Teil seiner Schuld abstritt. Mr. Goldhanger war redegewandt, und was er an Unheildrohendem vorzubringen wußte, verfehlte selten die Wirkung auf seine Zuhörer. Aber an diesem Tag versagte er.
    »Alles das ist Unsinn«, unterbrach ihn Sophy, »und Sie wissen das so gut wie ich. Was Mr. Rivenhall passieren würde, wäre alles in allem eine Standpauke, sein Vater würde ihm einige Wochen grollen, aber daß er von Oxford weg müßte, davon ist gar nicht die Rede! Die in Oxford werden von der Sache hier gar nichts erfahren, denn Sie tun doch, weiß Gott, Schlimmeres, als Geld zu Wucherzinsen an junge Herren verleihen, und wenn ich erst in der Bow Street war, dann bringt man Sie, da wette ich zehn zu eins, noch mit anderen Beschuldigungen ins Gefängnis. Vergessen Sie auch nicht, daß Sie, sobald die Behörden wissen, daß Sie einem Minderjährigen Geld geliehen haben, nie wieder einen Penny davon sehen. Reden Sie also, bitte, keinen Unsinn. Ich habe nicht die geringste Angst vor Ihnen oder vor irgend etwas, was Sie tun könnten.«
    »Sie sind wirklich sehr couragiert«, sagte Mr. Goldhanger freundlich. »Sie haben auch einen gesunden Verstand, wie sie richtig zu bemerken beliebten. Aber ich habe auch gesunden Verstand, Mylady, und der sagt mir, daß Sie nicht mit der Einwilligung oder auch nur mit Wissen Ihrer Eltern oder auch nur Ihrer Zofe, ja nicht einmal mit Wissen Mr. Hubert Rivenhalls hier sind. Vielleicht hätten Sie wirklich Lust, in der Bow Street gegen mich auszusagen. Ich weiß nicht. Vermutlich würde sich Ihnen kaum die Gelegenheit dazu bieten. Ich möchte aber nicht zu einer so schönen jungen Lady unfreundlich sein – wie wäre es wohl mit einem kleinen Kompromiß? Sie geben mir die fünfhundert Pfund, die Sie mitgebracht haben, und diese netten kleinen Perlen, die Sie an den Ohren tragen, ich gebe Ihnen Mr. Rivenhalls Schuldschein, und wir sind beide befriedigt.«
    Sophy lachte. »Kann mir denken, daß Sie außerordentlich befriedigt wären! Ich gebe Ihnen fünfhundert Pfund für den Schuldschein und den Ring, und nicht einen Penny mehr.«
    »Vielleicht haben Sie aber liebevolle Eltern, die willens wären, mir weit, weit mehr zu geben, wenn ich Sie ihnen lebendig und unbeschädigt zurückgebe, Mylady?«
    Bei diesen Worten stand er auf, aber seine unliebsame Besucherin zeigte keineswegs heimlichen Schrecken, sondern zog gelassen die rechte Hand aus dem Muff. Und diese Hand hielt eine kleine, aber recht handliche Pistole. »Bitte, nehmen Sie wieder Platz, Mr. Goldhanger«, sagte sie.
    Er setzte sich. Er war zwar der Meinung, daß keine Frau lauten Knall vertrage, geschweige denn einen Abzug hantieren könne, aber er hatte inzwischen genug von Sophy gesehen, um diese Überzeugung nicht mutwillig auf die Probe zu stellen. So bat er sie denn, nicht unsinnig zu handeln.
    »Sie müssen sich nicht einbilden, daß ich mit einer Pistole nicht umgehen kann«, sagte Sophy ermutigend. »Ich bin in der Tat die reinste Kunstschützin. Vielleicht interessiert es Sie zu hören, daß ich einen Teil meines Lebens in Spanien verbracht habe, wo man zuweilen recht unliebsamen Begegnungen ausgesetzt ist, zum Beispiel solchen mit Banditen. Darum hat mein Vater mir das Schießen beigebracht. Ich bin nicht ein so guter Schütze wie er, aber auf diese Entfernung könnte ich eine Kugel genau an der Stelle von Ihnen placieren, die ich wähle.«
    »Sie wollen mich einschüchtern«, sagte Mr. Goldhanger unmutig, »aber ich fürchte Schußwaffen in Frauenhänden nicht, und ich weiß recht wohl, daß die Pistole nicht geladen ist.«
    »Nun, wenn Sie sich von Ihrem Stuhl entfernen, werden Sie bemerken, daß sie geladen ist«, sagte Sophy. »Das heißt, Sie werden zwar tot sein, aber vermutlich werden Sie gerade noch bemerken, wie es

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