Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)

Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)

Titel: Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bolz
Vom Netzwerk:
„Zwar schwach und weit entfernt, aber es ist da.“ Joshua hatte nicht gewusst, wie sehr er genau das gefürchtet hatte, bevor die Gedanken des Wolfs ihn erreichten. Er hatte sich nach dem Licht gesehnt. Nach zwei Tagen in absoluter Finsternis sollte es ihm mehr als willkommen sein. Aber es brachte eine ganze Reihe von Dingen mit sich, denen Joshua nicht gegenübertreten wollte – Winds Schicksal an allererster Stelle. Aber ein anderer Gedanke drang langsam in sein Bewusstsein vor. Ein Gedanke, den er verdrängt hatte, so lange er konnte. Und jetzt hatte er ihn endlich eingeholt. Es war der Gedanke an seinen eigenen Tod. Er machte sich keine großen Hoffnungen, dass ihnen ein Sieg über den Geier gelingen würde. Er war einfach zu mächtig. Sicher war ein Kampf gegen ihn aussichtslos. Krieg kam in der Luft nicht gegen seine Klauen an und der Wolf hatte selbst am Boden keine Chance gegen ihn. Und dann gab es ja auch noch die Spinnen. Es schien alles so hoffnungslos.
    Aber da war noch ein Gedanke, der unter all den anderen begraben war und der seine Aufmerksamkeit wenigstens teilweise beanspruchte. Es war der Gedanke daran, gegen den Geier zu kämpfen, mit allem, was sie hatten, all ihren Fähigkeiten und all der Kraft, die ihnen noch geblieben war. Und einen winzigen Augenblick lang spürte er die Löwin in sich. Das Gefühl war nur schwach und er fühlte bei Weitem nicht ihre volle Kraft. Aber es genügte ihm, um sich aufzurichten und sich nicht länger zusammenzukauern. Es reichte aus, um Krieg und dem Wolf zu versichern, dass sie nicht besiegt werden würden und dass sie kämpfen würden bis zum Ende, füreinander kämpfen und um das Leben des Pegasus.
    Er konnte die schweigende Zustimmung der anderen fühlen, aber er spürte auch einen kurzen Moment der Unruhe unter den Spinnen. Eine leichte Unterbrechung in ihrem Rhythmus, als ob das, was in Joshua aufgewallt war, was auch immer es gewesen sein mochte, sie irgendwie beeinflusst hatte. War es Furcht, die er von ihnen empfing? Aber das konnte nicht sein. Sie waren tot. Weder Furcht, noch Hass oder sonst eine Emotion war noch in ihnen vorhanden. War es denkbar, dass das, was er gefühlt hatte, irgendwie über die Spinnen zu dem Geier übermittelt worden war? War es dessen Furcht, die er gespürt hatte?
    „Krieg, bleib bitte ruhig, aber ich glaube, ich kann sehen, was sich am Ende der Höhle befindet.“ Graus Gedanken erreichten sie leise. Und mit ihnen ein Bild, das dem Pferd einen Schauer über den Rücken jagte. Joshua musste all seine Kraft zusammennehmen, um nicht einen lauten Hahnenschrei auszustoßen. Sie sahen Wind. Sie hing in dem Spinnennetz, beleuchtet von einem einzigen Lichtstrahl, der von irgendwo hoch oben aus der Decke kam. Die Schnitte in ihrem Bauch und ihrer Seite waren dunkelrot. Wenn Joshua auch nur die geringste Hoffnung gehabt hatte, sie lebend zu finden, wurde sie ihm in diesem Moment genommen. Er konnte sie nicht festhalten. Sie verlor sich wie ein einzelner Funke in der Nacht. Was übrig blieb, war Hoffnungslosigkeit. Die Macht, die der Geier über sie hatte, war zu stark.
    „Schirme deine Gedanken ab, Joshua“, dachte Grau. „Er kann deine Angst spüren und wird sie dir tausendfach zurückgeben. Du wirst nicht gegen ihn kämpfen können, wenn die Furcht dich hemmt. Wir brauchen dich.“
    Joshua bemerkte, dass er den Wolf wieder sehen konnte. Zwar nur schemenhaft, da die Dunkelheit um sie herum immer noch zu dicht war. Aber er konnte seine Silhouette erkennen und als der Wolf sich ihm zuwandte, sah er deutlich seine Augen.
    „Du musst tief in dich hineinhorchen, Joshua. Du musst alles vergessen, was du gelernt hast, und du musst größer und stärker werden, als du es im Moment für möglich hältst. Was auch immer du in dir gespürt hast, damals im Turm der Zuflucht, du musst es dir befehlen und du musst daran festhalten und du darfst es niemals loslassen. Du musst es dir befehlen, Joshua.“
    „Ich befehle es“, antwortete Joshua.
    „Du befiehlst es!“ Die Augen des Wolfs fixierten die seinen. Joshua konnte sich nicht abwenden.
    „Ich befehle es“, antwortete Joshua wieder.
    Der Wolf nickte leicht. Dann löste er seinen Blick von Joshua und sah dem Licht entgegen und Winds leblosem Körper, der in seinem leuchtenden Strahl hing.

 
     
     
    Kapitel 22 – Schlacht
     
     
    Der Glanz des Lichtstrahls breitete sich in der Höhle aus und Joshua konnte nun die Spinnen sehen, die sie umzingelt hatten. Es waren viel mehr, als er

Weitere Kostenlose Bücher